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Legends-Porträt: Die imperialen Ritter

Die Star Wars Legacy-Comics waren seinerzeit eine wahre Fundgrube interessanter Ideen (jedenfalls in meinen Augen)...

Die von John Ostrander und Jan Duursema für die Legacy-Comics geschaffenen Imperialen Ritter gehören mitunter zu den Dingen, die ich als Teil der Legends tatsächlich vermisse. Der Grund dafür ist von meiner Warte aus, nicht gerade unverständlich, denn die Imperialen Ritter sind quasi eine staatlich kontrollierte regionale Splittergruppe des Jedi-Ordens. Religionsgemeinschaften bzw. auserwählte Orden dieser von staatlicher Seite aus für bestimmte Aufgaben einzuspannen ist historisch auch auf unserem Planeten nicht ungewöhnlich und diese Praxis ist auch der Grund, warum der Jedi-Orden im Star Wars-Universum polizeiliche und gelegentlich auch militärische Aufgaben übernehmen darf. So wie Glaubensgemeinschaften dazu neigen immer wieder zu zersplittern, so sehe ich auch den neuen Jedi-Orden dieser Gefahr ausgesetzt.

 

Zunächst einmal zur grundlegenden Frage, was die Imperialen Ritter überhaupt sind. In den Star Wars Legacy Comics (137 Jahre nach der Schlacht von Yavin und damit auch noch fast 100 Jahre nach dem letzten Legends-Roman) hat sich die Galaxis sehr stark gewandelt. Das Imperium scheint wiederauferstanden zu sein, allerdings unter einem aufgeklärten Imperator namens Roan Fel. Der Jedi-Orden hat sich nach Ossus zurückgezogen, aber auch der Sith-Orden ist unter dem mysteriösen Darth Krayt auf Korriban neu entstanden. Die Imperialen Ritter wurden vermutlich als Ableger des Jedi-Ordens in Fels Imperium gegründet, dienen diesem jedoch mittlerweile vor allem als persönliche Leibgarde, zumindest solange der Imperator sich zur hellen Seite bekennt.

 

Einiges an den Hintergrundgeschichten der Legacy-Comics ist unklar, weil die Reihe im Jahr 2006 startete, also zur gleichen Zeit wie die Romanreihe Legacy of the Force. Zusammen mit Fate of the Jedi, dem Roman Crucible und der Jaden Korr-Duologie (Crosscurrent und Riptide) kommt man zwar auf satte 21 Romane, aber keiner lässt sich wirklich als die Vorgeschichte von Star Wars Legacy bezeichnen. Nach Legacy of the Force ging Fate of the Jedi überhaupt erst auf einige der Themen ein, welche auch in Star Wars Legacy eine Rolle spielen, sodass ich dafür argumentieren würde, dass die Backstory erst gar nicht festgelegt war und man erst nach dem Erfolg von Legacy (immerhin kam die Reihe ursprünglich auf 50 Hefte, samt einer 6 Hefte umfassenden Mini-Serie als Abschluss und einem immer noch 18 Hefte umfassenden Sequel). Alles was hätte sein können fiel 2014 dann der Einstellung des Expanded Universe und seiner Deklarierung als Legends zum Opfer. So manches was einem also wie Lore vorkommt ist ganz und gar nicht in Stein gemeißelt, denn die primäre Quelle bleiben oft einzelne Dialogzeilen in den Legacy-Comics. 

 

In Fate of the Jedi passiert es etwa, dass Jagged Fel (der gerne als erster Imperator des Fel-Imperiums dargestellt wird, zumal auch einer der Sternenzerstörer in Legacy nach ihm benannt ist) Jaina Solo vorschlägt, der Jedi-Orden könne doch einen Außenposten im Galaktischen Imperium errichten. Fel und Solo heiraten innerhalb der Reihe sogar, was die Machtsensitivität der Fel-Dynastie erklären könnte. Aber Fel legt auch das Amt als Imperiales Staatsoberhaupt zurück, um den Weg für seinen Verbündeten Admiral Vitor Reige frei zu machen (einen möglicherweise unehelichen Sohn des verstorbenen Großadmiral Gilad Pellaeons, des langjährigen Oberhaupts des Rest-Imperiums). Es gibt keine offizielle Geschichte in der Fel praktisch zum Imperator ernannt wird und mit Jaina Solo eine Dynastie begründet.

