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Jedi: Survivor - muss der Jedi aus dem Cryotank denn böse sein?

Jedi, welche die Gesellschaft dubioser und manchmal auch gewaltbereiter Charakter pflegen sind ja nichts ganz neues, da bestünde also vielleicht keine Garantie, dass der "High Republic Jedi" zwangsläufig ein Anhänger der dunklen Seite sein MUSS...

Die Idee einen Jedi aus seiner Ära in eine ganz andere zu verfrachten stammt im Prinzip aus der OT selbst. Ben Kenobi, Yoda und selbst Darth Vader sind Relikte eines alten Jedi-Ordens, der zu Luke Skywalkers Zeiten einfach nicht mehr existierte. Order 66-Überlebende sind gewissermaßen die ersten "Zeitreisenden" des Star Wars-Universums. Von dieser Idee ausgehend, hat man in den Legends aber immer wieder andere, etwas ausgefallenere Beispiele abgeleitet und diese könnten durchaus noch Einfluss auf unseren ersten kanonischen Jedi aus der Vergangenheit genommen haben.

 

Etwas an der Grenze zwischen Kanon und Legends laviert beispielsweise die seit The Mandalorian gerne ins Spiel gebrachte Jedi-Meisterin Yaddle aka Yodas weibliches Gegenstück aus Episode I. Dank den Tales of the Jedi Kurzfilmen wissen wir jetzt, dass Yaddle nach Episode I sehr wahrscheinlich von Count Dooku ermordet wurde (die Szene legt das schon sehr nahe, wurde kindergerecht aber ausgeblendet), sodass sie nicht noch in der Zukunft auftauchen wird. Das war aber auch in den Legends nie Thema, da sie dort bei einer Mission (in einem der Jedi Quest-Jugendbücher) zusammen mit Obi-Wan Kenobi und Anakin Skywalker heldenhaft ihr Leben ließ. Was Yaddle in den Legends auszeichnete war, dass sie noch als Padawan während einer für ihren Meister tödlichen Mission verschüttet bzw. inhaftiert wurde. Yaddle lebte Jahrzehnte, wenn nicht sogar Jahrhunderte in diesem Gefängnis und als sie sich eines Tages befreien konnte und zum Jedi-Tempel zurückkehrte, wurde sie prompt von einer Padawan zur Jedi-Meisterin befördert. 

 

Ein anderes Beispiel wären wohl Jedi-Meister wie K'Kruhk oder T'ra Saa, die wohl isoliert vom Rest der Galaxis bis in die Ära der Legacy-Comics überlebten und dort erst dem Jedi-Rat des neuen Jedi-Ordens beitraten. Sie übersprangen damit alles vom Galaktischen Bürgerkrieg, den Yuuzhan Vong, den Zweiten Galaktischen Bürgerkrieg und den Problemen danach. T'ra Saa ist als Neti nicht die einzige Vertreterin ihrer Spezies, die sich durch die Jahrhunderte schummeln konnte. Der langlebigste Jedi-Meister in der Geschichte der Legends müsste meines Wissens nach Ood Bnar gewesen sein, der es auf über 5000 Jahre brachte. Neti sind "baumartige" Humanoide und Bnar schlug während der Verwüstung von Ossus Wurzeln, weshalb er auch als seltsamer Baum in SWTOR zu sehen war. In diesem Schlafmodus überlebte Bnar bis in die Dark Empire Comics, wo er sich während des Gefechts zwischen Luke Skywalker und Executor Sedriss dazu entschied einzugreifen und sich aufopferte, um Sedriss festzuhalten und seiner eigenen finalen Attacke auszusetzen.

 

Wir hätten aber auch noch Beispiele für "Jedi", welche in speziellen Stasiskammern überlebten. In den Last Tribe of the Sith-Comics erwachte der dunkle Jedi Baron Remulus Dreypa aus einer solchen und verwüstete den Planeten Kesh. In den Vector-Comics nutzte man eine Stasiskammer der gleichen Baureihe, um die vom Muur-Talisman befallene Jedi Celeste Morne zu retten. Morne überlebte so Jahrtausende, wurde allerdings während der Dark Times aus ihrer Kammer befreit. So war sie dazu gezwungen ihre Mission fortzusetzen, nämlich den Muur-Talisman von anderen starken Machtanwendern und somit potentiellen Opfern fern zu halten. Dank des Talismans überlebte sie noch fast 200 Jahre, bis ihre Mission in den Legacy-Comics endlich enden konnte, da Cade Skywalkers Begabung für die von Mace Windu bekannte Bruchstellentechnik es ihm erlaubte den Muur-Talisman zu zerstören.

