Xenoblade Chronicles 2 ließ mich schon an einer Verbindung zu Xenoblade Chronicles 1 zweifeln, doch zumindest wurde Xeboblade Chronicles 3 schon mit dem Hinweis beworben, das Finale der
Trilogie zu sein...
Ganz ehrlich, hätte es diesen Hinweis nicht gegeben, ich hätte bis zu den großen Enthüllungen geglaubt Xenoblade Chronicles ist eine Anthologie und keine Trilogie, so wie Final Fantasy auch gerne
Elemente der Reihe recycelt, ohne wirkliche Sequels zu schaffen. Ein Sequel im Final Fantasy Franchise wäre eher so etwas wie FF13-2 oder Lightning Returns und tatsächlich, XC 2: Torna als
Standalone Prequel wirkte ein wenig, als würde es genau diese Annahme unterstützen. Als ich zu XC2 kam war ich daher am Ende ziemlich überrascht, dass es durchaus eine Verbindung zur Welt von XC1
gibt und somit war ich dahingehend für XC3 gespoiled, dass ich mir auch hier eine Verbindung zur Trilogie erwartete. Trotzdem wirkte das Spiel anfangs zunächst wieder wie etwas völlig neues auf
mich und erstmals mischten sich auch die zuvor exklusiven Spezies auf dem Schlachtfeld.
Gormotti, High Entia und generell eine Menge Charaktere mit Ähnlichkeiten zu Blades aus Xenoblade 2 - auf den ersten Blick fragte ich mich bei Xenoblade 3 was da nur passiert sein könnte. Der
Groschen, dass Agnus und Keves jedoch für den "Genpool" von Xenoblade 1 und 2 stehen fiel bei mir jedoch nicht sofort, denn ich wusste mit Lanz zunächst nichts anzufangen, da mir die Machina ohne
ihre Borg-Kostüme ziemlich fremd erschienen und auch Taion schien mir nicht so recht in ein bekanntes Schema zu passen. Bei Mio, Sena und Eunie war ja klar, zu welcher Spezies und somit welchem
Xenoblade-Genpool sie gehören.
Von der Story und den damit verbundenen Enthüllungen will ich natürlich wieder einmal nicht zuviel verraten, weshalb ich mich auf meine frühe Theorie beschränke, dass die Soldaten von Keves und
Agnus praktisch Klone aus Genmaterial der beiden früheren Xenoblade-Welten sind, allerdings nicht unbedingt aus der Generation der großen Helden wie Shulk und Rex. Das neue Helden-Ensemble kann
also durchaus eine völlig neue Generation sein bzw. mir erschien es auch denkbar, dass einiges an Gensplicing angewandt wurde, womit ich mir erklären konnte wie es in der Form Senas zu einer
möglichen Nachfahrin von Brighid und Mòrag gekommen ist. Zudem sind ja auch die Soldaten mit Blade-Charakteristiken plötzlich allesamt sterblich.
Vom technischen her gilt Xenoblade Chronicles 3 als eines der Spiele, welche die Limits der Switch am besten ausgeschöpft haben. Die Spielewelt, Animationen und Charaktere gehören neben den Open
World Zelda-Spielen wohl zum besten, was man auf der Switch erleben kann und das ohne Abstriche, wie sie die neunte Generation der Pokemon Spiele auf der Switch plagen. Dabei ist XC3 verdammt
ambitioniert, denn es gibt dem Spieler eine Party mit 6 Charakteren zur Hand, durch die man auch im Kampfproblemlos switchen kannen. Mio und Noah nehmen zwar die informelle Anführerrolle ein,
aber es ist doch ein Ensemble, das uns hier vorgestellt wird. Neben den 6 Protagonisten bekommt man aber auch noch einen 7. Slot im Team, auf welchen man einen der zahlreichen Supportcharaktere
einsetzen und leveln kann. Da XC3 ein Klassensystem nutzt, kann dieser 7. Slot sehr nützlich sein, um etwa einen extra Heiler oder Tank mitzunehmen. Das Leveln dieser NPCs ist sogar sinnvoll, da
man so die jeweilige Klasse freischalten kann und diese lässt sich mit etwas Grind von jedem der 6 spielbaren Charaktere erlernen. 2024 hat mich auch Metaphors Archetypen-System etwas an diesen
Aspekt von XC3 erinnert. Auf den ersten Blick und das waren für mich schon Screenshots vom UI, wirkt Xenoblade 3s Kampfsystem mit 2x4 Skills, Fusionen, Kombos und dergleichen überbordend. Es
lässt sich aber angenehm spielen und ist um Welten einfacher und besser als jenes von XC2. Unterm Strich ist es sogar mein Lieblingskampfsystem der Trilogie.