 

 

Warum die Fel-Dynastie Leibwächter braucht

 

Zumindest eines kann man aus Legacy of the Force und Fate of the Jedi jedoch lernen, als Imperiales Staatsoberhaupt hat man es nicht leicht und der Rat der Moffs ist fast schon ein Hort für Abschaum und Verkommenheit - fast wie der Hof Imperator Palpatines. Moffs wie Drikl Lecersen gieren sogar selbst danach den Vorsitz zu übernehmen und während Legacy of the Force setzten die Moffs unter dem Einfluss von Darth Caedus/Jacen Solo sogar Nanobots als Waffe gegen alle von Jango Fett abstammenden Mandalorianer und schließlich auch gegen das Hapanische Königshaus ein. Die Moffs wurden nur deshalb nicht vor ein Kriegsgericht gestellt, weil sie gezwungen werden sollten Reformen in ihrem Imperium zu veranlassen - zu diesem Zweck nominierten der Jedi-Orden fast unilateral am Ende des Zweiten Galaktischen Bürgerkriegs Jagged Fel als neues Imperiales Staatsoberhaupt. Als Sohn des legendären Tie-Fighter-Piloten General Soontir Fel schien er auf die erste Wahl der geeignete Vertrauensmann auf diesem Posten zu sein. Fel hatte jedoch selbst nie in diesem Imperium gedient, sondern begann, wie fast alle seiner Geschwister seine militärische Karriere in Thrawns Imperium der Hand - jedenfalls bis dieses scheinbar vom Reich der Chiss liquidiert wurde, woraufhin Fel in den Dienst der Chiss übertrat. Seine Sympathien für die Chiss und die Beschäftigung von Chiss in seinem innersten Zirkel sorgte gerade unter den xenophoberen Moffs für Ärger über diesen Jedi-Günstling und Möchtegern-Chiss, der ihnen vorgesetzt worden war.

 

Fels Reformen regten zudem einigen Widerstand, nicht zuletzt von Moff Drikl Lecersen, der sich zusammen mit einer Senatorin der Galaktischen Allianz für einen Staatsstreich zusammenschloss, der ihn zum Anführer der Galaktischen Allianz und des Imperiums gemacht hätte. Als Lecersens Pläne scheiterten fand er jedoch in der ehemaligen imperialen Admiralin und zeitweiligen Staatschefin der Galaktischen Allianz, Natasi Daala, eine neue Verbündete. Mitten in der Abeloth-Krise rangen Fel und Daala miteinander um die Zukunft des Imperiums, wobei Fel alle Register zog - angefangen von Verstärkungen aus dem doch nicht aufgelösten Imperium der Hand, bis zur Zwangsrekrutierung der wegen Mordes verurteilten Jedi-Ritterin Tahiri Veila als "Imperiale Hand".

 

Während die Fels wohl noch mit gewöhnlichen Attentätern zurecht gekommen wären, welche ja auch kein Problem für das hapanische Köngishaus darstellten, kam mit der Ermordung Gilad Pellaeons durch Darth Caedus rechte Hand Tahiri Veila eine neue Bedrohungslage hinzu. Machtsensitive Attentäter wurden mit dem Auftauchen des Verlorenen Stamms der Sith und durch die Existenz von Darth Krayts Sith-Orden sogar noch häufiger. Gegen solche Bedrohungen kann man man schon seine ganz persönlichen Jedi-Leibwächter brauchen. Doch der Jedi-Orden ist eben doch meistens der Galaktischen Allianz verpflichtet bzw. es ist wohl auch schwierig einfach ein Dutzend Jedi-Ritter ihr Leben lang für Leibwächterdienste abzustellen, auch wenn der Orden historisch dafür bekannt ist in der Alten Republik immer wieder auch den Schutz von VIPs übernommen zu haben. Nicht zuletzt ist die Befriedung des Imperiums und die Neutralisierung der dunklen Seite innerhalb dessen Reihen durchaus eines der Ziele gewesen, die man mit Jagged Fels Einsetzung als Imperiales Staatsoberhaupt zu erreichen hoffte. Meiner Meinung nach spiegelt sich dieses Ideal auch darin wieder, dass das Fel-Imperium sich durchaus bemüht hatte ein positives Image aufzubauen, vor allem durch die Etablierung der Imperialen Mission, die als galaxisweit aktive Hilfsorganisation fungieren durfte. Was einst die Domäne besonders humanitärer Senatoren und Regierungen (wie die Organas auf Alderaan) gewesen ist, wurde während der zahllosen Staatskrisen der Galaktischen Allianz zu einem Spielfeld für das Fel-Imperium und seine wohlwollenden Herrscher. Da vermutet man ja nicht von ungefähr eine Abstammung der Fels von Leia Organa, auch wenn es wie gesagt, völlig unbekannt ist, ob der zweite Fel-Imperator (und Vater Roan Fels) tatsächlich der machtsensitive Sohn Jaina Solos gewesen ist.

