2024 war für mich ein Jahr mit vielen guten Games, aber eines überragt am Ende für mich doch alle anderen...
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Meine Begeisterung für das Yakuza-Franchise begann mit Yakuza Kiwami 1 und seither habe ich, wenn auch teils mit viel Überwindung (Yakuza 3-5), die gesamte Hauptreihe und die auf PC verfügbaren Spinoffs (Ishin, Judgment, Lost Judgment, Gaiden) abgeschlossen. Insgesamt würde ich dabei Yakuza 7 als mein storytechnisch liebstes Spiel nominieren, wobei ich dieses ebenfalls erst 2024 gespielt habe und damit ziemlich direkt mit Yakuza 8 vergleichen musste. Yakuza 8 ist in technischer Hinsicht jedoch in jeder denkbaren Kategorie besser als Yakuza 7, nur die Story hatte für mich nicht den selben Impact wie im Vorgänger. Ich beklage hier aber praktisch ein first world problem.
Ein Sieg für Yakuza 8 bringt aber auch eine Niederlage für Metaphor: ReFantazio mit sich, das bei vielen offiziellen Preisverleihungen als RPG oder Game of the Year ins Rennen ging und sogar manchen Preis mitnehmen konnte, auch in den Nebenkategorien. Ich habe auch Metaphor gespielt, aber nach Yakuza 7-8 und während mich diese beiden mit ihren Wendungen und Charakteren aus den Socken gehaut haben, konnte mich Metaphor nach Persona 3 Reload und SMTVV 2024 nicht mehr so stark überraschen. Ich habe Yakuza und Persona 2023 begonnen, um 2024 auf die jeweils aktuellsten Titel ihrer Entwicklerstudios eingestimmt zu sein, insofern hatte ich meine Hausaufgaben gemacht. Nichtsdestotrotz würde ich Metaphor bei einem Ranking meiner Spiele des Jahres auf Platz 3 hinter Yakuza 7 setzen. Es hat eine grandiose und wendungsreiche Story, ein faszinierendes Kampfsystem und gelungene Gefährten, aber es gibt nicht soviel abseits des Weges zu entdecken. Metaphor verzichtet auf Romanzen und "lästigen" Side Content. Das Yakuza-Franchise ist mittlerweile hingegen für den Content abseits der Main Story bekannt. Die Nebenquests sind oftmals witzig, wenn nicht sogar absurd und man kann Stunden mit Minigames verbringen. Selbst wenn Yakuza sich auf quasi-kanonische Romanzen festlegt bietet es immer noch Möglichkeiten für Flirts oder Dating-Mini-Games. Unterm Strich habe ich auch mehr Zeit in Yakuza 8 als in Metaphor verbracht und könnte sogar noch mehr Zeit im Post Game verbringen.
Was für mich den entscheidenden Ausschlag gibt ist der Punkt, dass ich Yakuza 8 weiter und wieder spielen kann, während ich bei Metaphor einen neuen Playthrough starten müsste und außer der Main Story hat das Spiel nicht soviel zu bieten. Ein neuer Playthrough für die Story kann Sinn machen, aber beide Spiele bieten kaum echte Entscheidungsmöglichkeiten, um den Storyverlauf zu ändern. Yakuza 8 hätte zumindest den Vorteil, dass es neben der bevorzugten japanischen Sprachausgabe auch eine englischsprachige Synchronisation gibt, in denen neben auch sehr guten amerikanischen Sprecher vor allem Stars wie Danny Trejo oder Daniel Dae Kim (Lost, Hawaii Five-O) zum Zug kommen. Das kuriose an Yakuza 8 ist halt auch, dass scheinbar jeder Hawaiianer perfektes Japanisch spricht bzw. man die japanischen Sprecher (wie bei Bryce) in einigen Szenen, wo Amerikaner doch mal "amerikanisch" reden dürfen, oft sehr holpriges und unglaubwürdiges Englisch sprechen ließ. So fremdsprachenbegabt sind Amerikaner normalerweise nicht, selbst in Tourismus-Zentren und in Yakuza 8 Hawaii sind es sogar Kinder und einfache Angestellte, die plötzlich mit besserem Japanisch als Englisch auftrumpfen. Das stört etwas die Immersion, da hätte man vielleicht auch die Rollen doppelt besetzen können (japanischer Sprecher und amerikanischer Sprecher für die jeweilige Sprache) oder vielleicht wäre man auch gut damit weg gekommen amerikanische Sprecher amerikanischer Charaktere holpriges Japanisch sprechen/ablesen zu lassen. Ich frage mich ja auch, wie korrekt das in Yakuza verwendete Chinesisch ist, da man diese Dialoge meiner Einschätzung auch von den japanischen Sprechern sprechen lässt.
