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Ein Ex-Sith geht auf Sith-Jagd? (Star Wars Visions: Ronin)

Star Wars Visions ist ein interessantes Projekt, das nicht nur die Bedeutung des Kanons in Frage stellt, sondern auch mit allerlei interessanten Konzepten aufzuwarten weiß...

Für die ganz hartgesottenen Fans lässt sich Star Wars Visions vielleicht mit den Star Wars Tales aus der Ära der Dark Horse Comics vergleichen, denn auch diese waren weitgehend Oneshots, in denen Autoren und Zeichner einmalig Konzepte und Ideen ausprobieren durften, ohne dass diese zwangsläufig Teil der bestehenden Kontinuität sein mussten. Als Beispiel, in einer dieser Geschichten bekämpfte Luke Skywalker etwa eine holografische Reinkarnation Darth Mauls, nachdem ein Wissenschaftler dessen Gehirn gerettet hatte. Aber es geht auch noch krasser, denn in einer der Tales-Geschichten durfte sich Darth Vader unter den Augen einer Gruppe von Sith-Kultisten mit einem Klon Darth Mauls duellieren. Allzu bekannt wurden die Tales zwar nicht, vielleicht mit Ausnahme der bereits erwähnten Vader vs. Maul-Geschichte, die seinerzeit in deutscher Übesetzung als Sonderheft der Star Wars Comics veröffentlicht wurde (im Zuge der Episode II-Promotion) und später sogar als kanonisch eingestuft wurde, als man damit herumexperimentierte bestimmte Tales-Geschichten doch in die damalige Kontinuität aufzunehmen. 

 

Aber Visions ist anders, denn das Star Wars-Anime-Projekt hat das Potential zu einer größeren Sideshow als es die Tales waren (nicht zu verwechseln mit den Tales of-Kurzgeschichtensammlungen oder den Tales of the Jedi-Comics). Star Wars und Anime haben eines gemein, sie stützen sich beide auf ein japanisches Fundament, auch wenn dieses bei Star Wars durch George Lucas Western-Elemente und pulpige Science Fiction ergänzt wurde, aber es gibt ja auch Anime-Serien die sich umgekehrt bei amerikanischen/westlichen Ideen bedienen. Animes als moderne Nachfolger der einst für George Lucas insprierenden Samurai-Filme zu bezeichnen ist vielleicht etwas gewagt, aber wenn man sich Visions so ansieht, dann wurden ja zumindest für die erste Season Episoden geschaffen, die stark an Lucas Inpsirationsquellen angelehnt sein dürften. In Season 2 kann es dann durchaus noch High-School-Dramen an einer Jedi-Akademie, eine Beach-Episode und Trainings- oder Turnier-Stories geben. Auf der Suche nach Content für künftige Staffeln wird man wohl nichts völlig ausschließen.

 

Visions ist zumindest vorerst nicht kanonisch, weshalb sich die Kreativen auch sehr munter an Elementen wie Sturmtruppen-Rüstungen der originalen Trilogie bedienen können, um Episoden zu gestalten die Jahrhunderte vor dieser angesiedelt sein sollten. Zeichnern und Autoren wurde sichtlich freie Hand dabei gelassen ihre Geschichten zu gestalten und genau das sollte es unmöglich machen Analyse-Videos zu produzieren, in denen anhand von Rüstungsdesigns bestimmt wird, wann ungefähr eine Episode angesiedelt ist und was das für die Skywalker-Saga zu bedeuten hat. Ich finde diese Störung im Fluss der üblichen Star Wars-Publikationen ganz nett, da auf diese Weise das Konzept eines unumstößlichen und religiös zu befolgenden Kanons untergraben wird. Man darf und kann in die Visions-Episoden viel mehr hineininterpretieren, als einem sonst von "Hütern des Kanons" gestattet wird. Wäre Visions keine Serie, dann könnte man dieses Projekt auch einfach begraben und vergessen, aber schon bevor die Serie veröffentlicht wurde gab man auch einen Spinoff-Roman mit dem Titel Ronin bekannt. Passenderweise ist die Grundlage für diese Story auch gleich die erste Episode der ersten Visions-Season (und ich vermute mal es wird durchaus noch eine zweite oder sogar dritte geben, sofern die Zugriffszahlen auf Disney+ stimmen) und genau das womit sich Visions meiner Meinung nach am besten vermarkten lassen wird, auch in Hinsicht auf eine zweite Staffel.

