Das E3 Ersatzprogramm 2023 ist fast vorbei und wir haben gute, wie schlechte Star Wars Nachrichten...
Die E3 ist tot, lang lebe das Summer Games Fest. Innerhalb der letzten Tage gab es einige interessante News zum Thema Star Wars Games und es dürfte noch einige Zeit sehr spannend bleiben.
Nix neues von EA
Nachdem die E3 für 2023 abgesagt wurde und zumindest einige Entwickler hinsichtlich des Termins für ihre Ersatz-Präsentationen zusammengearbeitet haben, scheint man sich von EA nichts dergleichen erwarten zu dürfen. Bis dato wurde für 2023 weder ein EA Summer Showcase angekündigt, noch gab es anderweitig Informationen von der Zukunft laufender oder neuer Star Wars Projekte unter EAs Banner. Das bedeutet, wir wissen nichts von einem offiziellen grünen Licht für Jedi 3 oder ob etwas an EAs SWTOR-Deal mit Broadsword Online Games dran ist. Gerade letzteres wirkte wegen der überraschend schnellen offiziellen Reaktion von Entwicklerseite ja fast wie eine Bestätigung, dass es Gespräche über die Zukunft SWTORs abseits von BioWare geben dürfte. EA ist nun nicht sonderlich für Transparenz oder einleuchtende Geschäftsentscheidungen bekannt, sodass man sich eine offizielle Bestätigung des SWTOR-Deals wohl erst erwarten darf, wenn die NDAs für die gekündigten BioWare Austin-Mitarbeiter auslaufen. Und selbst da kann man noch versuchen den Deal geheim zu halten, weil man mit den Kündigungen schneller war als mit der Presse-Aussendung. So stiefmütterlich wie EA mit der Star Wars Make umgeht wundert es mich dann auch nicht, dass man sich nicht offiziell zu einer Bestätigung von Jedi 3 durchringen will. Soweit es Star Wars betrifft scheint man sich lieber Geschäfte durch die Finger gehen zu lassen, denn mit der Exklusivlizenz hat man jahrelang ja auch gerade einmal Battlefront und Battlefront 2 auf die Beine gestellt, ehe Fallen Order und Squadrons zu Stande kamen. Aber anstatt an die Vergangenheit und aufgegebene Star Wars Projekte zu denken kann man sich auch darauf einschießen, dass EA scheinbar auch keinen Jedi: Survivor geplant hat. Die Konkurrenz für einen Fallen Order-Killer steht jedoch schon in den Startlöchern und setzt nicht einmal auf Lichtschwerter.
Ubisoft kündigt Star Wars Outlaws an
Das sind die guten Nachrichten über die ich wirklich sprechen möchte. Ubisoft teaserte bereits vor einigen Tagen Star Wars Outlaws an und setzte im gestrigen Ubisoft Forward-Livestream sogar noch einen Gameplay-Trailer oben drauf, obwohl das Spiel erst 2024 erscheinen wird und 2022 angekündigt wurde. Dafür kooperieren bei diesem Projekt aber auch fast ein Dutzend Ubisoft-Studios. Für mich sah Survivor nach der wenn auch nur kurzen Outlaws-Demo schon fast alt aus. Die Story hat mich zwar nicht aus den Schuhen gehauen, aber das Leveldesign und die Auswahl der Gegner? Damit verglichen wirkt Survivor für mich fast etwas lieblos, etwas das ich schon seit Fallen Order bemängeln würde. Ich kann ja verstehen, dass Respawn wohl nicht das Budget von EA bekommt, um innerhalb von 3 Jahren ein Star Wars-Spiel mit unglaublicher Liebe für Details zu schaffen, die sich auch in der Umgebung wiederspiegeln. Fallen Order und Survivor sind außerhalb imperialer Basen zwar keinesfalls steril oder übermäßig eintönig, aber sie lassen zumindest mich immer wieder auch Lebensspuren vermissen, etwas das mir in Ubisoft Spielen so gut wie nie fehlt (außer vielleicht den zig Gräbern aus Assassins Creed Odyssey). Massive hat es als Teil der Ubisoft-Familie wohl leichter, weil man einige Aufgaben wohl an andere Studios auslagern konnte. So kann man 2023 auch schon bewegte Bilder präsentieren, während man bei anderen Triple A-Lizenztiteln erst einige Wochen vor dem Release mit Gameplay-Trailern rechnen durfte. Da hatte ich 2023 mehrfach das Gefühl die Entwickler würden uns über den Tisch ziehen wollen, um die Katze im Sack zu verkaufen. Und tatsächlich ringten das Spiel dessen Name nicht ausgesprochen werden darf und Jedi Survivor zu Beginn mit einigen Performance-Problemen. Was uns von Outlaws gezeigt wurde schien mir aber zumindest sauberer zu laufen als etwa die am Tag zuvor gezeigten Szenen aus Starfield, das sich kaum 2 Tage später damit outen musste auf der Xbox ein Cap von 30 FPS einzuhalten, um ein flüssiges und ungestörtes Spielerlebnis zu garantieren.
