Während man Outer Worlds 2 schon angekündigt hat komme ich nun erst dazu in Outer Worlds 1 einzutauchen...
In meiner Steam-Bibliothek lag Outer Worlds schon eine ganze Weile herum, doch es hat wie bei Mass Effect Andromeda sehr lange gedauert, bis ich meine Vorurteile überwinden konnte, um einen Playthrough zu starten und durchzuhalten. Der Grund dafür liegt nun auch darin, das man bei den Game Awards 2024 bereits das Sequel Outer Worlds 2 angeteasert hat und ich mich nach Mass Effect Andromeda lieber doch noch lieber in ein SciFi-Spiel mit reichlich Story und Dialogen stürzen wollte, wobei die Auswahl jetzt nicht extrem groß war. Mein Playthrough ist vorerst auch noch ein Work in Progress und noch lange nicht abgeschlossen (bis auf den ersten DLC: Murder on Eriadnos), sodass ich hier erst Teil 1 meiner Gedanken zu Outer Worlds 1 zusammenfassen kann.
The Outer Worlds ist praktisch Mass Effect für Futurama-Fans, man stelle sich einfach vor, was Firmen wie ExoGeni auf Feros anstellen können und verpasse den Charakteren einen sarkastischen Kniff, dass sie freiwillig und teils mit voller Begeisterung ihr Leben für die Firma riskieren. Natürlich macht da nicht jeder ganz so freiwillig mit oder gehört der selben Firma an, sodass es durchaus Opposition gibt, aber die "Bösewichte" oder Drahtzieher sind moralisch deutlich bunter. Was für ein dunkles Genie steckt sonst hinter der Bereitschaft eine ganze Kolonie aufs Spiel zu setzen, um eine Formel für Diät-Zahnpasta zu entwickeln?
Mehr noch als bei Mass Effect kann man sich bei The Outer Worlds die Frage stellen, ob man es hier wirklich mit einem Shooter oder einem RPG-Walkingsim mit Shooter Elementen zu tun hat. Die Shooter-Elemente, inklusive spezieller Skills wie der Zeitverlangsamung, Gefährtenskills, Waffen-Attachments und verschiedenster klassischer Waffentypen sind da. Aber gerade auf niedrigster Schwierigkeit ist es kaum notwendig das System zu nutzen und man kann das Spiel fast schon als Walkingsim betrachten, wenn die Gefährten einfach alles im Weg stehende umhauen. So ließe sich das auch als Schwäche des Spiels sehen, aber auf niedrigster Schwierigkeit sehe ich das nicht als Problem, sondern als Bonus an. Shooter-Elemente sind nicht immer gut in RPGs integriert, aber Outer Worlds scheint mir hier solide Standard-Mechaniken zu bieten. Dass das Kampfsystem vielleicht nichts allzu ausgefallenes bietet ist meiner Meinung nach mehr als verschmerzbar, denn es geht in Outer Worlds ja auch um die Story, die Charaktere und die Entscheidungen. Da überrascht es mich doch etwas, dass der Outer Worlds 2 Teaser-Trailer so sehr die neuen Waffen des Spiels betont, aber kein World über "more Story" oder "more companions" verliert.
Schon vor Starfield war Outer Worlds ein kleineres Skyrim in Space, aber mit sehr starken Story-Elementen. Man könnte durchaus NPCs erschießen, ohne einen Dialog mit ihnen anzufangen, um etwa eine Schlüsselkarte zu bekommen - es macht aber doch mehr Spaß mit ihnen zu reden und auszuloten, ob man mit seinem Skillset vielleicht an Dialogoptionen kommt, die einem eine noch einfachere Lösung oder sogar Bonus-Loot bzw. zusätzliche Quests einbringen. Solche qualifizierten Dialog-Optionen bringen zudem Bonus-XP, was sich in der Standard-Edition des Spiels noch nicht so lohnt, da der Maxlevel dort bei 30 liegt bzw. 36 mit beiden DLCs. In der Spacers Edition, dem nicht ganz unumstrittenen Remaster kann man allerdings bis Lvl 99 kommen. Ich hätte beide, da das Upgrade auf die Spacers Edition auch nur 10 Euro kostete, habe den Playthrough aber in der Standard-Edition gestartet, um später einen Vergleich zum Remaster zu haben. Auf Lvl 36 angekommen und noch mit dem halben Spiel vor mir, spüre ich allerdings den erwartungsgemäßen Entzug von regelmäßigen Dopamin-Schüben durch Level-Ups und Bonus-XP. Die Spacers Choice Edition ist allerdings auch deshalb umstritten, weil sie für ein derart junges Spiel zunächst einmal unnötig erschien (fast wie bei Playstation und Horizon Zero Dawn) und dann wieß der Remaster beim Release auch noch einige Performance-Probleme auf, die mittlerweile jedoch weitgehend beseitigt worden sein sollen. Die Schuld wurde so nebenbei dem mit dem Remaster beauftragten Studio aufgeladen, Obsidian behält so also seine weiße Weste.
