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Eindrücke aus Jedi: Survivor - Part 5 (das Finale)

Das Finale kommt nicht immer so wie man es erwartet...

Mein dritter Tag in Jedi: Survivor begann mit einer Mission, die mich tief ins Herz des Lucrehulk-Kernschiffs führen sollte, um die von den Bedlam Raiders entführte Droidin zurückzuholen. Ich nahm an, dass das nun der direkte Weg ins Finale wird.

 

Der Weg ins Kernschiff führte aber gleich einmal durch den Sumpf, wo sich eigentlich eine Nebenmission und eine sichtbare Jedi-Kammer versteckten. Allerdings fehlen einem bei der Ankunft noch die nötigen Skills, mit denen man sich etwas freier im Sumpf bewegen kann. Mir fehlte dabei auch das entsprechende Gerücht für die Jedi-Kammer, sodass ich es nach einigen gescheiterten Versuchen vorerst bleiben ließ (die Reichweite für das Triggern des Enterhakens reichte komischerweise nicht, weshalb ich immer versinken musste, später ging es sich magischerweise aus). 

 

Im Gegensatz zum Venator-Wrack in Fallen Order lauern einem im Kernschiff die entsprechenden Gegner auf und das ganze Erlebnis versprüht zumindest stellenweise Prequel- oder Clone Wars-Charme. Das einzige was meinen positiven Eindruck etwas störte, war zunächst einmal der ziemlich eintönige Sumpf selbst. Ja, es ist ein Sumpf bei Nacht, aber so uninteressant wie man die Natur hier darstellt hätte es auch irgendeine Sandwüste sein können. Das Leveldesign in Fallen Order war auch schon ein leichter Störfaktor für mich. Oft wurden Kletterpassagen eingeführt, nur um Kletterpassagen einzuführen. Die Sets waren nicht nach praktischen oder logischen Gesichtspunkten aufgebaut, die Welt daher teils auch irgendwie künstlich. Man hat sich in Jedi: Survivor mehr Mühe gegeben, die Welt von Koboh belebt wirken zu lassen, aber ich finde es trotzdem immer noch seltsam, wenn ich mich fragen muss, wie die NPCs ohne Jetpacks oder Machtfähigkeiten von A nach B kommen bzw. wie man sich regulär durch gewisse Locations bewegen würde. Vielleicht liegt es an der Denkweise und die Entwickler hatten einfach nicht die Zeit für einen Prozess bei dem man zuerst einen regulären funktionierenden Bauplan erstellt und diesen dann durch gewisse Story-Ereignisse und Schäden blockiert. In anderen Worten, ich persönlich würde eher zuerst die intakte Grabkammer (oder was auch immer herhalten muss) designen und mir dann überlegen, wie ich diese zerstören kann, um Rätsel oder Kletterpassagen einzubauen. Und weil es Star Wars ist soll ja jedes Set eigentlich belebt praktisch und eben funktionell aussehen, so als könnte man an diesen Orten wirklich seiner Arbeit nachgehen. Das ist aber mit einer Menge Designaufwand verbunden, denn um irgendwo ein Toolkit herumliegen zu lassen, müsste man jedes der Werkzeuge designen.

 

Mal abgesehen davon, das Entern des Kernschiffs weckte in mir auch den Wunsch nach einem in den Klonkriegen angesiedelten Jedi-Spiel, vielleicht als eine Art Prequel. In den Gängen des Schiffs die einen etwas mehr an Episode 1 erinnern, war ich zeitweise auch von der Idee besessen, unbedingt LEGO Star Wars: Die Skywalker-Saga weiter zu spielen.

 