 

Ein anderes Beispiel für einen Jedi-Meister, der seine Mission erst Jahrtausende später zu Ende bringen konnte wäre auch der Neben-Protagonist des Romans Crosscurrent (einer der beiden Geschichten mit Jaden Korr, dem einstigen Protagonisten von Jedi Knight: Jedi Academy) Meister Relin Druur. Druur und sein Padawan verfolgten zu Zeiten des Großen Hyperraumkriegs zwei Schiffe aus der Flotte Naga Sadows. Bei ihrem Versuch diese Schiffe aufzuhalten kam Druurs Padawan ums Leben, das Schiff Omen strandete auf Kesh und der andere Kreuzer erlitt mit Druur an Bord eine Fehlfunktion seines Hyperraumantriebs, welche Druur, seinen Sith-Widersacher und dessen gesamte Crew über 5000 Jahre in die Zukunft verfrachtete. Interessanterweise ist Crosscurrent auch einer der wenigen Romane in denen man sich mit den Gegensätzen zwischen den in diesem Fall wirklich alten und neuen Jedi beschäftigt, wobei viel von dieser Thematik eben durch die beiden Helden Jaden Korr und Relin Druur getragen wird. Jaden Korr zweifelt zu diesem Zeitpunkt etwa an seiner Rolle als Jedi, was nach den Ereignissen der Legacy of the Force-Reihe und Jacen Solos Wandlung zu Darth Caedus auch verständlich ist. Druur hingegen will unbedingt seine Mission vollenden, wobei ihm als Gegner sein anderer zum Sith gewordener ehemaliger Padawan im Weg steht. Am Ende dreht sich die Geschichte nicht so sehr darum, wie sich die Jedi vor 5000 Jahren von den Jedi in Lukes Orden nach Caedus unterscheiden, sondern wie Jaden Korr und Relin Druur auf unterschiedliche Weise mit ihren Missionen umgehen.

 

Extrem obskur (weil in keinem Roman oder Comic, sondern einem Referenzwerk für das Star Wars Rollenspiel erwähnt) wäre auch der Fall der dunklen Jedi Arden Lyn, die 25.000 Jahre in einer Macht-Trance überlebte. Sie war eine der Gefolgsleute des dunklen Jedi Xendor, während des Ersten Großen Schismas des Jedi-Ordens. Nach 25.000 Jahren wurde Lyn in der Ära des Galaktischen Imperiums wiederbelebt und bewies ihre Fähigkeiten in einem Kampf mit gleich 3 Inquisitoren. Nachdem sie einen besiegt und einen getötet hatte, verlor sie ihren Arm an den dritten und wurde gezwungen fortan auch dem Imperium zu dienen. Arden Lyn wurde zu einer der Hände des Imperators. Aufgrund ihrer mangelnden Loyalität wechselte sie nach dem vermeintlichen Tod des Imperators über Endor zu einer der vielen Kriegsherren-Fraktionen, ehe sie am Ende von einem der Klone des Imperators gejagt und hingerichtet wurde.

 

 

Die beiden aus meiner Sicht brauchbarsten Beispiele hätte ich mir jedoch noch aufgehoben:

