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Thrawns Rückkehr steht kurz bevor?

Der Ahsoka-Teaser-Trailer ließ bereits mit einigen waschechten Überraschungen und Bezügen zu Timothy Zahns Thrawn-Trilogie aufwarten, da lohnt es sich natürlich etwas nachzuschürfen, wieviel Thrawn-Trilogie jetzt schon im Mandoverse stecken könnte...

Ahsoka Tano nennt Thrawn "Heir to the Empire" und spricht damit aus, was sich so einige Fans seit Thrawns Wiedereinführung in den Kanon gewünscht haben - Timothy Zahns Thrawn-Trilogie könnte in Teilen für die neue Kontinuität adaptiert werden. Der erste Teaser-Trailer zur Ahsoka-Mini-Serie bestätigt so einigen Verdacht, dass Thrawn das Serienfinale von Rebels nicht nur überlebt hat, sondern auch tatsächlich wieder aktiv geworden ist. Bisher wurden viele dieser Andeutungen nur durch The Mandalorian transportiert, aber Ahsoka scheint Thrawn und seine Gegenspieler aus Rebels (die einstige Crew der Ghost) direkt ins Rampenlicht zu rücken. Jüngst hatten wir daher auch schon einen Cameo von Zeb in The Mandalorian.

 

Die Thrawn-Trilogie war seinerzeit jedoch mehr als nur Thrawn und so frage ich mich natürlich, wie viele der Handlungsstränge oder Konzepte aus Timothy Zahns Meisterwerk bereits im Mandoverse zu finden sind und was womöglich kommen könnte.

Beginnen wir mit etwas, woran kaum ein Zweifel bestehen sollte, das Mandoverse hat bereits eine "Live Action-Adaption" der Delta Quelle ins Rennen geschickt. Im Gegensatz zu den Büchern, in welchen die Deltaquelle ein biomechanisches Abhörsystem im Vorhof des zum Regierungssitz der Neuen Republik umfunktionierten Imperialen Palasts war, ist die Delta-Quelle im Mandoverse potentiell ein Spionagenetzwerk von Ex-Imperialen, die in das Rehabilitationsprogramm der Neuen Republik eingeschleust wurden. Elia Kane ist aktuell das bekannteste Mitglied dieses Netzwerks und de facto würden wir auch noch nicht wissen, ob es mehr als nur eine einzelne Spionin Thrawns auf Coruscant gibt, ich glaube aber an mehr. Kanes Rolle in der Administration der Neuen Republik ist von extremer Bedeutung, denn sie hat direkten Zugriff auf von der Neuen Republik beschlagnahmtes Kriegsmaterial. Wie in Zahns Thrawn-Trilogie dürfte sich auch der kanonische Thrawn nach Endor ja mit einigen Nachschubproblemen konfrontiert sehen, sodass man mit einem direkten Draht zu den Schrottplätzen der Neuen Republik noch den einen oder TIE Fighter verschwinden lassen kann, bevor er verschrottet wird.

 

Die Delta-Quelle in der originalen Thrawn-Trilogie spielte allerdings eine entscheidende Rolle darin, dass Thrawn den Patrouillen der Neuen Republik regelmäßig ausweichen konnte und in der Lage war indirekt Zwietracht unter den Mitgliedern der Übergangsregierung der Neuen Republik zu säen, denn es sah immer wieder so aus, als hätte irgendjemand die kritischen Informationen an das Imperium geleakt. Damit muss sich die Neue Republik in The Mandalorian noch nicht herumschlagen, da sie generell mit ihren Aufgaben überfordert zu sein scheint. Scheinbar ging sogar die Meldung unter, dass Moff Gideons Gefangenentransport verschwunden ist. Natürlich kann die "Delta-Quelle" da nachgeholfen haben, denn wer sortiert denn die ganzen Memos und bearbeitet den Post-Eingang der Verwaltungszentrale auf Coruscant? Ex-Imperiale, wie Elia Kane oder Dr. Pershing. Da stuft man einfach die Priorität runter, lässt Anforderungsformulare für Ermittlungen liegen usw. Die Neue Republik hat massive Probleme damit, die überdimensionierte Verwaltung des einstigen Imperiums zu übernehmen bzw. eine neue republikanische Verwaltung aufzubauen, sollte man jene des Imperiums unklugerweise einfach aufgelöst haben, um sie zu "Entimperialisieren". Derartige Konsequenzen kennt man auch aus der Realität, wenn diesmal nicht unbedingt schon wieder aus dem Zweiten Weltkrieg. Die Entnazifierungskampagnen der Alliierten führten zwar zur Amtsenthebung von Bürokraten, waren aber nicht immer final. Minderbelastete konnten sich irgendwann wieder ihrer alten Positionen erfreuen, wer es geschafft hatte ohne Parteibuch dazustehen blieb wahrscheinlich sogar im Amt. Behörden wurden umbenannt und umstrukturiert, aber selten komplett aufgelöst, wenn sie schon in "republikanischen Zeiten" existiert hatten. Die Neue Republik scheint mir hingegen den revolutionäreren Weg gegangen zu sein und alle Zeichen des Imperiums, inklusive dessen Behörden, aufgelöst zu haben, egal ob diese schon in der alten Republik existiert hatten. Diese radikale Ent-Imperialisierung schlägt sich auch darin nieder, dass man es verbietet imperiale Technologie oder Waffen weiterzuverwenden. Man kann das Chaos in der Neuen Republik vielleicht mit dem Irak nach der amerikanischen Invasion vergleichen, als man in einem Rundumschlag gegen die Baath-Partei und potentielle Saddam-Loyalisten die Sicherheitsbehörden außer Gefecht setzte und somit auch Plünderungen und allerlei Nachkriegsprobleme in Kauf nahm, da man die neuen "sauberen" Sicherheitsapparate erst aufbauen musste.