Zwar traf man im Schiff auch einen "neuen" Gegner-Typ (die MagnaGuards), doch nach dem hektischen Kampf auf Jedha fehlte mir eine ähnliche krasse Action-Sequenz. Diese tragen vielleicht nicht soviel zum soulslike inspirierten Gameplay bei, aber ich finde sie als Teil des Story-Erlebnisses sehr interessant, selbst wenn es nur Button-Masher sind. Ein Teil des imperialen und ehemals separatistischen Arsenals bleibt in Jedi: Survivor leider ungenutzt. So stehen im Hangar zwar AAT-Panzer herum und auch die Vulture-Klasse Raumjäger fliegen zeitweise durch die Gegend, aber ich hätte gerne auch gegen solche gekämpft. Und was wurde eigentlich aus den STAP-Repulsor-Gleitern der B1-Kampfdroiden aus Episode 1, die auch in The Clone Wars hin und wieder noch zum Einsatz kamen? Ich hätte in Survivor auch gerne mal einen TIE-Fighter bekämpft, was sich mit Helikopter-Kämpfen in anderen Action RPGs vergleichen ließe. Zumindest darf man an einer späteren Stelle indirekt gegen AT-ATs antreten und Landungsboote aus der Luft holen, aber so stark sich Jedi: Survivor an Obi-Wan Kenobi und Andor orientiert, ich vermisse halt eine Szene wie aus dem Rogue One-Trailer (die nicht im Film verwendet wurde) wo Jyn Erso an der Spitze des Sendeturms plötzlich mit einem TIE-Fighter konfrontiert wird. Jedi: Survivor hat gerade einmal eine solche Szene in der Swoop-Bike-Jagd auf Jedha, wobei man dort allerdings einen Scout-Trooper in die Lüfte und die Flugbahn eines TIEs befördert. So ein Duell wie zwischen Rey Skywalker und Kylo Ren in dessen TIE-Fighter in Episode IX hätte dem Spiel jedoch vielleicht auch gut getan. Und so einen AAT zu zerlegen haben uns die Jedi in The Clone Wars auch sehr kunstvoll vorgezeigt. Ahsoka Tano und Rex trainierten Saw Gerreras Guerillas sogar darauf, wie man AAT-Panzer bekämpfen kann.

 

Am Ende der Erkundungstour des Kernschiffs trifft man erneut auf Dagan Gera und ich muss sagen, dass er die wohl größte Enttäuschung für mich geworden ist. In einer Timeline mit Charakteren wie Saw Gerrera und den Charakteren aus Andor gibt es doch genügend Beispiele dafür, wie differenziert man Antagonisten oder auch die "Kämpfer für eine gerechte Sache" darstellen kann. Survivor macht es sich mit Dagan Gera viel zu einfach, indem man ihn halt zu einem arroganten, mit Tunnelblick auf seine persönlichen Ziele handelnden Verbrecher macht. In der Hohen Republik waren die Jedi-Ritter aber noch Helden und längst nicht so von der dunklen Seite beeinfluss wie in den Prequels, was Dagan Geras Fall so schwer zu akzeptieren macht. Dagans Stimmungsumschwung, vom enthusiastischen und ungeduldigen Test-Piloten zum Mörder seiner Jedi-Kollegen überspringt praktisch das gesamte Drama, das Anakin mit seiner Herkunft, den Tusken und seinem Trauma mitbrachte, um anfällig für die dunkle Seite zu werden. Dagan Gera hatte vergleichsweise eine behütete Herkunft und wurde nur einmal böse von den Nihil überrascht, der Rest ist Jedi-Berufsrisiko. Da fehlt mir etwas zuviel, um Dagan Gera als brauchbaren Antagonisten einzustufen. Survivor gibt hier wirklich eine große Chance, denn so wie es um Dagan Gera steht wird er nie als einer der "interessantesten Bösewichte des Star Wars-Universums" gelten können. Wie schon in einem meiner letzten Beiträge erwähnt, bin ich auch von Dagan enttäuscht, weil man uns im Promoten von Jedi: Survivor über seine wahren Charakter hinweg getäuscht hat. Dagan ist kein Cal auf Abwegen, Dagan hat einfach so unschuldige Jedi-Kollegen umgebracht, weil sie den Auftrag hatten Kompasse zu zerstören, die er für seine Rückkehr nach Tanalorr gebraucht hätte. Es hätte genügend Möglichkeiten gegeben, das Verhältnis zwischen Dagan und Cal spannender zu gestalten, weil Cal ja schon einmal den Wiederaufbau des Jedi-Ordens aufgegeben hat, als er das Holocron in Fallen Order zerstörte. Eno Cordova mag Cals Entscheidung akzeptiert haben, für den Goldjungen Dagan Gera hätte das ein schwerer Affront sein können - so als hätte Cals Generation den Orden aufgegeben und wäre vom rechten Weg abgekommen. Dagan Gera hätte als wahrer High Republic-Jedi mit der Überzeugung und dem Elan seiner Generation als Jedi auftreten und somit den Zorn des Imperiums erregen können - immerhin hat er in Survivor tatsächlich die Lichtschwertdichte auf Koboh erhöht, nachdem er scheinbar ein ganzes Lichtschwert-Arsenal an Rayvis mächtigste Handlanger verteilen ließ. Survivor hätte zeigen können, wie ein versuchter Jedi-Aufstand enden würde und welche Folgen dieser womöglich für das Fluchtnetzwerk des Hidden Path gehabt hätte.