Der dunkle Jedi-Meister Volfe Karkko war ein Anzati, also ein Angehöriger der Vampirspezies in den Star Wars Legends. Karkkos Lebenslauf war bis zu einem gewissen Punkt sogar vorbidlich, umsonst brachte er es nicht bis zum Rang eines Jedi-Meisters. Es bestanden jedoch auch Zweifel daran, dass ein Anzati nicht nur den Versuchungen der dunklen Seite, sondern auch den biologischen Gelüsten seiner Spezies erliegen könnte - in anderen Worten, der Hunger nach der "Suppe" könnte ihm zum Verhängnis werden. Diese Suppe ist nicht bloß Blut, sondern Gehirnmasse, die Anzati sind also "brainsucking vampires from space". Anzati gelten zudem als eine latent machtsensitive Spezies, was sich vielleicht auf ihren unbeabsichtigten Konsum von Midichlorianern zurückführen lässt. Es heißt auch, dass der Konsum der Suppe es Anzati ermöglicht ihre Verbindung zur Macht zu verstärken. Man kann sich ja vorstellen, dass so ein Aufsaugen der Essenz eines Wesens dazu führen kann, psychedelische Effekte auszulösen, bei denen man nicht nur einen Einblick in das Leben seines Opfers, sondern auch dessen Verbindung zur Macht bekommt (da Jedi diese sehr unterschiedlich wahrnehmen können, etwa als Farben, Musik oder sonstiges, muss das ja ein Erlebnis sein).

 

Jahrhunderte in der Vergangenheit erlag Karkko der Versuchung und wurde wie der Rest seiner Spezies doch noch vom Konsum fremder Gehirne abhängig. Wie das passiert ist lässt sich nicht mehr genau feststellen, aber mit jedem neuen Opfer fühlte sich Karkko stärker in der Macht. Dementsprechend verfiel der Jedi-Meister dann auch der dunklen Seite und es brauchte ein eigenes Jedi-Team mit Mitgliedern des Hohen Rats, um ihn aufzuhalten und festzunehmen. In seinem Gefängnis auf dem Planeten Kiffex weggesperrt genoß Karkko jedoch immer noch das Ansehen einiger devoter Anzati, die er von seiner "Zelle" aus manipulierte und zu seinen willenlosen Sklaven machte. Karkko überlebte dank seiner Kenntnisse der dunklen Seite und er griff dafür auf die Lebenskraft seiner über die Jahrhunderte degenerierten Anzati-Anhänger (so wohl nur noch "geringere Vampire") und andere nach Koffex verbannte Häftlinge zurück. Befreit konnte er jedoch nur von einer Jedi werden. Diese erschien nach fast einem Jahrtausend in der Gestalt der unter Amnesie leidenden Aayla Secure, welche Karkkos Charme und hypnotischen Fähigkeiten erlag.

 

Ein klarer Fall, von einem weggeschlossenen dunklen Jedi, den man aus Jedi-Gutmütigkeit nicht hinrichten wollte, dabei aber auch in Kauf nahm, dass er Jahrhunderte lang weitere (wenn auch weniger spektakuläre) Verbrechen begehen konnte. Was Karkko jedoch sehr besonders macht, ist der Umstand, dass er in einer der Quinlan Vos-Geschichten der alten Star Wars Republic-Comics vorkam. Karkko war nicht nur der Graf Dracula der Star Wars Legends (heimlicher jahrtausendealter Herr eines rauen Landes, in das Leute sonst nur in die Verbannung geschickt werden), sondern womöglich auch indirekt für den Tod von Vos Eltern verantwortlich. Vos Großtante, die Quinlans Jedi-Ausbildung sabotieren wollte, um ihn zu einem der Wächter ihres Regimes zu machen, orchestrierte die Ermordung von Quinlans Eltern, indem sie diese quasi an Anzati verkaufte. Besagte Großtante wusste aufgrund ihrer hochrangigen Stellung wohl auch von Karkkos Existenz auf dem Nachbarplaneten oder zumindest, dass dieser eine kultische Anziehungskraft auf Anzati ausübte. Mit einem dunklen Anzati-Jedi-Meister als Gegner musste Quinlan Vos in diesem Story-Arc (der unter dem Titel Darkness lief) mehr als nur sein Anzati-Trauma überwinden, sondern sich auch der dunklen Seite stellen. Quinlan Vos und Cal Kestis sind sich wegen ihres Talents für Psychometrie sehr ähnlich und wie der Darkness-Story-Arc gezeigt hat, kann Psychometrie in Verbindung mit einem vergangenen Trauma allerlei Probleme für einen Jedi-Ritter heraufbeschwören.