Die Delta-Quelle war nur eines der Dinge, die man mit der Thrawn-Trilogie in Verbindung bringen kann. Thrawns Mangel an Schiffen und Personal scheint im Mandoverse noch nicht thematisiert worden zu sein, außer man zählt das Fehlen von Sternenzerstörern (welche fast durchgehend durch kleinere Kreuzer im Dreiecksdesign ersetzt werden). Selbst Moff Gideons Flaggschiff war kein klassischer Imperialer Sternenzerstörer und auch die erbeutete imperiale Flotte der Mandalorianer setzt sich eher aus einstigen Unterstützungsschiffen zusammen. Da fragt man sich natürlich, an wessen Budget das ganze scheitert, dem der Serienmacher oder dem der Imperialen? Man könnte natürlich auch argumentieren, dass Thrawn keine Flotte aus echten Sternenzerstörern mehr braucht, um es mit der Neuen Republik aufzunehmen, da diese ohnehin auch ihr eigenes Militär abgerüstet hat. Und ohne die Gefahr eines waschechten Sternenzerstörers wird man auch eher ignoriert.

 

Bleibt aber die Frage, ob und wie der kanonische Thrawn Zugang zu Mount Tantiss und der geheimen Klonforschung des Imperators bekommen könnte. Mount Tantiss ist ein zentraler Bestandteil der zweiten Season von The Bad Batch geworden. Und neben dem Klonen des Zillo Beasts beschäftigt man sich auch mit den spezielleren Klontechniken der Kaminoaner, insbesonders modifizierten Klonen wie dem Bad Batch oder Omega. Diese Klontechniken könnten auch eine Rolle in Dr. Pershings Forschung gespielt haben, der sich ja sehr für den machtsensitiven Grogu interessierte. Bisher nahm man an, dass Pershing wohl indirekt für Palpatines Exogol-Kultisten arbeitete, aber wir wissen nicht was nach Endor aus Wayland und Mount Tantiss wurde. An dieser Stelle muss ich wohl etwas ausholen. In der neuen kanonischen Thrawn-Trilogie (den drei Thrawn-Romanen, die Timothy Zahn nach Thrawns Einführung in Star Wars Rebels schrieb) gelang es Thrawn mit der Hilfe seines Adjutanten Eli Vanto anhand von Logistikberichten herauszufinden, dass das Imperium den Todesstern baute. Man stelle sich jetzt einfach vor, was Thrawn nach dem Wegfall imperialer Gatekeeper aus Berichten der Neuen Republik oder den Imperialen Archiven auf Coruscant gelernt haben könnte. Der kanonische Thrawn kann meines Erachtens bestens darüber Bescheid wissen, wo Wayland liegt und was dort zu finden ist.

 