 

Ohne mir schon vorher bewusst gewesen zu sein, dass die erste Visions-Episode auch die Grundlage für den Roman liefern wird, dachte ich mir bei dieser nur: Wow, da könnte man ja einiges damit anstellen. Der titelgebende Ronin ist für mich das Highlight der ersten Visions-Staffel und vielleicht auch weil er einer Idee entspringt, die man gerade in Star Wars-RPGs wie THE OLD REPUBLIC haben kann - was passiert, wenn ein Sith zum Sith-Jäger wird? Natürlich gab es Geschichten dieser Art auch schon in den Legends, etwa als Darth Bane daran ging, den Sith-Orden unter Lord Kaans Führung zu sabotieren oder als Darth Wredd in dem Sith-Orden seiner Zeit den Todesstoß versetzen wollte, da er von diesem einst versklavt und gefoltert worden war. Selbst Darth Caedus Plan den Aufstieg von Darth Krayt und dessen Sith-Orden hinauszuzögern, um seine Tochter so vor der dunklen Seite zu retten lässt sich mit etwas Trickserei unter diese Legenden einreihen, in denen einzelne Sith gegen ihren Orden und andere Sith vorgingen. Die Welt des Ronins ist jedoch an keine bestehende Kontinuität gebunden, weder die alte, noch die neue. Stattdessen existiert er in einer Star Wars Galaxie, die vom feudalen Japan inspiriert ist und in welcher der Sith-Orden als Gruppe abtrünniger Jedi entstand, nachdem sich die verschiedenen Jedi-Klans von ihren Lords zu einer Reihe verheerender Kriege anstiften ließen. Das gibt den Sith der Ronin-Galaxis einen interessanten Spin, denn sie waren diesmal keine machtgierigen und skrupellosen Verbrecher, die nur darauf gewartet haben die dunkelsten Künste zu erlernen. Stattdessen waren diese Sith wohl zunächst Rebellen, die sich gegen ihre kriegstreiberischen Kollegen gestellt haben. Schlussendlich unterlagen die Sith jedoch und wurden zu Eidbrechern und Gesetzlosen abgestempelt, womit manche dunkle Lords auch gar kein Problem mehr zu haben schienen, denn sie streiften sodann mit ihren Soldaten als Banditen durchs Land - dem Inbegriff der Ehrlosigkeit eines "Ronin". Doch es gibt eben auch andere, wie unseren Anti-Helden, der durch das Land streift und die Arbeit verrichtet, welche den Jedi-Rittern wohl zu schmutzig ist - denn unser Ronin jagt seine einstigen Mitstreiter, da sie ihre Ehre nicht bloß verloren, sondern mutwillig aufgegeben haben. Was wir hier vor uns haben ist ein wirklich sehr japanischer Charakter, mit einem "Ehrenkodex" der uns als westlichen Publikum vielleicht etwas fremd vorkommt, aber durchaus faszinierend wirkt. Der Ronin ist genauso in unehrenhaft wie jene plünderneden und raubenden Sith, die er jagt und tötet und er wird wohl nie in der Lage sein seine Ehre wiederzuerlangen, aber all das hält ihn nicht davon ab, das richtige zu tun und seine Fähigkeiten dafür einzusetzen Sühne zu leisten. Ein derart "schwieriger" Charakter ist mir im neuen Kanon zuletzt in der Alphabet Squadron-Trilogie Alexander Freeds untergekommen, auch wenn der Vergleich zwischen Yrica Quell und dem Ronin wohl doch etwas hinkt. Aber imperiale Kriegsverbrecher die imperiale Kriegsverbrecher jagen, weil sie sich schuldig fühlen und es als ihre Aufgabe betrachten der eigenen Korrumpierung auf diese Weise ein Ende zu setzen - das endet in letzter Konsequenz wohl auch sehr samuraihaft, denn wenn der Ronin der letzte seiner Art sein wird muss er wohl Selbstmord begehen und bei einem solchen Charakter erscheint mir das auch glaubwürdig.