 

Rayvis und Dagan Gera machen sich schließlich zu unterschiedlichen Orten auf. Auf Kobohs Mond kommt es dann zum Duell mit Rayvis, der ja auch mit seinen "ritterlichen Idealen" und einem "Moralkodex" beworben wurde. Als Gen'Dai hätte er ja auch noch die extreme Langlebigkeit und Pseudo-Unsterblichkeit mitgebracht, um zu einem höchst interessanten Charakter zu werden. Aber Rayvis wird auf die Rolle von Dagans rechter Hand reduziert, er dient ihm, weil er ihn einst herausgefordert und im Zweikampf besiegt hat. Dafür hat Rayvis ihm seine Treue geschworen, aber scheinbar nicht auf Lebenszeit. Rayvis wurde vom Jedi-Orden nach Dagans Amoklauf auf Koboh inhaftiert und kam erst dank Order 66 wieder frei. Verglichen mit Dagan finde ich Rayvis als Antagonist interessanter, auch wenn er in dieser Rolle in Dagans Schatten stehen muss. Rayvis hat sich ja praktisch eine Armee auf Koboh aufgebaut und das in nur 10 Jahren seit Order 66. Er kann diese Armee zwar nicht von Koboh los lösen, weil das Kernschiff nicht mehr fliegt, aber er hätte sich auch als Waffenhändler einiges dazu verdienen können. Jedenfalls bis jetzt, denn das Imperium breitet sich immer weiter aus und auch Grenzgebiete wie Koboh werden immer stärker kontrolliert. Politisch ungebundene Banditen mit einer Droiden-Armee auszulöschen wäre wohl der Traum so mancher alter Haudegen wie Großmoff Tarkin und die Bedlam Raiders würden verlieren, denn sie haben sich auch keine Rebellen-Freunde wie Saw Gerrera gemacht. Das Kernschiff selbst ließe sich vermutlich schon mit nur einem Sternenzerstörer aus sicherer Entfernung zerstören und damit wäre das gesamte Arsenal futsch. So stark Rayvis als lokaler Warlord wirken mag, auch er ist potentiell ein Opfer des Imperiums. Rayvis scheint seine Armee aber nicht einmal für sich, sondern für Dagan Gera aufgebaut zu haben. So wie Dagan vom Krieg spricht könnte man auch spekulieren, ob Dagan mit Rayvis nicht vielleicht einen militärischen Rachefeldzug gegen die Nihil in Betracht gezogen haben könnte. Rayvis Ankündigung, dass er seine Verpflichtung gegenüber Dagan als erfüllt ansieht, wenn dieser Tanalorr erreicht lässt mich vermuten, dass er die Bedlam Raiders tatsächlich als Organisation FÜR Dagen geschaffen hat und nicht als bloßen Zeitvertreib oder weil er als Warlord Karriere machen wollte. Die Bedlam Raiders haben es in den letzten 10 Jahren nur nicht geschafft Dagan zu befreien, weil ihnen potentiell die dafür notwendigen Machtfähigkeiten fehlten. Rayvis gesamte Koboh-Operation war also wohl dazu gedacht Dagen zu befreien und dann kann er ja machen was er will. Wie die Bedlam Raiders damit umgegangen sind, dass Rayvis einfach so das Kommando an Dagan Gera abgab bleibt jedoch völlig ungeklärt. Spoiler: Rayvis stirbt auf dem Mond von Koboh, als ihm Cal seinen "Warrior's Death" gewährt. Irritierend für all jene die dachten Gen'Dai wären wie in den Legends praktisch unsterblich, weil sie sich von jeder Verwundung und selbst dem Verlust des Kopfs regenerieren können. In den Legends hatten Gen'Dai kein zentrales Nervensystem und Enthauptungen waren somit völlig sinnlos, weil sie über kein Gehirn im klassischen Sinn verfügen. Daher musste man den Kopfgeldjäger Durge auch in eine Sonne stürzen und Sith-Imperiale hatten in SWTOR die Idee die "Überreste" eines Gen'Dai voneinander zu trennen und zu Asche zu verbrennen. Rayvis ist der meines Wissens nach erste kanonische Gen'Dai der tatsächlich getötet wird.