Und was tut man mit dieser geballten Schlagkraft? Man befreit nach einem lebensverändernden Ereignis Kolonien und bekämpft seine mysteriösen Gegenspieler, die den endlosen Krieg am Laufen halten
wollen. Die Lebensdauer der Klonsoldaten dieses Krieges ist ausnahmslos auf 10 Jahre beschränkt, es gibt also kein Entrinnen, zumal auch die Kolonien der beiden Fraktionen selbst von Flame Clocks
angetrieben werden, für welche die ätherartige Lebenskraft sterbender Klonsoldaten der benötigte Treibstoff ist. Dieser Eckpfeiler der Story trägt viel zum Setting und den essentiellen Fragen von
XC3 bei. Man fühlt sich an XC1 erinnert, wo es auch schon einen Plan gab durch ein Massaker genug "Ätherenergie" freizusetzen, um die Titanen wieder zum Leben zu erwecken. XC3 bedient sich vieler
Elemente seiner Vorgänger und beflügelt so interessante Theorien und Spekulationen.
Im Vergleich mit XC2 ist XC3 eine massive Verbesserung in allen Bereichen, außer vielleicht bei den Antagonisten. Malos, Torna und Amalthus waren vielschichtigere Charaktere als die Mehrheit der
Gegenspieler in XC3, mit Ausnahme des goldenen Konsuls. Der goldene Konsul überstrahlt sogar seinen späteren Hintermann, ein wenig wie Darth Vader, der in der Star Wars-Saga ja auch mehr
Charakterisierung erfährt, als der im Hintergrund agierende Imperator. XC3 nutzt bei seinen Antagonisten interessante Konzepte, aber kann diese nicht immer problemlos implementieren. Tolles
Konzept, nicht perfekte Umsetzung - mich hat das an Christopher Nolans Tenet erinnert. Am Ende hat mich die große Auflösung jedenfalls nicht so begeistert, wie ein Großteil des "Build-ups". XC3
schafft es aber einen unerwartet umfangreichen Cast zusammenzuhalten und haucht auch den "Nebencharakteren" sehr gekonnt Leben ein. Ich bin sogar geneigt zu behaupten die Erzählung funktioniert
weitgehend perfekt und reibungslos, wenn nicht das Problem mit den etwas zu wenig erklärbaren oder erklärten Antagonisten auftauchen würde.
Etwas weniger Lob habe ich dabei für den Future Redeemed DLC übrig, der sich zum Ziel gesetzt hat alle 3 Xenoblade Spiele miteinander zu verbinden. Auch dieser profitiert von einer starken Story
und schafft es das Gameplay des Hauptspiels für seine Zwecke zu adaptieren. Die DLC-Geschichte ist mir nur etwas zu kurz und am Ende hätte ich mir mehr von diesem De facto-Prequel zu XC3 erhofft.
Um die Story zumindest kurz anzuschneiden, der DLC erklärt was mit Alvis, Rex und Shulk passiert ist, wobei auch einige bis dahin unbekannte Kinder von XC1 und 2 Charakteren ihren Auftritt feiern
dürfen.
Insgesamt möchte ich behaupten, dass XC3 ein grandioses Spiel ist und seinerzeit durchaus die Auszeichnung als RPG of the Year (IGN) verdient hat. Es wird viel geboten und trotz des massiven
Casts gelingt es, all diese losen Fäden gekonnt zusammenzuhalten. Am Ende sind aber sicher nicht alle Fragen geklärt.