 

Es hat wohl wirklich einen japanischen Einfluss gebraucht, um zu verdeutlichen was einen Ronin ausmacht. Mit dem wiederauferstandenen Darth Maul hat man in The Clone Wars ja schon versucht diese Idee auszuarbeiten, was es bedeuten kann ein EX-Sith zu sein. Maul agierte jedoch nicht wirklich als Ronin, sondern sah sich die meiste Zeit über weiterhin als aktiver Sith-Lord, der sogar seinen eigenen Bruder als Schüler annahm. Erst nach seiner Niederlage gegen Darth Sidious und dem Versuch mit Hilfe Mutter Talzins, seiner Armee und der Nachtbrüder Sidious zu stürzen (wobei er auch Darth Tyranus gefangen nahm) verließ Maul zunehmend den Weg der Sith. Was nach diesem Zeitpunkt mit ihm geschah ist bis auf das Serienfinale von TCW eher unklar, auch wenn er bekanntermaßen zum Kopf des Crimson Dawn-Syndikats aufstieg und sein Hauptquartier wohl einige Zeit lang auf Dathomir aufschlug. Ich würde Maul erst in Star Wars Rebels als eine Art Ronin sehen, da er zu diesem Zeitpunkt eindeutig nicht mehr daran glaubt seinen Platz in der Hierarchie der Sith zurückzuerobern. Darth Vader hat ihn endgültig ersetzt und Sidious Inquisitoren jagen ihn. Maul ist in Rebels zumindest eindeutig verstoßen und "herrenlos", was ein wichtiges Kriterium für einen Ronin sein sollte. Mauls Kalkül Ezra Bridger als "Schüler" anzuwerben wirkt jedoch auch noch ein wenig so, als ob er etwas von den Sith-Lehren beibehalten hätte. Man kann jedoch auch spekulieren, ob es Maul vielleicht gar nicht damit ernst meinte und Ezra eher als Schachfigur oder nützlichen Verbündeten betrachtete, jemanden den er mit Hilfe des Versprechens eines Machtzugewinns manipulieren kann. Maul plant jedoch die Sith zu vernichten und auch wenn er nicht ganz daran vorbei kommt sich selbst zu wichtig zu nehmen, ihm scheint durchaus bewusst zu sein, dass er nicht den Todesstoß ausführen wird. Kurz vor seinem Tod scheint Maul sich wohl sogar damit abgefunden zu haben, bestenfalls der Mentor des auserwählten Zerstörers der Sith werden zu können. Mauls Story-Arc ist sicher einer der interessantesten des neuen Kanons, aber mit seinen Rollen als einstiger Herrscher der Mandalorianer und als Don Maul des Crimson Dawn-Syndikats auch schon etwas überfrachtet.

 

Maul ist zudem nicht der einzige Charakter, der sich wohl als Ronin bezeichnen ließe, denn auch Ahsoka Tano würden manche wohl weiterhin als Ex-Jedi und damit als Ronin einordnen. Ahsoka trat aus dem Jedi-Orden aus und wurde rein technisch nicht wieder aufgenommen, wozu noch eine latente Ablehnung der Autorität des Jedi-Rats hinzukam, der sie ja faktisch aus dem Orden ausgeschlossen hat und ihr erst später eine Wiederaufnahme anbot. Ahsoka behielt ihre Jedi-Ideale bei, sogar soweit, dass sie selbst in The Mandalorian noch die Dogmen des alten Jedi-Ordens von Bindungslosigkeit usw zu predigen bereit ist, auch wenn sie gewissermaßen herrenlos wurde. Ahsokas Ronin-Rolle wirkt jedoch weit unspektakulärer als die eines Darth Maul, zumal der Jedi-Rat und die Republik nach Order 66 nicht mehr existierten - so wurden praktisch alle Jedi-Ritter herrenlos, während Darth Sidious als dunkler Lord der Sith weiter seinen Geschäften nachgehen durfte. Den Titel einer Jedi-Ritterin abgelegt und sich der Autorität des Jedi-Rats entzogen zu haben ist für Ahsoka relativ konsequenzenlos, denn wir erfahren in ihrer Geschichte nicht, was es bedeutet so als Ex-Jedi durch die Galaxis zu ziehen, da das ja mehr oder weniger zum Schicksal aller überlebenden Jedi-Ritter geworden ist. Zu erfahren mit welchen Konsequenzen ein Jedi als Ronin leben musste, zumindest im neuen Kanon, werden wir wohl auf die High Republic-Ära angewiesen sein.