So abgedreht und überzogen wie Outer Worlds sein könnte ist es aber nicht, auch wenn man Rick & Morty, sowie Futurama als Inspirationsquellen zählt. Meinem Eindruck nach zieht sich durch das gesamte Spiel eine Form von Zurückhaltung, als hätte man nicht zuweit gehen wollen. So ganz einfach lässt sich dieser Punkt nicht beschreiben, aber er schlägt sich meines Erachtens auch in den Gefährten-Stories nieder. Die Gefährtenstories sind eher Side Content und zumindest von meiner bisherigen Erfahrung her, nichts was den Haupt-Plot beeinflusst oder weiter erklärt. Es sind eher persönliche Geschichten und meist auch nur eine - Vicar Max sucht nach einem Buch, die Ingenieurin Parvati ist verknallt, Felix trifft einen alten Bekannten aus Revoluzzertagen. Zumindest darf man aber seinen Schiffs-Droiden SAM als Gefährten mitnehmen, wobei dieser mit Ausnahme seiner "Rekrutierungsquest" (die Reparatur mit der man ihn in Gang setzt) dann gar keinen Quest-Content mehr zu bieten hat. SAM als kampffähiger Reinigungsroboter ist zwar witzig, seine Persönlichkeit ist im Vergleich zu einem HK-47 jedoch nur sehr eingeschränkt. Der Vergleich mit HK-47 würde sich jedoch aufdrängen, da dieser in einem anderen Obsdian-Spiel als zunächst zu reparierender Roboter an Bord des Schiffs vorkam - Knights of the Old Republic 2. Mit zwei Gefährten darf man unterwegs sein und diese mischen sich auch gerne mal in Dialoge ein bzw. erlauben es einem eigene Persönlichkeits-Stats zu boosten, um sonst oft unerreichbare Werte und somit besondere Dialogoptionen zu erreichen. Outer Worlds demonstriert im Bereich Gefährten wirklich solide Grundlagen, aber erreicht noch nicht den Gipfel der besten Gefährten-Mechaniken.
Mass Effect Andromedas Reise-System hat mich schlussendlich so genervt, dass ich das Spiel nach dem ersten Main Story-Playthrough zur Seite gelegt habe und mich nur am Rande für einen Abschluss der diversen offenen Nebenquests interessiere. Die Archen der Turianer und Asari müssen daher in meinem Speicherstand weiterhin als vermisst gelten, denn ich habe wenig Interesse MEA in absehbarer Zukunft wieder anzufassen. Bei Outer Worlds ist mein Bedürfnis das Spiel noch einmal durchzuspielen zwar auch nicht drängend, aber ich verspüre schon den Reiz einer Vergleichsmöglichkeit, vor allem mit der Spacers Choice Edition. Leveln bis 99 und vielleicht ein paar komfortable Verbesserungen - das klingt schon mal gut. Was mich in Outer Worlds nämlich auch stört ist das Schnellreise-System, die Schnellreisepunkte überlagern sich immer wieder mal mit Questmarkern und lassen sich daher nicht problemlos anwählen. Und manchmal wird man von irgendwo in der Gegend rumlaufenden "Gegnern" an der Schnellreise gehindert, wobei es sich da um Ratten handeln kann, die ein Stockwerk tiefer rumlaufen.
Dass ich den eigentlichen Plot von Outer Worlds bis jetzt unerwähnt gelassen habe, liegt auch daran, dass dieser für mich bei meiner ursprünglichen Kaufentscheidung keine wirkliche Rolle spielte. Outer Worlds, das soll das Space Fallout der Fallout New Vegas-Macher sein, soviel wusste ich vom Spiel und zog daraus meinen Schluss, es ist von den KotOR 2-Leuten und irgendeine bunte, nicht ganz unkritische Geschichte über jemanden in einer Weltraumkolonie. Mit Fallout-Vergleichen konnte ich damals nicht viel anfangen, aber dass Obsidian einst BioWares Partner-Studio gewesen ist zieht auch heute noch bei mir als Verkaufsargument. Anders als BioWare blieb Obsidian länger unabhängig, drohte dabei aber auch an finanziellen Problemen zu scheitern, bis Microsoft das Studio übernahm und Obsidian nun wie Bethesda eine Zukunft als Game Pass-Zulieferer verspricht. Die lange Zeit unsichere Zukunft des Entwicklerstudios und nun die Notwendigkeit sich erst einmal gegenüber Microsoft zu beweisen hat wohl auch dazu beigetragen, dass sich Outer Worlds bisher zu keiner mehrteiligen Reihe entwickelt hat. Die Mass Effect-Vergleiche kommen ohnehin eher von Leuten wie mir, die Obsidian in dieser Rolle des verkannten Bruders von BioWare sehen wollen, der sich sein eigenes Mass Effect und Dragon Age (frei von EA) geschaffen hat. Ich war zwar nie ein großer Fan von KotOR 2, aber BioWare hat nach Mass Effect 3 in meinen Augen auch viel von seinem einstigen Renomeee verspielt. Dragon Age Inquisition konnte zwar noch echte BioWare-Qualität bieten, traf allerdings nicht meinen Geschmack. SWTORs Story Content war oft nur ein Tropfen auf dem heißen Stein und Mass Effect Andromeda habe ich ohnehin erst 2025 hinter mich gebracht. Lange schien es so, als hätte BioWare nichts mehr zu bieten und würde sich auf Gameplay statt Story konzentrieren. Die Tech-Demos zu Andromeda und Anthem schienen diesen Punkt zu untermauern. Gameplay vor Story - diese Prioritätensetzung stört mich auch am aktuellen Outer Worlds 2 Teaser-Trailer. Bis Dragon Age Veilguard hatte ich meinen Glauben an BioWare verloren, da war ich soweit, sogar dem ungeliebten Stiefkind aus KotOR 2-Zeiten eine Chance zu geben.