 

 

Keine traditionellen Jedi 

 

Selbst machtsensitive Elternpaare können nicht-machtsensitiven Nachwuchs haben und auch bei Jagged Fels Nachkommen war es nicht garantiert, dass diese über ausreichendes Potential für eine Jedi-Ausbildung verfügen werden. Fel selbst hatte als Imperiales Staatsoberhaupt zwar noch keine dauerhafte Jedi-Leibgarde, aber zur Zeit seines Rücktritts von dieser Funktion und der Übergabe des Amts an Vitor Reige (also auch vor Fels wahrscheinlicher Thronbesteigung als Imperator) eskalierte die Bedrohungslage für prominente Politiker. Schon in Legacy of the Force lebten Staatsoberhäupter nicht sehr lange und neben Gilad Pellaeon kamen so auch Thrackan Sal-Solo (durch die Mandalorianerin Mirta Gev und ihren Großvater Boba Fett), sein Nachfolger Dur Gejjen (durch ein von Jacen Solo inszeniertes Attentat) und der durch einen Militärputsch gestürzte Cal Omas (ebenfalls durch von Jacen Solo getroffene Maßnahmen) ums Leben. Drei dieser Attentate haben eines gemein - sie wurden von Jacen Solo in die Wege geleitet und von einem Machtnutzer ausgeführt (in Pellaeons Fall Tahiri Veila, in den Fällen von Gejjen und Omas allerdings Ben Skywalker).

 

 

Deklariert man Jacen Solo als Sith, denn immerhin hat er sich ja selbst zu einem Sith-Lord ernannt und den Namen Darth Caedus beansprucht, dann wurde der Galaxis bereits vor Augen geführt, wie erfolgreich die Attentatspläne von Sith-Lords sein können. Während Caedus Regentschaft als dunkler Lord vergleichsweise kurz ausfiel, so bildeten sich im Hintergrund bereits neue Sith-Netzwerke. Zunächst einmal die Gruppierung auf Korriban, die Darth Krayt zu seinem Sith-Orden formieren wollte. Diese waren zu Caedus Zeiten bei weitem nicht so bedrohlich. Aber wie man in der Jaden Korr-Duologie Paul S. Kemps nachlesen konnte setzten sie trotz ihrer relativen Schwäche sehr erfolgreiche Attentäter ein, die zudem nicht direkt dem Orden angehörten. Etwas offensichtlicher wurden hingegen die Umtriebe des Verlorenen Stamms aka der Sith von Kesh, die von der während Caedus Regentschaft reaktivierten Sith-Meditationssphäre aus ihrem Exil auf Kesh befreit wurden. Der Verlorene Stamm infiltrierte die Galaktische Allianz in Rekordzeit und spielte eine gewichtige Rolle, als dann auch noch die bösartige und gestaltwandlerische Macht-Entität aus ihrem Gefängnis entkommen konnte.

 

Jagged Fel, der mit all diesen Krisen seine ganz persönlichen Erfahrungen machen musste, dürfte zur Einsicht gelangt sein, dass der beste Schutz vor aggressiven Machtnutzern der Einsatz von vertrauenswürdigen Machtnutzern ist. Fel hatte nach dem Schwarmkrieg und seiner Verbannung aus dem Reich der Chiss ja genügend Gelegenheiten sich an der Jagd nach der flüchtigen dunklen Jedi Alema Rar die Zähne auszubeißen. Fel zog als Nicht-Machtnutzer alle Register, musste sich aber am Ende doch mit den Jedi verbünden, um Rar aufzuhalten. Rars Verbindung zum Dunklen Nest der Killiks und dessen einstiger Königin Lomi Plo, sowie ihre Nähe zur Sith-Kultistin Lumiya ließen sie zeitweise auch als mögliche Sith erscheinen. 