 

Einen den ich hier noch gar nicht erwähnt habe, dessen Bruch mit den Jedi, der Republik und schließlich auch dem Sith-Orden jedoch sein späteres Schicksal bestimmten, werde ich hier wohl doch noch erwähnen müssen - Ulic Qel-Droma. Qel-Droma stammt aus den Tales of the Jedi/Jedi-Chroniken und ist damit nicht bloß ein Legends-Charakter, sondern ein comicexklusiver Legends-Charakter, weshalb seine Legende leicht in Vergessenheit geraten kann, unabhängig von der bedeutenden Rolle die er im Sith-Krieg gespielt hat. Qel-Droma war ein loyaler, talentierter und geradezu großartiger Jedi-Ritter - bis er nach dem Tod seines Meisters und einer riskanten Undercover-Mission der dunklen Seite zum Opfer fiel. Qel-Droma wandte sich von allem ab, was er zuvor in Ehren gehalten hatte und wurde zum Kriegsherrn im Dienste einer "dunklen Zauberin" - aka der mit Sith-Alchemie vertrauten Prinzessin und nunmehrigen Fürstin eines angestaubten Kaiserreichs. Zumindest einer der als Ronin Karriere gemacht hat und bei dem sich argumentieren ließe, er hätte ja nur den Dienstherrn gewechselt, jedenfalls bis er zum Sith-Lord wurde und nach einer tödlichen Auseinandersetzung mit seinem eigenen Bruder einmal mehr die Seiten wechselte. Ulic Qel-Droma verriet seinen Kameraden und Sith-Mentor Exar Kun, um sich von einem Teil seiner Schuld zu befreien, doch anstatt vor Gericht zu landen und sich seiner wahrscheinlichen Hinrichtung zu stellen entkam er, wenn auch ohne seine Machtfähigkeiten, die ihm von seiner einstigen Geliebten geraubt worden waren. Nach seinem spektakulären Verrat streifte Qel-Droma jedoch ziellos durch die Galaxis und ließ sich schließlich auf Rhen Var nieder, wo er entgegen aller Erwartungen zum Mentor und Jedi-Meister Vima Sunriders wurde. So gewann Ulic Qel-Droma sogar noch seine Erlösung.

 

Ein anderes Beispiel wäre vielleicht die weit enigmatischere Kreia/Darth Traya, die als Ex-Jedi zunächst mit ihrem Sith-Triumvirat versuchte den Jedi-Orden auszulöschen. Nach ihrem "Rauswurf" aus dem Sith-Triumvirat brach sie jedoch auch dazu auf jemanden zu finden, der nun die Sith und ihre eigenen Sith-Kreationen vernichten sollte. In dieser Rolle als Mentorin der Verbannten eliminierte sie sogar "eigenhändig" die letzten Überlebenden des Jedi-Rats und führte ihren Schützling bis nach Malachor V, um die dortige Sith-Akademie zu zerstören. In meinen Augen war Kreia am Ende ihres Lebens weder eine Jedi, noch eine Sith und hatte all ihre Bündnisse und Zugehörigkeiten hinter sich gelassen - was sie zu einer wahren Ronin machte. Soviel sie auch abgestreift haben mag, Kreia blieb ihrer Überzegung treu, die nun darin bestand, dass die Macht an sich bekämpft werden musste und somit keiner der Orden weiterexistieren sollte. Auf ihre Weise wurde Kreia durch ihre Rebellion gegen den Willen der Macht jedoch auch zu einem Werkzeug dieses Willens, denn durch ihre Taten wurden die von Exar Kun und Darth Revan wieder aufgebauten Sith vernichtet und der Jedi-Orden konnte sich frei von den starren Dogmen der alten Garde reformieren.