 

Dagan Gera trifft man schließlich in der "Wolkenstadt von Koboh" wieder, einer Ansammlung von Repulsorplattform, rundum einen zentralen Forschungskomplex, der die letzten 200 Jahre scheinbar besser überstanden hat als die unterirdischen Jedi-Kammern oder die Anlagen auf der Planetenoberfläche. Im Duell mit Dagan steht einem diesmal Bode Akuna zur Seite und es passieren Dinge, die sich nur schwer erklären lassen. Dagans Augen beginnen im Laufe des Kampfes zu leuchten und ihm wächst ein neuer geisterhafter Arm. Er verdreht sogar einmal die Schwerkraft und Cal ist ihm scheinbar überhaupt nicht gewachsen. In dieser letzten Auseinandersetzung enthüllt Dagen zumindest einen nicht ganz so unbrauchbaren Plan, er hatte nämlich vor sich nach Tanalorr zurückzuziehen, um dort eine Armee für seinen Kampf gegen das Imperium aufzubauen. In einem Universum, wo der Imperator genau das auf Exegol getan hat erscheint das nicht mehr völlig aussichtslos und ich sollte es mit einer logischen Erklärung wohl sein lassen. Dagan spricht auch davon, dass er machtsensitive ausbilden will. Bode wendet ein, dass die Galaxis ja schon einen Imperator hat. Ich persönlich kann der Vorstellung, dass Dagan in seinem "Herzen" auch nur ein Warlord zumindest etwas abgewinnen. Leider habe ich mir von einem High Republic-Jedi und Anti-Cal etwas anderes erwartet. Dagans Charakterentwicklung bleibt mir unterm Strich als zu sprunghaft und einseitig - also entweder als zu unkreativ oder stark verkürzt. Naja, Hauptsache er ist tot. Aber im Gegensatz zu späteren Beispielen, gesteht ihm Cal keine Jedi-Feuerbestattung zu und lässt auch Dagans Lichtschwert vermeintlich bei dessen Leiche zurück.

 

An diesem Punkt dachte ich, das Spiel wäre vorbei und war sogar eher unterwältigt.

 

Es rollten aber keine Credits und so dachte ich, dass man wohl noch irgendetwas als Ausklang zu erledigen hatte. Vielleicht eine müde Siegesparty in Pyloons Saloon? Oder doch auf Jedha?

 

Ich habe nach Dagan Geras Tod erst einmal pausiert und musste die Geschehnisse verarbeiten. Der primäre Antagonist war tot und ich war nicht von ihm begeistert. Da hatte das Katz-und-Maus-Spiel mit Trilla in Fallen Order ja deutlich mehr Impact, vor allem mit der Fortress Inquisitorius am Ende. Die Wolkenstadt war nett, aber deutlich nicht auf dem Level des Hauptquartiers der Inquisitoren.

 

Nach 1-2 Stunden entschied ich mich für den vermeintlichen Epilog weiterzuspielen.

 

Auf Jedha kam es zu den Szenen die ich mir von einem Epilog erwartet hätte. Ein Zusammentreffen der alten Crew, eine kleine Feier unter freiem Himmel und die angeteaserten Beziehung zwischen Cal und Merrin entwickelt sich weiter, sogar mit einem leidenschaftlichen Kuss. Cal meint er wisse jetzt, was er wirklich wolle und die Zukunft von Ceres Jedi-Archiv, der Flüchtlinge des Hidden Path und auch Bodes Tochter scheint gesichert.

 

Es ist wohl gut gelaufen für diesen Neuzugang, der einem da am Anfang von Survivor noch als Crew-Mitglied untergejubelt wurde.