 

Jagged Fel hatte die fast einmalige Gelegenheit den Jedi-Orden und seine mächtigsten Vertreter aus nächster Nähe zu studieren, zeitweise sogar als eine Art Gast-Lehrer an der Jedi-Akademie (der den Jedi-Schülern beibringen durfte, dass man Nicht-Machtnutzer keinesfalls unterschätzen darf). Fel konnte sich also wohl ein gutes Bild, von den Stärken und Schwächen des Ordens machen. Vielleicht trugen aber auch einige Einblicke in die Attentatsversuche auf die Hapanische Königin Tenel Ka (selbst eine ehemalige Jedi-Ritterin) dazu bei, dass Fel sich von einem imperialen Ableger des Jedi-Ordens primär erwartete, dass dieser gute Dienste als Personenschützer leisten kann.

 

Fels Imperiale Ritter huldigen nicht dem Jedi-Kodex, sondern dem Schutz ihres Kaisers, solange dieser der hellen Seite angehört. Das macht sie etwas flexibler in ideologischen Dingen, zumindest auf den ersten Blick. Die eher lockere Beziehung zur hellen Seite lässt wahrscheinlich Fels pragmatischen Zugang zur Macht erkennen, erlaubt es Imperialen Rittern aber auch Handlungen auszuführen, die einen Jedi zumindest schwere Gewissensbisse aufbürden würden. In anderen Worten, Fels Rittern fehlt einiges vom Mitgefühl eines klassischen Jedi-Ritters in der Tradition Luke Skywalkers. Auch die Beschränkung auf das Imperium bzw. den Imperator lässt die Imperialen Ritter außerhalb der Grenzen ihres Territoriums distanzierter und kühler erscheinen, wobei eine derart kalte Einstellung auch in einigen Prequel- und Klonkriegs-Jedi anzutreffen war. Für den neuen Jedi-Orden Luke Skywalkers waren die Imperialen Ritter jedoch sehr unkonventionell. Der neue Jedi-Orden war nie fix in die Neue Republik oder die Galaktische Allianz eingebaut und das spannungsgeladene Verhältnis zwischen dem Orden und den verschiedenen Staatsoberhäuptern seit der Yuuzhan Vong-Invasion führte dazu, dass sich die Jedi auch immer wieder von der jeweiligen Regierung los sagten. Unter Großmeister Luke Skywalker kämpfte man etwa auf der Seite der Hapaner und verschiedener Separatisten als Teil einer "Jedi-Koalition" gegen die Galaktische Allianz unter ihrer Militärregierung. Die bedingungslose Loyalität der Klonkriege existierte im neuen Jedi-Orden nicht mehr. Für Fel zweifellos ein Problem, denn sich von einer Jedi-Enklave im Imperium Hilfe zu erbitten, garantierte ihm nicht, dass die Jedi auch tatsächlich helfen würden. Gleichzeitig mischte sich der neue Jedi-Orden wohl auch etwas zu oft auf der Bühne der galaktischen Politik ein und so wäre eine Enklave im Imperium auch zu einer potentiellen politischen Belastung geworden.

 

Die Imperialen Ritter wurden also scheinbar entpolitisiert. Die Frage ist wie, das ganze in der Praxis auf Dauer funktionieren konnte. In der Vergangenheit rekrutierte der alte Jedi-Orden bevorzugt Kleinkinder, weil diese noch keine persönlichen Loyalitäten zu ihren Heimatwelten oder auch nur ihren Familien aufgebaut hatten. Diese somit heimatlos gewordenen Kinder wuchsen wie Waisen in der Obhut des Jedi-Ordens auf, nur um zu vermeiden, dass sie sich wie gewisse Fälle im neuen Jedi-Orden dann für ihre "weltlichen" Loyalitäten entschieden. Eine Königin Tenel Ka hätte es im alten Jedi-Orden nicht geben dürfen. Ein anderer Fall wären Corran Horn und dessen Kinder. Corellias (zumindest in den Legends) langlebiges Streben nach Unabhängigkeit hat einst auch dazu geführt, dass corellianische Machtsensitive, auch innerhalb des Corellia-Systems ausgebildet wurden. Horns Jedi-Enklave wurde während des corellianischen Unabhängigkeitskriegs gegen die Galaktische Allianz jedoch geschlossen. Es lag allerdings wohl eher an Horns Loyalität zum Jedi-Orden und der einstigen Neuen Republik, dass er sich nicht auf die Seite Corellias schlug. Der Jedi-Orden selbst schloss sich zudem nicht ohne Einschränkungen dem Angriff auf Corellia an. Für die Jedi ging es darum Centerpoint Station unschädlich zu machen und damit eine  potentielle Massenvernichtungswaffe auszuschalten. Horn hätte sich jedoch auch, wie zunächst auch andere einstige Kriegshelden oder deren Kinder, auf die Seite Corellias stellen können. In den LotF-Romanen fanden sich etwa die Antilles-Geschwister (Cousins Jagged Fels) auf unterschiedlichen Seiten wieder und selbst der legendäre Wedge Antilles ergriff zunächst Partei für Corellia.