 

Die Geschichten der zu Ronin gewordenen Ex-Sith haben meistens diesen einen Aspekt gemeinsam, sie erzählen davon wie die Revolution ihre eigenen Kinder frisst. Sith sehen sich anfangs fast immer als Rebellen und Vertreter eines revolutionär anderen Denkens, doch egal was sie erschaffen und wie lange ihre Organisationen oder gar Imperien bestehen, am Ende zerfleischen sich die letzten Sith gegenseitig und haben all ihre noblen Ideale verloren. In diesem Endspiel treten dann jedoch auch Zentrifugalkräfte auf, welche die hoffnungslosen Kriminellen von Überzeugungstätern trennen. Meinem Empfinden nach wird oft übersehen, was einzelne Charaktere dazu verleitet hat sich den Sith anzuschließen oder diese Treue aufrecht zu erhalten. So sehr man von Macht, Ruhm und Reichtum spricht, nicht jede Inkarnation des Sith-Ordens hatte dieses zu vergeben. Ich würde auch behaupten, dass viele Sith in der galaktischen Geschichte einfach einem Pfad folgten, der ihnen vorgegeben worden war und als die Welt um sie herum zusammenbrach wurden sie eben von ihrem Überlebenswillen angetrieben. Vom dunklen Lord zum Banditen - meiner Meinung nach dürfte das für viele Sith zur harten Realität geworden sein, nachdem ihre Imperien untergingen. Natürlich hilft eine klassische Sith-Ausbildung sich dabei in einer rauen und gesetzlosen Welt zurechtzufinden, sodass die wirkliche Glanzstunde des Jedi-Ordens erst mit dem Untergang eines Sith-Imperiums beginnen dürfte. Wenn Jedi-Ritter durch die Galaxis ziehen, um die letzten Sith-Lords zur Rechenschaft zu ziehen, dann bekämpfen sie naturgemäß auch Banditen, Piraten und besonders erfolgreiche Tyrannen. Aber das ist das idealisierte Bild des Jedi-Ordens, denn wie wir aus den Legends wissen endete der Einflussbereich des Jedi-Ordens für gewöhnlich spätestetens an den Grenzen der Republik und oft schon früher, nämlich dort von wo man auf Coruscant nicht mehr gehört werden konnte.

 

Selbst vor dem Untergang eines Reichs der Sith kann es dazu kommen, dass die unterschiedlichen dunklen Lords übereinander herfallen, wie in John Jackson Millers Knight Errant-Comics (und dem dazugehörigen Roman) beschrieben. Millers Werk dürfte leider zu den Bereichen der Legends gehören, die am leichtesten vergessen werden können, weil sie nie so richtig populär gewesen sind. Außerdem endete die Comicreihe verfrüht und erreichte mit der Protagonistin Kerra Holt auch nie ganz die Höhen, zu welchem sie dank des detailreichen Settings hätte aufsteigen können (in meinen Augen: sollen!). Was in Autoren-Interviews wirklich faszinierend klang scheiterte dann leider an seiner Umsetzung, da man in den Comics nur ein Substrat dessen erleben durfte, was sich der Autor an Hintergründen und Details ersonnen hatte. In eine ähnliche Kerbe schlägt da leider auch die Kurzgeschichten-Reihe Lost Tribe of the Sith, die ebenfalls aus Millers Feder stammt. Diese erschien zunächst in Form kostenloser E-Books, ehe man doch daran dachte für diese Geld zu verlangen und schließlich erschien sogar ein Sammelband der Geschichten mit einem neuen exklusiven Kapitel. Manches scheitert leider auch an der Marketing- oder Vertriebsstrategie und nicht an der Qualität des Inhalts. Gerade als langjähriger Star Wars-Fan kennt man einige Geschichten die durchaus das Zeug gehabt hätten aus der Masse heraus zu stechen, doch irgendetwas stand diesem Erfolg dann im Weg. Gerade Comics haben und hatten immer das Problem, das sie zwar scheinbar einfacher zu lesen sind, aber einem Leser durch Andeutungen und Interpretationsspielraum viel mehr abverlangen können - doch Comics sind auch immer das Medium mit der geringsten Leserzahl gewesen und so viel man auch aus einem Comic buchstäblich "herauslesen" kann, in Buchform ist es weit leichter diese Inhalte vorzustellen. Animationsprojekte wie Star Wars Visions haben jetzt vielleicht die Möglichkeit die Bildsprache der Comics einem größeren Publikum als die Romane nahe zu bringen. Bei den Animationsserien wie The Clones Wars, Rebels oder The Bad Batch funktioniert es ja auch, dass sich Leute mit mehr beschäftigen, als gezeigt oder gesagt wurde. Ein Fandom lebt zwar finanziell vom Konsum, aber ich finde es hat ohne Diskussion und Interpretation einfach kein Herz und keine Seele.