 

Und dann erschießt er Eno Cordova. CORDOVA. Den Mann, den ich in Fallen Order für tot hielt und dessen Rückkehr für mich ein Highlight von Survivor war. Mein Misstrauen gegenüber Bode (er erwiderte auf Coruscant schon das "Möge die Macht mit dir sein" nicht) wurde nun also bestätigt und egal wie man die Dinge dreht, BODE hat Eno Cordova erschossen. Aus nächster Nähe. Kaltblütig. Geh sterben, Bode Akuna!

 

Was folgt ist ein drohender Angriff durch das Imperium, inklusive der Swoop Bike-Verfolgungsjagd durch die Wüste, die man schon in einem der Survivor-Trailer zu sehen bekam. Es muss ja nicht immer alles stimmen, was man in solchen Trailern sieht, aber das Swoop-Rennen wäre wohl zu umfangreich zu programmieren gewesen, um es nur für einen Trailer zu verwenden. Das Duell mit Bode stellt meine Theorie in Frage, ob wir nun schon am Ende des Spiels sind oder ob es noch weiter laufen wird. Was ich anfangs ganz übersehen habe ist Bodes Lichtscht Bode stellt meine Theorie in Frage, ob wir wert - ich dachte, wie passend, jetzt läuft der auch wie Dagan Gera mit so einem roten Lichtschwert herum, um zeigen, dass er böse ist - tatsächlich ist es aber Dagan Geras Lichtschwert, das Bode wohl von dessen Leiche gestohlen hat. Zumindest ist Bode als Antagonist interessanter, weil er wirklich einen Gegensatz zu Cal darstellt. Bode scheint als Ex-Jedi eine Familie gegründet zu haben und alles zu tun, um diese Familie zu schützen. Außer diese Familie existiert nicht und Bode ist ein verdeckt agierenden Inquisitor. Als Bode seinen Macht-Push einsetzte war mir überhaupt erst klar, dass Bode kein einfacher ISB-Spion ist, wie sie Saw Gerrera fürchtete. Machtsensitive Spione dürfte es im Kanon nicht geben, auch wenn sie in den Legends anzutreffen waren. Die kanonische Inquisition scheint ja generell alle Machtsensitiven einzuziehen, weshalb Bodes Machtfähigkeiten (anders als die Lichtschwertträger unter den Bedlam Raiders, die mit Kopfgeldjäger-Gadgets Machtfähigkeiten simulieren müssen) so verstörend wirkten. Bode bringt auch Cal fast um und verschwindet mit dem Tanalorr-Kompass, allerdings immer noch mit seiner Z-95 und keinem TIE-Fighter (oder einem Spezialmodell der Inquisitoren). Irgendetwas scheint da nicht ganz stimmig, wenn Bode ein Inquisitor sein soll.

 

An Lore zu den Inquisitoren gibt es nicht allzu viel, aber Undercover-Missionen scheinen im Kanon nicht ihr Ding zu sein. Dementsprechend schwierig hatten sie es, wenn es darum ging das Fluchthilfe-Netzwerk des Jedi-Ordens aufzulösen. Macht man Bode zum Undercover-Mann der Inquisition würde man hier etwas noch nicht dagewesenes in die Lore einführen. Nachdem man aber auch schon einen Gen'Dai töten konnte erschien das nicht völlig aus der Luft gegriffen und in der Story schien man ohnehin "Mut zur Lücke" gehabt zu haben. Was mich aber wirklich störte (ehe ich die Screenshots verglich) war Bodes rotes Lichtschwert. Selbst wenn er ein Jedi war, der nach Order 66 gegen das Beziehungsverbot des Ordens verstoßen hatund nun wie Anakin alles für diese Beziehungen zu opfern bereit ist, wieso hätte er sich "sein" Lichtschwert rot gefärbt. 

 

Als Cal das Bewusstsein verliert und man kurz glaubt er wäre gestorben und man müsste den Boss-Kampf wiederholen... wechselt man zu Cere, die nun das Jedi-Archiv vor einer imperialen Horde verteidigen muss. Da werden Erinnerungen an die Obi-Wan Kenobi-Miniserie wach. Und es kommt sogar zu einem Rematch zwischen Cere und Darth Vader, was vielleicht überrascht, weil ich das den Autoren nicht zugetraut hätte. Vader erwähnt seine offene Rechnung mit Cere und man kann sich auch auf die Lore stützen, nach der die Inquisitoren für gewöhnlich zu schwach sind, um echte Jedi-Meister zu bekämpfen. Die meisten von ihnen haben es ja selbst höchstens bis in den Ritter-Rang geschafft. Cere liefert sich ein würdiges Duell mit Vader, am Ende muss sie aber auch sterben. Und Jedi: Survivor wird ziemlich düster.