 

Die Lore zu den Imperialen Rittern lässt gewisse Details offen, aber mit der Ausnahme Azlyn Raes (die von den Imperialen Rittern nach der Zerstörung der Jedi-Akademie auf Ossus Asyl erhielt und kurzerhand selbst den Treueeid der Ritter ablegte, um sich diesen anzuschließen) scheinen alle imperialen Ritter im Imperium geboren zu sein. Wir wissen nicht genau in welchem Alter die Ritter rekrutiert werden, aber die Legacy-Comics führen uns keine "Jünglinge" vor. Das Einschulungsalter könnte sich daher wohl auch eher an Luke Skywalkers Jedi-Akademie orientiert haben. In den Legacy II-Comics (mit Ania Solo als Protagonistin) sehen die wohl nach dem Sieg über Krayts Sith rekrutierten Kadetten der Imperialen Ritter bei ihrem Training auch nicht jünger als Teenager aus. Dass Meister Yalta Val das Kampftraining dieser Kadetten überwacht und scheinbar die Rolle eines Ausbildungsleiters inne hat, ist interessant, weil es nahe legt, dass die Imperialen Ritter zumindest unter Marasiah Fel nicht mehr das strikte Meister-Padawan-System fortgeführt haben könnten. Unter Roan Fel scheint es jedoch durchaus noch eine Meister-Schüler-Ausbildung gegeben zu haben. Bis man als "Apprentice Knight" unter einem Meister wird könnte man aber durchaus noch eine mit "Jedi-Jünglingen" vergleichbare Ausbildung durchlaufen haben. Es gibt nur keine Hinweise darauf, wie früh diese Ausbildung bereits begann, die Kadetten Yalta Vals würden zudem nahe legen, dass man wahrscheinlich keine Kleinkinder rekrutierte und selbst das Grundtraining als Kadetten vielleicht bis zur Volljährigkeit erfolgte. Alles in allem war die Ausbildung zum Imperialen Ritter verglichen mit den Jedi vor Order 66 wohl erheblich kürzer, wobei ich vermute, dass sie vergleichbar mit der im neuen Jedi-Orden abgelaufen sein könnte. Doch genauso wie die Jedi litten auch die Imperialen Ritter unter Krayts zumindest einiger Jahre andauernder Herrschaft als Imperator. Solange Krayt den Großteil des Imperiums kontrollierte, waren die Ritter wohl nicht in der Lage neue Kadetten zu rekrutieren oder diese fertig auszubilden. Während der Jedi-Orden in dieser Zeit offiziell nicht existierte befanden sich die Imperialen Ritter wohl genauso auf der Flucht, auch wenn es Nester von Fel-Loyalisten gegeben haben dürfte, welche ihnen Unterschlupf gewährten. Azlyn Rae als überlebender Jedi-Padawan müsste in dieser Phase ihre Ausbildung als Imperiale Ritterin begonnen und abgeschlossen haben. Unterm Strich scheint es Fels Pseudo-Jedi jedenfalls nicht allzu sehr gekümmert haben, wie alt ihre Rekruten sind.

 