Abgesehen von der Debatte um die Vertonung bietet Yakuza 8 eine sehr gelungene Mischung von Humor, Action und Drama. Garniert mit liebenswerten Gefährten, die allesamt nicht ganz der Idealvorstellung von heroischen Persönlichkeiten entsprechen. Der Altersdurchschnitt liegt trotz Ausreißern unter den neu hinzugekommenen Gefährten auch weiterhin über 40. Man muss Yakuza 8 auch wegen des rundenbasierten Kampfsystems und anderer Gameplay-Entscheidungen als JRPG einstufen, es ist aber noch weiter von den Klischees eines süß-sauren Plots mit Charakteren in Anime-Grafik entfernt als die modernen Final Fantasy-Spiele.
Weil wir schon dabei sind, Yakuza 8 sticht für mich 2024 auch Final Fantasy 7 Rebirth, das ich im November im Interesse einer fairen Game of the Year-Wertung auch gespielt habe. Zeitlich lag mein FF 7 Remake Intergrade Playthrough (auf PC) da etwas mehr zurück, nämlich im Oktober 2023. Als ich im November 2024 mit Rebirth (auf PS5) begann hatte ich den Plot des Vorgängers noch vage im Kopf, war aber seinerzeit durchaus begeistert von Grafik, Gameplay und Story. Rebirth hat nun die Formel von Remake mit einer "Open World" kombiniert, wobei ich diese offene Welt etwas relativieren würde. Die Welt ist immer noch in Gebiete unterteilt und man kann anders als in Open World Spielen wie Skyrim oder Assassins Creed Odyssey keine Versuche unternehmen, Gebirge einfach durch Klettern zu überwinden. Im Gegenteil, die Spielwelt in Rebirth ist genauso eingeschränkt wie in Remake, das heißt man muss sich von Kisten und anderen Objekten durchaus den Weg abschneiden und eine bestimmte Routen aufzwingen lassen. Die Ambitionen von Rebirth sind hoch und als jemand der das Original FF7 nie gespielt hat war es für mich zunächst einmal frustrierend, wie sich der Beginn von Rebirth mit dem Ende von Remake zu widersprechen schien. Zack Fair ist wieder da und Cloud ist bei ihm? Aber der Rest der Gruppe ist tot? Und dann spielt man doch wieder mit Cloud und der vertrauten Gruppe weiter. Das gibt Rätsel auf und ob man von deren Auflösung zufrieden gestellt wird liegt vielleicht auch am individuellen Geschmack. Die Fortsetzung des Konflikts zwischen Cloud und Sephiroth war auch etwas, das mich nicht ganz so in den Bann schlug, wie es vielleicht gewollt war. Der neuerliche Bossfight gegen Spielende ist so ja schon absehbar und große Plot-Spoiler wurden im Vorhinein schon in den Schlagzeilen von diversen Gaming Outlets diskutiert. Nicht alle der neuen Charaktere sind zudem spielbar, Cid Highwind und Vincent Valentine werden derweil nur als nicht-spielbare Crew-Mitglieder eingeführt, aber zumindest darf man sich über eine wie in Intergrade erneut spielbare Yuffie und den Neuzugang Cait Sith freuen. Für mich wirkte Remake etwas mehr in sich geschlossen, während Rebirth nun deutlich mehr Sequel-Bait ausstreut und sich so in eine schwierige Position manövriert hat, denn einerseits will man ein Remake des Originals sein, aber auch neue Spieler gewinnen. Diese neuen Spieler müssten aber erst bei FF7 Remake Intergrade anfangen. Für mich machen die angeblich schwächelnden Verkaufszahlen da schon Sinn, denn meiner Meinung nach kann sich jedes Sequel innerhalb dieser Trilogie nicht besser verkaufen als Part 1. Unterm Strich fand ich die Open World von FF7 oft noch etwas halbgar, vor allem in den Dschungel-Sektionen und die diversen mit Map-Progress gepaarten Mini-Games trafen auch nicht so meinen Geschmack, da bevorzuge ich Spiele wie Yakuza. Im Endeffekt ist Rebirth für mich nur ein über eine größere Map gestrecktes Remake und so hat sich der Playthrough teilweise auch angefühlt, als ob man den Content etwas zu sehr in die Breite getreten hätte.