 

Bodes Spur führt uns schließlich zu einer ISB-Basis, wo uns auf Einladung des Kommandanten auch Purge Trooper erwarten. Bode war also wirklich ein imperialer Spion und wer weiß wie er auf ein persönliches Treffen mit Saw Gerrera reagiert hätte. Saws problematisches Verhältnis zu den Jedi wäre so wohl in direktes Misstrauen umgeschlagen. Dass sich Jedi immer wieder mit Saw verbünden, seine Sache und Organisation dann aber (kommentarlos?) verlassen, um irgendwelchen Jedi-Aktivitäten nachzugehen ließe den Orden in Saws Augen ja auch als nicht sehr zuverlässig erscheinen. Das ändert sich ja selbst mit Luke Skywalker nicht, der nach Hoth zunächst einen Abstecher nach Dagobah unternimmt und einige Zeit später ohne seinen X-Wing mit einer Hand weniger auf einer Santiätsfregatte der Rebellion auftaucht. Selbst auf Endor verschwindet Luke noch bevor man den Schild-Bunker erreicht hat.

 

Meine Vermutung war zunächst noch, dass ISB hätte Bodes Tochter gefangen genommen und man wäre drauf und dran ihn und seine (potentiell machtsensitive) Tochter an die Inquisition zu übergeben + des Kompass. Bode dachte vielleicht er könnte sich einen Deal aushandeln und sich selbst aufopfern, um die Freiheit seiner Tochter (in einem imperialen Waisenhaus?) zu ertauschen. Immerhin schien es nun erwiesen, dass Bode und nicht seine Frau einst von der Inquisition verfolgt wurde, weil er ein Jedi-Ritter gewesen ist. Katas Machtsensitivität war nun aber auch nicht garantiert, sodass sie ja durchaus unschuldig genug sein könnte, um nicht an die Inquisitoren übergeben werden zu müssen. Entgegen meines gerechtfertigten Misstrauens gegenüber Bode Akuna wollte ich doch irgendwie noch einen heldenhaften Jedi-Ritter in ihm sehen. Dagan Gera war eine ziemliche Enttäuschung gewesen, was ich auf eine schlechte Storyline schieben würde, aber mit Bodes Verrat wurde Survivor endlich interessant.

 

Bode hat Cal jedoch scheinbar in die ISB-Basis gelockt, um sich die nötige Deckung für seine Flucht zu verschaffen. Es scheint schwierig, dass sich Bode und Cal jetzt einfach so versöhnen, zumal Bode ja kaltblütig Eno Cordova erschossen hat und auch wenn der ISB-Commander die Verantwortung für Jedha von sich zu schieben schien, indirekt hat Bode auch die Zerstörung des Jedi-Archivs und Ceres Tod zu verantworten. So sehr man vielleicht darauf hofft eine Dialog-Option zu bekommen, um die Situation zu retten - Cal bleibt wütend und Bode feuert den ersten Schuss. Cals Jagd nach Bode geht weiter und wenn man nun Cals gewohnten Time Freeze/Bullet Time/Force Slow-Modus (wie auch immer man ihn nennen will) aktiviert, hat dieser einen besonderen roten Effekt, der auch Cals Lichtschwert zu verfärben scheint. Cal kommt mir in diesem Zustand mächtiger als sonst vor und er kämpft auch anders, ungefähr so wie Cere auf Jedha - es ist jedoch klar, dass sich Cal nun wohl der dunklen Seite bedient. Was Merrin als beunruhigend empfindet. Survivor bringt nun das aufs Tapet, was Fallen Order noch nicht konnte: Cals dunkle Seite. Nach Cere ist es nun scheinbar an ihm, sich seiner dunklen Seite zu stellen. Aber bleibt dafür überhaupt genug Zeit?