Absolute Loyalität galt für die Imperialen Ritter jedoch nicht, auch wenn es für einen Imperator so vielleicht am einfachsten gewesen wäre. Das Credo der Imperialen Ritter lautete Loyalität ja, aber nur solange der Imperator auf der hellen Seite steht. Damit in Verbindung steht auch der Fortsatz, dass es die Aufgabe der Imperialen Ritter ist den Imperator entweder zur hellen Seite zu bekehren oder im schlimmsten Fall zu töten. Ein solches Mandat wurde selbst den antiken Jedi-Rittern nie verliehen, auch weil sie nie mit als Jedi ausgebildeten Staatsoberhäuptern zu tun hatten. Die weniger esoterische und mehr auf praktische Fähigkeiten konzentrierte Ausbildung der Imperialen Ritter könnte auch ihre Schattenseite gehabt haben. Eshkar Niin, der Meister Antares Dracos verriet etwa seinen Orden indem er Roan Fels Gattin Elliah ermordete. Niin lief zu den Sith über, weil er bei diesen mehr von etwas fand, dass er bei den Imperialen Rittern vermisste. Als Sith wurde er zu einem der Inquisitoren oder Foltermeister in Darth Krayts Diensten. Als solcher durfte Niin dann auch die "Verhöre" der gefangenen Prinzessin Marasiah Fel und ihres Leibwächters Antares Dracos führen. Wieso Niin zu den Sith überlief wurde in den Legacy-Comics nicht allzu detailiert ausgeführt. Man ist jedoch sicher eingeladen zu spekulieren, warum eines der hochrangigsten und als Meister-Stratege bekannte Mitglieder des Ordens so einfach die Seiten wechselte. So ganz offensichtlich wie Niin den Orden verraten hatte, so heimlich wechselte er aber zu den Sith. Jahrelang schien es so, als hätte Antares Draco seinen ehemaligen Mentor zur Rechenschaft gezogen und für den Mord an der Kaisergemahlin exekutiert. Niin überlebte jedoch, weil Draco sich nicht die Mühe machte zu überprüfen, ob der von ihm niedergstreckte Verräter auch garantiert tot war. Als Niin dann als Darth Havok wieder auftauchte war Meister Draco selbst überrascht. Rein spekulativ könnte Niins Mord an Elliah Fel dem Zweck gedient haben, sich für eine Aufnahme als Sith zu qualifizieren. Dass er die Seiten wechseln wollte könnte daran gelegen haben, dass er sich zur dunklen Seite hingezogen fühlte. Die Imperialen Ritter sind nicht für ihr Mitgefühl bekannt und als "Stratege" wäre Niin wohl auch deshalb erfolgreich gewesen, weil er bereit ist "Kollateralschäden" in Kauf zu nehmen. Die Imperialen Ritter sind jedoch ähnlich wie die Jedi, nicht bereit all ihre Ideale aufzugeben, um zu gewinnen. Skrupellosigkeit ist auf der hellen Seite Grenzen gesetzt, selbst wenn man dafür bewundert wird die Graubereiche auszuloten. Darth Havoks Rolle als Sith-Foltermeister lässt vermuten, er würde seine perverse Freude daran haben seine Opfer zu quälen und dazu zu bringen ihre Ideale aufzugeben. Unter den Sith sind ihm garantiert keine Grenzen gesetzt. Das Problem mit Eshkar Niin lag also wohl darin, dass die "grauen" Imperialen Ritter beim Screening ihrer Rekruten nicht so genau auf Neigungen zur dunklen Seite achten. Man holte sich also vielleicht einfach jemanden in den Orden, der langfristig bei den Sith besser aufgehoben gewesen wäre. Die Imperialen Ritter scheinen aber auch nicht alles und jeden zu rekrutieren, denn die Grundvoraussetzung dürfte eine Veranlagung zur Loyalität gegenüber dem Imperator sein. Niin passte ja durchaus gut in eine Organisation, an deren Spitze es nur einen Oberherrn geben darf - und er hatte die Wahl zwischen den Imperialen Rittern und Krayts One Sith, wo die Aufstiegschancen als Darth dann auch begrenzt waren (mehr als Krayts Hand, Faust oder Stimme konnte man nicht werden und der Job als Stimme war praktisch eine vererbbare Position für die Wyyrloks). 

 

Die Imperialen Ritter scheinen auch keinem Zölibat unterworfen gewesen zu sein, auch wenn wir nur von den wenigsten Details über ihre Familienverhältnisse erfahren durften. Die Fels selbst bezeichnen sich auch als Imperiale Ritter und an deren Eid gebunden, was Nachwuchs der Dynastie ja sonst ausgeschlossen hätte. Unter den Imperialen Rittern fanden sich zudem noch zwei weitere Familienmitglieder Roan Fels, nämlich dessen Cousin Mohrgan Fel (der auf Coruscant ein Opfer von Darth Krayts Staatsstreich wurde) und Fels Schwager Hogrum Chalk (der Waffenmeister der Imperialen Ritter, der aufgrund seiner Verletzungen nicht mehr für den aktiven Dienst in Frage kam). Die Familien-Verbindungen anderer Imperialer Ritter spielen zwar in den Comics keine Rolle, aber es dürfte wohl auch die Möglichkeit gegeben haben aus dem Orden auszutreten. Für Deserteure galt allerdings die Todesstrafe, selbst unter Kaiserin Marasiah Fel, wie der einer Macht-Vision folgende Ritter Jao Assam erfahren musste.