Was mir an Outlaws gleich gefiel ist der Fakt, dass man die Story nur als einfache Kriminelle beginnt, anstatt als Übermensch der die letzten Jahre seine Macht-Workouts vernachlässigt hat. Cal Kestis ist zwar keiner der mächtigsten Jedi-Ritter der Galaxis, aber immer noch zu Höchstleistungen fähig, die einem einfachen "Schmuggler" unmöglich wären. Das Fehlen von Lichtschwertern könnte aber auch ein Nachteil für Outlaws werden, denn laut einer sehr alten Aussage eines ehemaligen LucasArts Mitarbeiters haben deren Umfragen einst ergeben, dass Star Wars-Spiele beliebter sind, wenn sie Lichtschwerter enthalten. So wie sich das Fandom mit The Clone Wars, The Mandalorian und nicht zuletzt auch Rogue One verändert hat könnte die alte Erfolgsformel aber etwas an Gültigkeit verloren haben, ich sehe etwa durchaus eine Chance für Nicht-Machtnutzer zu populären Protagonisten zu werden - wie mir Cassian Andor oder Din Djarin vielleicht bestätigen würden.
Dass Outlaws sowohl eine Art Fahndungssystem, als auch eine Form von Reputations-Management (als Teil seiner Story) zu haben scheint erinnert mich an GTA und Red Dead Redemption. Aber Outlaws kann doch kein Star Wars GTA sein? Vielleicht nicht, aber es kann doch sehr groß werden, um den Open World Anspruch zu rechtfertigen. Das Spiel dürfte auch deutlich mehr als nur einen Planeten enthalten und ich vermute mal man wird sich Mühe geben EAs vermeintliche Open World in Survivor in den Schatten zu stellen. Ubisoft hat ich schon mit einigen seiner Open World Assassins Creed-Spiele (Origins und Odyssey) jeweils über 100 Stunden begeistert und mit wöchentlichen Mini-Events begeistert. In Origins gab es durch Animus-Fehlfunktionen heraufbeschworene ägyptische Gottheiten, in Odyssey waren es Söldner oder sogar Söldner-Schiffe die es Woche für Woche zu besiegen galt, um besondere Skins oder Waffen zu erhalten. In Far Cry wiederum gab es Community Challenges für die man etwa 10 Gegner eines bestimmten Typs mit einer bestimmten Waffe töten musste, um das exklusive Item der Woche zu erhalten. Natürlich, Ubisoft geht mit seinem Live-Service-Ansatz auch soweit, dass man eigene Währungen für seine Spiele erfindet, mit denen man sich im jeweiligen Cash-Shop andere exklusive Rüstungs- und Waffensets kaufen kann - in Single Player Spielen wohlgemerkt. Ich werde jetzt auch noch davon schwärmen, wie AC Odyssey sogar kostenlose Story-Missionen als Post-Launch-Support erhielt. Season-Pässe gehören für Ubisoft auch gerne zum Geschäftsplan, selbst wenn man mittlerweile auch eine Menge kostenlosen Bonus-Content einführt (wie ein Rambo- oder Danny Trejo-Crossover in Far Cry 6).
Ich bin nicht immer ganz damit zufrieden, was Ubisoft mit bestimmten Franchises anstellt und ich habe sowohl AC Valhalla, als auch Watch Dogs Legion und Far Cry 6 nach einigen Stunden aufgegeben, weil ich mich für diese Spiele nicht so sehr begeistern konnte wie für ihre Vorgänger. Aber mir gefällt wie Ubisoft seine Spiele nicht einfach veröffentlicht und vergisst, sondern tatsächlich für eine ganze Weile pflegt und kultiviert. EA scheint mir diese Nach-Release-Pflege nie verstanden zu haben.
Da Kay Vess keine Jedi sein sollte und die Story zwischen Episode V und VI spielt (auch ziemlich überraschend) erwarte ich mir von Outlaws keine sonderlich spektakulären Duelle, aber Raumschlachten könnten durchaus drin sein. Outlaws wird auch Raumkämpfe bieten und ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass sich Kay auch der Rebellion annähern könnte. Grund dafür würden mir etwa die Geschichten der aus X-Wing Alliance oder Dash Rendars in Shadows of the Empire bieten. Leider sieht Kay Vess Schiff weder der Otana, noch dem Outrider ähnlich, aber anno 2023 müssen auch nicht mehr alle "Schmugglerschiffe" wie Varianten des Millenium Falcon aussehen. Survivor hatte auch Kopfgeldjäger zu bieten, aber Outlaws könnte mit jenen bekannten Gesichtern aufwarten, die Cal Kestis zweites Abenteuer noch vermissen ließ (abgesehen von Boba Fett). IG-88 hatte in den Legends zudem genauso wie seine "Geschwister" ein eigenes Raumschiff, die IG-2000. Outlaws könnte vielleicht sogar Raumkämpfe mit Kopfgeldjägern bieten, immerhin gab es in AC Odyssey auch "Boss-Schiffe". Übrigens, Outlaws spielt sehr komfortabel nur einige Jahre vor The Mandalorian. Ich würde mich nicht wundern, wenn man zumindest die Razor Crest in irgendeinem Raumhafen entdecken könnte.