Während Meister Dracula ganz eindeutig der dunklen Seite angehört und daher vielleicht unspannender als Gegner sein dürfte (zumindest für Leute die sich von Geschichten mit Möchtegern-Sith-Lords übersättigt fühlen), gäbe es da auch noch einen Jedi-Meister, der zwar dunkle Tendenzen besaß, aber erst als psychotischer Klon wirklich über die Stränge schlug - Jorus C'baoth, das Original, das an Bord von Outbound Flight starb. 

 

Der echte Jorus C'baoth war ein ziemlich arroganter Jedi-Meister, der auf gewisse Weise auch jene Überheblichkeit widerspiegelte, die man etwa von einer Jocasta Nu oder Mace Windu kannte. C'baoth fühlte sich allerdings im Gegensatz zu diesen nicht der Republik verpflichtet, sondern nur dem Jedi-Orden. Seiner Karriere als Jedi-Meister schadete das nicht, zumindest solange er seine Weltsicht für sicht behielt. Gegenüber anderen Jedi ließ er diese jedoch auch ungefiltert durchklingen. Jorus war kein Freund von Leuten ohne Talent für die Macht und sein Ideal für Outbound Flight bestand wohl darin eine Jedi-Kolonie zu gründen, welche eine fast vollständig machtsensitive Gesellschaft schaffen würde. Quasi so etwas wie die "alten Machtnutzer-Kulturen" oder die Nachtschwestern von Dathomir, wenn man nach Vergleichen sucht. C'baoth orientierte sich da (wenn es auch in den Romanen nicht so dargestellt wurde) wohl auch an der Geschichte des Jedi-Ordens auf Welten wie Ossus oder Tython, wo die Jedi ja auch unter sich leben konnten. Die Überlebenden der Verwüstung von Ossus behielten sich ihre Machtsensitivität sogar, sodass ihre Nachfahren (die machtsensitiven Ysanna) Jahrtausende später noch die Macht zum Jagen nutzten. Etwas weniger utopisch stellte sich die Lage aber auf Tython dar, wie man in den Dawn of the Jedi-Comics nachlesen konnte. Dort wurden Nicht-Machtsensitive praktisch von Tython auf einen der umliegenden Planeten verbannt, wodurch über die Jahrhunderte dort eigene Zivilisationen entstanden, die jedoch einige Jahre vor den Dawn of the Jedi Comics einen massiven bewaffneten Aufstand gegen die Kontrolle und Herrschaft der Je'daii auf Tython wagten. Die Rebellen verloren und das Verhältnis zwischen den Je'daii und dem Rest des Tython-Systems blieb schwer belastet.

 

In einer Welt nach Order 66 würde einem C'baoth nichts im Wege stehen seinen Traum zu verfolgen - abgesehen von einem mangel an Rekruten für seine Kolonie, immerhin hat Cal Kestis in Fallen Order ja die Liste der machtsensitiven Kinder zerstört. Jedi wie Elsar Mann hatten in der High Republic Ära noch kaum Sanktionen für ihre sexuellen Umtriebe zu fürchten und auch in der Prequel-Ära entschuldigt sich Jedi-Meister Rael Aveross noch damit, dass es laut dem Jedi-Kodex ja nicht verboten ist sexuelle Beziehungen zu haben, solange man nicht zu anhänglich wird. Dieses Statement von Aveross gegenüber Qui-Gon Jinn wirft auch ein interessantes Schlaglicht auf Qui-Gons Frage an Shmi Skywalker, wer der Vater Anakins ist. Im Umfeld der einstigen Außenposten des Jedi-Ordens der High Republic-Ära könnte es also auch nach Order 66 noch überdurchschnittlich viele Machtsensitive geben. Da der Jedi-Orden damals außerdem noch etwas dezentraler aufgestellt war und nicht notwendigerweise alle seine Aktionen für die Jedi-Archive auf Coruscant dokumentiert hat könnten durchaus einige Geheimnisse unter den Tisch gekehrt worden sein, womit ich nicht bloß Aufzeichnungen über die Indiskretionen mancher Jedi-Ritter meine, sondern womöglich auch wo vielleicht besonders machtsensitive Völker oder Familien angetroffen wurden. In einer Zeit als der Jedi-Orden noch nicht als Kinderräuber verrufen war (wie etwa auf Bardotta, wo die Einheimischen Machtsensitive wohl lieber für ihre eigenen Kulte einspannen) ging man wohl auch noch nicht soweit, möglichst alles zu rekrutieren oder den Scouts auf Coruscant zu melden. Es könnte also ganze unverzeichnete Cluster von Machtsensitiven geben, aus denen bis zum Untergang des Ordens nie Jedi rekrutiert wurden. Selbst die Kulte auf Jedha wären wohl vor dem Aus gestanden, hätten ihnen die Jedi alle potentiellen Rekruten abgenommen. Natürlich griffen die Jedi lieber auf Kinder zurück, die ein ausreichend hohes Potential an Talent bewiesen, sodass die B-Kategorie (welche Jorus C'baoth als höchst wertvoll für die "Nachzucht" betrachtete) außen vor blieb und den anderen Organisationen als Pool möglicher Rekruten offen stand.

