Ein waschechter Plattformer, vielleicht gerade weil man ihn als Katze spielen muss...
Als Stray angekündigt wurde war ich zunächst einmal fasziniert, ein Spiel in dem man sich nicht bloß katzenhaft, sondern direkt als Katze von A nach B durchhanteln kann und dann auch noch mit einer bemerkenswert guten Grafik, das war doch zumindest einen Blick wert und ich habe es mir sogar vorbestellt. Der Hype um Stray schien zwar wegen der eher kurzen Kampagne (die dauerte bei mir auch nur 7 Stunden) schnell vorbei zu sein, denn allzu viele Youtube-Videos oder Livestreams konnte man mit so wenig Content dann doch nicht machen, aber das Spiel hat 2022 zumindest noch zwei Game Awards (Best Independent Game, sowie Best Debut Indie Game) und einen Steam Award (Most Innovative Gameplay) abgeräumt, nachdem es bei beiden Preisverleihungen auch als Game of the Year Kandidat nominiert war. Stray erschien zwar im Juli, angespielt habe ich es dann aber erst im September und abgeschlossen im Oktober. Bei 7 Stunden Spielzeit insgesamt lässt das vielleicht schon darauf schließen, dass mich Stray nicht ganz so gepackt hat wie es 2022 andere Spiele geschafft haben.
An sich ist Stray ein ziemlich familienfreundliches Spiel, das durch fast völlig abwesende Kampfszenarien (man läuft allerdings einmal mit UV-Lampe herum, um die biomechanische Dinger los zu werden, die ursprünglich geschaffen wurden, um Müll zu entsorgen) punkten kann. Stray ist durch und durch ein Plattformer wie er im Buche steht, wozu auch entsprechende Sprungrätsel und das Flüchten vor Wachdrohnen gehören. Genau dabei haben die Entwickler darauf geachtet, dass man auf die Interaktionsmöglichkeiten einer Katze beschränkt bleibt, auch wenn einem B-12 als hilfreicher Begleiter helfen darf um Türschlösser zu knacken. Und das wäre schon der Verkaufspitch hinsichtlich des Gameplays.
Stray macht durchaus Spaß, wenn man zwischen den Beinen der Roboter-Bewohner dieser unterirdischen Welt herumläuft und den Scheinwerfern von Wachdrohnen entkommen muss. Aber leider waren diese Schleich- und Lauf-Episoden für meinen Geschmack etwas zu knapp bemessen. Mit dem nervigen "Ungeziefer" der Kanalisationslevel hatte ich außerdem keine allzu große Freude, auch wenn dieses bei mir zum einen oder anderen Game Over geführt hat. Das Weltendesign ist zwar sehr nett, aber am Ende gibt es nur einige Passagen, die mir wirklich positiv und nicht einfach irgendwie in Erinnerung geblieben sind. Das Problem für mich ist bei Stray einfach, dass das Spiel zu wenig Wiederspielwert bietet. Man wird zwar im ersten Playthrough nicht alle Sammlerobjekte oder Achievements erreichen, schon gar nicht das für einen Speedrun in nur 2 Stunden, aber so "innovativ" das Gameplay auf den ersten Blick wirkt, es verliert meiner Meinung nach doch schnell seinen Reiz und die Story kann das nicht ausgleichen. Stray hat unterm Strich wohl solide Plattformer-Unterhaltung für ein paar Stunden zu bieten, aber eben doch nicht mehr, jedenfalls für meinen Geschmack.