Die Tragödie des KotOR Remakes
Die in den letzten Jahren vor allem für die Übernahme der Rechte an Herr der Ringe-Spielen und Tomb Raider bekannt gewordene Embracer Group hat vor wenigen Wochen nach einem gescheiterten 2 Milliarden Euro-Deal fast die Hälfte ihres Börsenwerts verloren. Die Folgen dieser massiven Börsenverluste wirken sich seit heute auch auf das Unternehmensgeschäft und all seine Sub-Unternehmen (wie THQ Nordic oder Saber Interactive) aus. Embracer will sich gesundsparen und nicht nur vorläufig auf eine weitere Expansion verzichten. Daher stehen Entlassungen und auch die Einstellung von Projekten ins Haus, wobei sich Embracer künftig mehr auf seinen "Cash Flow" und eigene IPs konzentrieren will... Saber Interactive wurde übrigens von Embracer mit der Entwicklung des KotOR Remakes beauftragt. Star Wars ist keine von Embracers hauseigenen IPs. Es sieht wieder einmal schlecht aus, zumal Embracer ja schon aus Kostengründen die Entwicklung von Aspyr (in Austin, Texas, nahe des BioWare Austin Studios) zu Saber Interactive verlegen ließ. Einige BioWare/SWTOR-Veteranen die wohl explizit für KotOR von Aspyr angeworben wurden dürften so auch ihre Jobs verloren haben. Eine Lösung wie sie EA für SWTOR geplant haben dürfte käme für Embracer hinsichtlich des KotOR Remakes schon deshalb nicht in Frage, weil man laut der heutigen Aussendung künftig auf das Auslagern von Projekten an Third-Party-Developer verzichten möchte.
Die Rache der gecancelten Projekte
Nachdem Outlaws für 2024 angekündigt wurde und EA zumindest in meinen Augen schon jetzt schlecht dastehen lässt wäre es noch das Sahnehäubchen, wenn sich auch Amy Hennigs neues Studio 2023 noch zu einem Teaser für ihr künftiges Star Wars-Projekt entschließen könnte (perfekt wäre es dann, Doctor Aphra als Protagonistin auftritt). Das "echteste" Star Wars x Uncharted Projekt von der Uncharted-Co-Schöpferin ist in meinen Augen sogar der potentiell heftigste Angriff auf die Jedi-Reihe die möglich wäre. Die Mischung aus soulslike Gameplay, Metroidvania -und Uncharteds Erkundungs-Aspekten macht eine bisher nicht dagewesene Kombination aus - aber ein guter Allrounder ist nicht immer der beste in den abgedeckten Spezialgebieten. Womit wir bei Survivors Schwachstellen wären. Das Spiel lebt aktuell von seiner Monopol-Stellung - alle anderen großen Star Wars-Spiele sind entweder zu alt oder zu weit entfernt, um für Vergleiche herhalten zu können. Aber man wird vielleicht nicht mit jedem Aspekt von Survivor gleich zufrieden sein. Als ich etwa wegen Survivor jüngst die PC-Ports von Uncharted 4 und The Lost Legacy gespielt habe, war ich mehr von den Originalen begeistert als von der Kopie. Ich bin jetzt generell nicht der größte Fan von Dark Fantasy, um auch noch Dark Souls anzuspielen, aber selbst ein Uncharted ohne das Entwicklerstudio Naughty Dog könnte immer noch gut genug sein, um mich ebenfalls mehr zu begeistern als Jedi Survivor. Fallen Order hat sich seinen Platz in der Geschichte der Star Wars-Spiele schon verdient, doch Survivors Schicksal wird auch durch die Konkurrenz mitbestimmt und diese könnte die Startbedingungen für ein Jedi 3 stark erschweren.
Ein Spiel von dem man 2023 noch gar nichts zu hören oder sehen bekam ist auch Star Wars Eclipse, dessen beeindruckender Trailer und Setup in der Hohen Republik schnell von negativer PR gegenüber seinem Entwicklerstudio Quantic Dream überschattet wurde. Quantic Dream existiert noch und selbst die Versuche das ganze Studio zu canceln scheinen erfolglos geblieben zu sein. Stattdessen wird man wohl noch 2023 das narrative Abenteuer Under the Waves veröffentlichen, welches während des Games Summer Fest tatsächlich mit einem neuen Trailer gesegnet wurde. Nach dem Release von Under the Waves stünde neuen Ankündigungen zu Star Wars Eclipse nichts mehr im Weg. So problematisch ich einige der Aussagen von Quantic Dream-Chef David Cage auch halte, ich habe einen Faible für storylastige Spiele und finde die Kombination von Star Wars und Visual Novels längst überfällig.