 

Der nächste Halt ist dann schon Tanalorr bzw. zuerst Koboh, wo man die Strahlentürme so ausrichten muss, dass ein stabiler Korridor nach Tanalorr gebildet wird. Auf Tanalorr ist dann schon alles verloren. Bode gibt sich unbekehrbar, greift fast seine eigene Tochter an und beharrt darauf, dass er eben ein Vater ist und Cal sein Handeln daher nicht verstehen kann. 1000e Leben oder 1 Leben - für Bode ist die Entscheidung klar, dass er für seine Tochter alles und jeden opfern würde. Cal wendet allerdings auch ein, dass Tanalorr problemlos 1000e UND Bodes Tochter eine sichere Heimat bieten könnte. Bode kann und will sich von seinem Pfad jedoch nicht mehr abbringen lassen. So spannend ich ihn als Antagonisten auch finde, ich empfinde ihn als zu fest von seinem Standpunkt überzeugt und zu selbstsicher. Der Kampf mit Bode führt auch zu einer Szene in der man sich der dunklen Seite zuwenden muss. Tut man das nicht heißt es Game Over bzw. Respawn und der Kampf muss von vorne begonnen werden. Man wird also tatsächlich zum Einsatz der dunklen Seite gezwungen und selbst als Bode am Ende unterliegt (als Bode am Boden liegt), versucht er noch Cal zu erschießen - wobei dieser nun jedoch zuerst schießen kann, nachdem Bodes Blaster nicht funktioniert. Zu Cals Verteidigung kann man sagen, dass er Bode gerade noch davon abhalten konnte Merrin mit der Macht zu erwürgen, während er Cal im Schwitzkasten hatte. Bodes Bereitschaft Merrin vor Cals Augen zu töten und ihn dann auch zu ermorden - lässt ihn nicht gerade als "erlösbar" erscheinen. Cal feuert jedoch noch einen zweiten Schuss auf Bode ab, um ihn wirklich zu töten. Wieviel Bodes Tochter von all dem gesehen hat ist unklar, sie ist aber vor Ort und könnte durchaus alles mitangesehen und -gehört haben. Ich habe ja gesagt, nach Jedha wird es düster. 

 

So wie Cal und Merrin als Kinder verwaist sind, ist nun auch Kata eine Vollwaise und das frischgebackene Pärchen scheint sie wohl als ihre Tochter aufzunehmen. In den folgenden Szenen werden Meister Cordova, Cere und Bode auf drei Jedi-Scheiterhaufen auf Tanalorr bestattet. So wenig bekehrbar Bode am Ende auch war, er scheint sich in Cals Augen durchaus noch eine Jedi-Bestattung verdient zu haben. Mehr als Dagan Gera?

 

Nach Abschluss der Story gibt es durchaus noch einige Macht-Echos von Bode zu finden, die bestätigen, dass er Ceres Aufenthalt auf Jedha geleakt hat und dass er das ISB einst auch aus freien Stücken kontaktierte, um seinen Deal auszuhandeln. Sein Handler scheint später wohl von Darth Vader "besucht" worden zu sein. Bode ist also alles andere als unschuldig und auch keine willenlose Marionette gewesen. Er suchte ganz bewusst das ISB auf und bot sich als Agent an, wofür er im Gegenzug nur den Schutz seiner Tochter verlangte. Bode arbeitete also freiwillig für das ISB und half Denvik dabei entsprechende Erfolge einzufahren. So erklärt sich auch, wieso Bode stets wie ein "Söldner" gekleidet herumlief und kein eigenes Lichtschwert mehr trug - er ging in seiner Rolle als Spion des ISB auf. Derart pro-aktiv auf das Imperium zuzugehen und für es zu arbeiten, obwohl man die Möglichkeit gehabt hätte zu flüchten, macht Bode Akuna zu einem wahren Verräter. Bode hatte die Option mit dem Hidden Path unterzutauchen, doch er hielt diese Option für weniger sicher, als mit dem ISB zu arbeiten. Daher zweifelt er auch in seinen letzten Momenten noch daran, ob Cal seiner Tochter Sicherheit garantieren kann. Bodes Vertrauen in einen ISB-Commander war höher als jenes in ehemalige Jedi und Rebellen. Irregeleitet ja, aber er entschied sich aus freien Stücken und er erwies sich als unbekehrbar. Am Ende war Bode zumindest für mich der wahre Anatagonist in Jedi: Survivor, wenn auch kein echter Anti-Cal.