Andere heiße Kandidaten wie Astro Bot, Ballatro oder Wukong habe ich 2024 nicht gespielt, mir war eher an RPGs gelegen. Dementsprechend dürfte sich mein Fokus aber auch 2025 nicht ändern und jetzt am Jahresanfang lässt sich auch noch schwer sagen, welche Spiele es dieses Jahr zu Game of the Year-Kandidaten bringen werden. Das neueste Yakuza wird 2025 ein Spinoff sein, Atlus scheint keine Projekte für dieses Jahr angekündigt zu haben und so sehr ich der Reihe auch Anerkennung wünschen würde, ich bezweifle, dass sich Trails in the Sky 1st Chapter als GotY-Anwärter herausstellen wird, außer die Konkurrenz bleibt schwach. 2025 soll aber ohnehin das Jahr von GTA VI sein und das wird wahrscheinlich auch ein Spiel, dem ich mich nicht entziehen werde. Aber es muss das Rennen nicht in allen Kategorien gewinnen. Ich habe auch vage Hoffnungen für Obsidians Avowed und Outer Worlds 2 oder auch Exodus, ein "Mass Effect-like" einstiger Mass Effect Macher wie Lead Writer Drew Karpyshyn. Und dann ist da noch das französische turnbased RPG Clair Obscure: Expedition 33, das von JRPGs wie Persona inspiriert ist und ein Kampfsystem ganz im Stil moderner Genre-Ableger wie Metaphor zu bieten scheint. Aber auch die Legend of Heroes-Reihe geht 2025 weiter und die Trails through Daybreak-Spiele sollen durchaus konkurrenzfähig zu Metaphor sein, sodass ich auf Trails through Daybreak 2 und eventuell sogar das noch namenlose (für den westlichen Release) Sequel gespannt bin. Ansonsten soll 2025 auch der C&C-Klon Tempest Rising erscheinen, während auch die C&C-inspirierten Spiele Barkhan und D.O.R.F. einen Release schaffen könnten. Ich habe nun schon lange kein echtes Strategiespiel mehr gespielt, aber das Interesse an meinem einstigen Lieblings-Genre ist noch da. Auch bei den Racing Games bin ich 2025 noch nicht recht zuversichtlich, denn ein Forza Horizon 6 könnte zwar ganz klar zum Sieger werden, ist aber trotz mehrerer Möglichkeiten noch nicht angekündigt. Und das Forza Motorsport-Debakel lässt mich auch etwas zweifeln, wie ein Horizon 6 zu Beginn dastehen wird. Forza ist auch einer der zugkräftigen Gründe, warum ich mir eine Xbox angeschafft habe. Sollte mein PC wie bei Forza Motorsport auf zu viele Probleme stoßen und nicht mehr die gewünschte Performance erreichen können, dann kann ich zumindest auf eine definitiv optimierte Konsolenversion zurückgreifen - Xbox Play Anywhere machts möglich. Statt Forza würde ich in der Kategorie (Arcade) Racing sonst auf Wreckfest 2 setzen. Ich lasse mich aber gerne überraschen.