Outer Worlds lag dann auch eine Weile in meiner Steam-Bibliothek herum und außer Experimenten bei der Charaktererstellung tat sich wenig. Den Anstoß das Spiel nun wirklich in Angriff zu nehmen gaben zwar der Outer Worlds 2 Trailer, der mir das Spiel in Erinnerung rief und dann der MEA-Playthrough der mich meine Schmerzgrenzen ausloten ließ, aber nicht ganz außer Acht lassen würde ich auch den Einfluss der Fallout-Serie. Fallout 4 liegt auch in meiner Steam-Bibliothek und steht bei gerade einmal 58 Spielminuten, da mir das Interesse an der Spieleserie fehlte. Mittlerweile hat Outer Worlds aber auch mein Interesse am oft zum Vergleich herangezogenenen Fallout geweckt. Als die Fallout-Serie auf Amazon Prime veröffentlicht wurde habe ich sie lange ignoriert, da ich eben keinen Bezug zum Franchise hatte. Irgendwann hatte ich jedoch wieder mal ein Prime-Abo und wusste nicht was ich neben Mindestbestellwert-freien Einkäufen damit anfangen soll, da gab ich der Serie eine Chance und war begeistert von Charakteren, World Building und Handlung - aber noch nicht genug für einen baldigen Fallout 4-Playthrough. Vielleicht wird aber 2025 das Jahr für Fallout 4.
Nun zum eigentlichen Plot, man wird von einem verrückten Professor aus dem Kälteschlaf geweckt und muss feststellen, dass das einstige Kolonieschiff mit dem man aufgebrochen sein Ziel nie erreicht hat. Generell hat sich die Welt stark geändert und das einst zur Besiedelung vorgesehene Sonnensystem ist nun fest in der Hand interplanetarer Konzerne, die etwas ganz anderes als ein strahlendes Utopia errichtet haben. Wie geht es nun weiter? Der verrückte Professor verspricht den Rest der tiefgekühlten Kolonisten zu befreien, sollte man ihm helfen, denn er meint mit diesem Schwung an frischen Zuwanderern die Gesellschaft des Halcyon-Systems reformieren und näher an ein Ideal heranführen zu können... man sieht schon wo da Futurama und Rick Sanchez als Vergleichsmöglichkeiten ins Spiel kommen.
Braucht man die DLCs eigentlich? In der Spacers Choice Edition sind sie bereits inkludiert, bei der normalen Version von Outer Worlds lohnt es sich auf Sales zu warten. Murder on Eriadnos hat mir unerwarteterweise über 10 Stunden extra Spielzeit eingebracht, etwas das mich angenehm überrascht hat. Der letzte DLC den zuvor gespielt habe war jener für Final Fantasy XVI (Echoes of the Fallen und The Rising Tide), der mich trotz vergleichbarer Preise eher unterwältigt hat. Insofern hatte ich keine allzu hohen Erwartungen, aber das zugängliche Areal auf Eriadnos war angenehm groß und die Quests sehr abwechslungsreich und unterhaltsam. Die Story ist praktisch ein Krimi, bei dem es um die Ermordung der Werbeikone und legendären Schauspielerin Halcyon Helen geht, welche sich für eine Produktpräsentation im Grand Colonial Hotel eingefunden hatte. Das Gezänk der örtlichen Autoritäten führt dazu, dass man als unabhängiger Inspektor angeworben wird, um den Mordfall aufzuklären. Dabei wird einem dieser Job alles andere als leicht gemacht, denn auch Eriadnos ist nicht frei vom Einfluss der Konzerne und deren umtriebiger Manager. Meiner Meinung nach passte die Story perfekt zum Hauptspiel, insofern würde ich sie als sinnvolle Erweiterung betrachten. Eriadnos ist wie ein vollwertiger Planet mit ausgereiftem Haupt-Plot und Nebenquests, kein Sparpaket, bei dem man die Hälfte weggelassen hat. Es hätte auch anders kommen können, wenn ich etwa an den Persona 3 Reload-DLC denke, der sich anstatt auf Story primär auf Combat konzentrierte (also mehr SMT als Persona), zumal Outer Worlds ja auch ein Shooter ist - Eriadnos hätte auch zur unkreativen Schießbude verkommen können.
Insgesamt kann ich an Outer Worlds bisher nur loben, wie viel Mühe sich die Entwickler gegeben haben. Das Spiel ist zwar nicht perfekt, aber es ist höchst solide gemacht und das in jeder Kategorie.