 

 

 

 

Die lernende Organisation

 

Die offensichtlichsten Merkmale mit denen sich die Imperialen Ritter von ihren Jedi-Konterparts absetzen konnten waren ihre Rüstungen, aber auch ihre Lichtschwerter. Während Jedi-Ritter in unterschiedlichsten Roben herumliefen schienen die Imperialen Ritter regelrecht wie Sturmtruppen mit Lichtschwertern, doch man lässt sich vielleicht etwas zu sehr von den "Uniformen" blenden.

 

Die Lichtschwerter der Imperialen Ritter folgten einem einheitlichen Design (wenn es auch Zeichner und Coloristen gab, die von diesem abwichen) und verwendeten ebenso standartisierte synthetische Kristalle, welche eine silberne Klinge erzeugten. Dieser Mangel an Individualität entsprach den pragmatischen Vorstellungen des Ordens, denn Lichtschwert und Rüstung waren so auch schnell zu ersetzen. All die Mühe die sich Jedi-Ritter bei der Konstruktion ihres Lichtschwerts gaben fiel bei den Imperialen Rittern weg, denn genauso wie die Macht, galt das Lichtschwert für sie nur als Werkzeug und nicht als persönliches Meditationsmittel. Der fehlende spirituelle Bezug mag zwar dazu geführt haben, dass den Imperialen Rittern in ihren Lehrplänen mehr Platz für Kampftraining blieb, aber es blieb wohl doch einiges an spirituellem Verständnis auf der Strecke. Man dient zwar der hellen Seite der Macht, beschäftigt sich aber sehr wenig mit dieser. Und vielleicht ist Jacen Solo daran schuld, der im Gegensatz zu seiner Schwester ja nach dem Sieg über die Yuuzhan Vong ein mehrjähriges Sabbatical begann, in welchem er die Philosophie und Macht-Techniken von anderen die Macht nutzenden Gruppierungen studierte. Nur um dann doch zum Sith-Lord Darth Caedus zu werden, der von seiner vergleichsweise praktischer veranlagten Schwester aufgehalten werden musste. Jagged Fel erlebte selbst mit, wie der Jedi-Orden mit der Wandlung Jacen Solos umging und zuerst einmal nichts gegen Jacens plötzliche Neigung zur dunklen Seite unternahm. Als es dann zu spät war, scheiterten mehrere Versuche Jacen gefangen zu nehmen. Mara Jades Versuch Jacen noch halbwegs rechtzeitig auszuschalten könnte einen bleibenden Eindruck auf Jag hinterlassen haben. Man muss ja nicht jahrelang meditieren, um zu erkennen, dass Jacen Einhalt geboten gehört. 

 

Stilistisch erinnern die Rüstungen der Imperialen Ritter an eine Kreuzung aus Palpatines Roter Garde und Darth Vader. Wobei Fel für seine Leibwächter sehr wahrscheinlich die besten Materialien verwenden ließ. Die Imperialen Ritter können sich also wohl deutlich mehr darauf verlassen einen Blaster-Treffer zu überleben, als der durchschnittliche Sturmtruppler. Die Geheimwaffe der Imperialen Ritter waren allerdings ihre Cortosis-Armschienen. Diese widerstanden nicht bloß Blaster-Treffern, sondern auch Lichtschwertern. Somit wurde es vergleichsweise schwierig Imperiale Ritter zu entwaffnen. Situationen wie sie Luke Skywalker auf Bespin erleben musste konnten so vermieden werden, jedenfalls sofern der Gegner nicht die ungeschützten Armflächen ins Visier nehmen konnte. Dass die Fel-Imperatoren daran dachten ihre Leibwächter ausgerechnet mit Lichtschwert-resistenten Armschienen auszustatten macht deutlich, wie sehr man sich der Bedrohung durch die Sith bewusst war. Cortosis kann oder sollte (je nach Autor war das nicht immer garantiert) zudem dafür sorgen, dass sich Lichtschwerter bei Kontakt selbst deaktivieren. Im Gegensatz zu anderen Lichtschwert-abwehrenden Metallen ist man also auch vor schnellen Folgeangriffen geschützt, weil der Gegner erst einmal abwarten muss, bis er sein Lichtschwert wieder aktivieren kann. Derweil hat man sein eigenes Lichtschwert noch in der Hand und kann den unbewaffneten Gegner eliminieren. Fel könnte dieses Gadget entworfen haben, weil er einerseits erleben konnte wie effektiv schon mandalorianisches Eisen zur Lichtschwertabwehr funktionieren, andererseits weil er auf der Jagd nach Alema Rar selbst nach Wegen suchte den Nahkampf-Vorteil eines Lichtschwerts auszugleichen.