Nun kommen wir zu meiner Fan-Theorie was seit der ersten Staffel von The Mandalorian und dem nun veröffentlichten Ahsoka Teaser-Trailer angedeutet worden sein könnte - wie in der Thrawn-Trilogie Timothy Zahns könnte auch der kanonische Thrawn den Wert und Nutzen von Jedi-Rittern erkannt haben, allerdings ist es ein Problem diese zu kontrollieren. In den Legends verbündete sich Thrawn zwar mit dem geklonten Jedi-Meister Joruus C'baoth, aber dieser hatte (teils durch den Klonprozess bedingt, aber auch aufgrund des Charakters seines Originals) eine schwerwiegende Persönlichkeitsstörung. C'baoth galt zudem als dunkler Jedi und war eines der gescheiterten Experimente des Imperators, wobei unklar ist, wofür er einst geklont worden ist und ob er dem Palpatine gegenüber loyalen Wächter einst ermordete oder ob es sich bei diesem um ihn selbst handelte und er sich selbst nur von dieser Rolle befreit hatte. In anderen Worten C'baoth war eine mental kaputtere Version des wiederauferstandenen Darth Maul. C'baoths Kampfmeditation erwies sich jedoch als höchst nützlich für Thrawns Strategien und auch wenn er den Jedi-Meister zwischenzeitlich wieder ausrangierte, plante Thrawn sich loyalere stabilere Jedi-Klone heranzuzüchten. Genau das könnte nun in Ahsoka ja auch der Fall sein. Thrawn hat in Rebels am eigenen Leib erfahren, wozu Jedi-Ritter im Stande sein können. Und bezieht man die Romane mit ein, dann hatte Thrawn auch Erfahrungen mit Darth Vader und Anakin Skywalker. So wie sich Thrawn in den Romanen äußern durften ist er nicht immer ganz mit der Strategie des Imperators zufrieden gewesen, etwa dem Umstand dass man so viele Ressourcen in eine einzige Kampfstation pumpte, anstatt Projekte wie seine TIE Defender zu finanzieren, welche es direkt mit den Raumjägern der Rebellion aufnehmen konnten. Thrawn war kein Palpatine-Loyalist und dementsprechend hätte er wohl auch kein Problem damit Palpatines Schatzkammern zu plündern, zumal der Imperator ja tot sein soll. Man muss sich ja fragen, wie Thrawn zum exklusiven Einsatz der Imperialen Inquisitoren als Jedi-Jäger stand. Hätte man diese dunklen Jedi nicht besser einsetzen können?

 

Etwas das in den Legends durch Paul S. Kemp ausgearbeitet wurde, war der Verlauf von Thrawns Klon-Experimenten. Timothy Zahn beließ es ursprünglich dabei, dass sich Thrawn während der Hand von Thrawn-Duologie beinahe selbst geklont hätte, doch Kemp ging auf die von Thrawn am Ende von dessen Karriere veranlassten Klonprojekte ein, mit denen nach einem geeigneten Ersatz für Joruus C'baoth geforscht werden sollte. Thrawns Klontechniker experimentierten schon in den Legends scheinbar damit, die DNA verschiedener Machtnutzer miteinander zu kombinieren, sodass sich in Kemps Crosscurrent-Duologie Klonhybriden finden ließen, die scheinbar von Mara Jade, Kyle Katarn, Kam Solusar und Co abstammten. Dr. Pershings "Strandcasting" und die seit Episode IX existierenden Beschreibungen von Palpatines Klonexperimenten (sein Sohn aka Reys Vater, ist ja auch nur so ein "Strand" aus Palpatines DNA) deuten an, dass es den Klonforschern gelungen sein könnte Klon-Designerbabys oder eben Hybriden aus der DNA verschiedener Personen zu schaffen. Vielleicht geht man also auch in die The Force Unleashed-Richtung und Thrawn hat sich seinen eigenen Starkiller geklont oder eben die DNA verschiedener Jedi kombiniert.

 

Der von Ray Stevenson gespielte Lichtschwertträger "Baylan" könnte also vieles sein, eine kanonische Version von Joruus C'baoth, ein Starkiller oder irgendein von Thrawn rekrutierter Ex-Inquisitor. Baylans Rüstungsplatten erinnern mich jedenfalls an die Outfits der Jedi in The Clone Wars, was nun entweder darauf hindeutet, dass es sich um militarisierte dunkle Jedi handelt oder dass hier eine Verbindung zu den Klonkriegen besteht. Die Klonkriege wären jedenfalls die beste Zeit gewesen, um DNA-Proben von allerlei Jedi-Rittern zu sammeln und daraus ließe sich dann ja der ultimative dunkle Jedi mixen. Blöd halt, wenn man das beschleunigte Altern der Jango Fett-Klone für diesen Klon übernommen hat. Fun Fact am Rande, Timothy Zahn spielte ursprünglich auch mit der Idee herum, dass Joruus C'baoth ein wahnsinniger Klon Obi-Wan Kenobis gewesen sein könnte, jedenfalls bis Lucasfilm ein Veto gegen diese Idee einlegte. Baylan Kenobi wäre aber vielleicht etwas zuviel des Guten? Der Look des Charakters erinnert mich jedenfalls auch an den Imperialen Ritter Meister Treis Sinde aus den Star Wars Legacy Comics, einer Truppe von Jedi-Leibwächtern für eine Reihe anderer Erben des Imperiums.