 

Mit dem Ende von Darth Krayts kurzer Herrschaft über die Galaxis sahen sich auch die Imperialen Ritter in einer neuen Rolle wieder. Kaiserin Marasiah wurde zu einem Teil des neuen Galaktischen Triumvirats, in welchem sich die Galaktische Allianz, das Imperium und der Jedi-Orden die Herrschaft über die Galaxis teilten - und die Imperialen Ritter mussten ihre Ränge wieder auffüllen. Fels Orden hatte nie die zahlenmäßige Stärke des Jedi-Ordens, doch als Teil des Triumvirats konnte und wollte sie sich nicht auf Militärs verlassen - dementsprechend betraute sie bevorzugt Imperiale Ritter damit als Aufseher und Verbindungsleute für Wiederaufbauprojekte zu agieren. Die Imperialen Ritter fanden sich somit in einer Rolle wieder, in der man sich früher Jedi-Ritter vorgestellt hätte. In der letzten in den Legacy-Comics zu sehenden Schlacht fällt es aber auch dem von Marasiah Fel angeführten Kontingent der Imperialen Ritter zu die auf einem namenlosen Planeten versammelten Sith zu besiegen. Unter Einsatz ihres Lebens scheint Marasiah Fel mit ihren Rittern die Sith (oder zumindest einen Großteil des Ordens) ein für allemal besiegt zu haben.

 

 

 

Sind die Imperialen Ritter Prätorianer?

 

Es kommt wohl darauf an, was man unter der Bezeichnung Prätorianer versteht. Historisch gesehen waren die Prätorianer eine größere Bedrohung für römische Kaiser als barbarische Invasoren. Die Kaiser Aurelian, Commodus, Caracalla und Caligula wurden allesamt von den Prätorianern ermordet, während es manchen Thronräubern wie Didius Julianus sogar gelang sich die Ausrufung als Kaiser einfach zu erkaufen. Im Fall des Prätorianerpräfekten Macrinus schaffte es sogar einer selbst auf den Thron, nachdem es andere noch versucht hatten, von ihrem jeweiligen Kaiser als Nachfolger eingesetzt zu werden. Selbst die Königsgarde in Game of Thrones hatte eine weißere Weste als Roms Prätorianer.

 

Mancher Prätorianerpräfekt versuchte auch seine Töchter ins Kaiserhaus zu verheiraten, um so über seine Funktion hinaus an politischen Einfluss zu gelangen, etwas das im Fall von Kaiserin Elliah und ihrem Bruder Hogrum Chalk noch am ehesten zutreffen könnte.

 

Praktisch waren die Prätorianer oftmals viel zu gut vernetzt oder korrupt, um wirklich alleinig dem Kaiser gegenüber loyal zu sein. Selbst zahlenmäßig würden sie weit über den paar Dutzend Imperialen Rittern liegen. Doch die Kaiser benutzten die Prätorianer trotzdem gerne als persönliche Schlägertruppe, um politische Unruhestifter, Gegner oder selbst Verbündete einzuschüchtern und in gröberen Fällen auch verschwinden zu lassen. Fels Leibwächter hätten sich ohne ihres moralischen Bekenntnisses zur hellen Seite wohl ähnlich von einem Tyrannen auf dem Thron zu Gewalttaten verführen lassen.

 

Etwas besser würde da vielleicht die Germanische Leibwache der römischen Kaiser dastehen, da diese eben aus dem politischen Zentrum fernen Stämmen rekrutiert wurde, die sich von intriganten Höflingen weit seltener mit lukrativen Jobs, Heiratsbündnissen oder Karriereaussichten bestechen ließen. Dem hätte am ehesten eine Art Chiss-Leibgarde entsprochen, denn diese waren scheinbar selbst in der Legacy-Ära noch vom Imperium unabhängig und könnten sogar dem nach Darth Krayts Machtergreifung flüchtigen Roan Fel Unterschlupf gewährt haben. Nachdem Jagged Fel als Imperiales Staatsoberhaupt durchaus einige Chiss in seinen inneren Zirkel aufgenommen hatte wundert es mich fast, dass seine Verbindungen zu den Chiss und dem Imperium der Hand am Ende doch keine Chiss-Leibwache hervorgebracht haben.