 

Wie wir aus Star Wars Rebels wissen, gingen die Inquisitoren mangels überlebender Jedi später auch zunehmend dazu über machtsensitive Kinder, Jugendliche und wohl auch Erwachsene zu jagen. In der Geschichtensammlung "Dark Legends" von George Mann findet sich sogar eine solche, in der uns wohl der Großinquisitor als eine Art kinderraubender böser Geist beschrieben wird. So wie die Rebellenzelle auf Lothal den Kadetten Jai Kell vor der Inquisition retten musste, könnte auch Cal Kestis seine neue Lebensaufgabe als Jedi-Ritter darin sehen die "Kinder der Macht" vor der dunklen Seite zu retten. So ganz genau wissen wir ja bis heute nicht, was das Imperium mit den geraubten Kindern angestellt hat. Bis dato wurden uns im Kanon meines Wissens ja noch keine Inquisitoren der zweiten Generation (als Kinder von Inquisitoren entführt und zu solchen ausgebildet) vorgestellt und die Inquisition scheint in den Jahren vor der Schlacht von Yavin generell von der Bildfläche verschwinden zu sein, sodass wir auch nicht wissen, wer der Nachfolger des Großinquisitors geworden sein könnte. Es besteht natürlich der Verdacht, dass die geraubten Kinder allesamt über dunkle Kanäle in den Labors von Palpatines/Sidious Sith-Kultisten verschwunden sind. Endstation Exogol? Auch das wäre in den Legends nicht beispiellos, denn dort baute sich Darth Krayt neben seinem Sith-Orden auch noch eine Legion willenloser Sith-Cyborgs aus "verschwundenen" Machtsensitiven auf. Legends-Palpatine unterhielt jedoch dutzende, wenn nicht sogar hunderte dunkle Jedi oder Machtsensitive als Agenten, von denen die Hände des Imperators nur die uns bekanntesten waren. Es gab eine ganze Reihe von Grüppchen, welche in den Legends Rollenspiel-Guidebooks etabliert wurden und die Lage dort sehr unübersichtlich machten.

 

Der dunklen Seite die Stirn zu bieten ist nicht zwangsläufig der Weg selbst der dunklen Seite zu verfallen. Es kann aber durchaus so sein, wie Saw Gerrera beweist. Saw begann seine Laufbahn ja auch als jugendlicher Hitzkopf, der gegen die unrechtmäßige Machtergreifung eines Separatisten-freundlichen Tyrannen auf Onderon vorgehen wollte. Der Tod seiner Schwester, welche von der Jedi Ahsoka Tano nicht gerettet werden konnte, die Tatenlosigkeit der Republik, welche Gerrera nur indirekt mit Waffenlieferungen unterstützen wollte und das Minenfeld, das sich durch das Ende der Klonkriege ergab machten es Saw schwer einen moralisch weniger fragwürdigen Weg einzuschlagen, schon alleine weil Saw mit seiner Schwester auch sein personifiziertes Gewissen verloren gegangen ist. Er kämpfte trotzdem weiter, durch Verrat, imperiale Attentatsversuche und bitter Verluste. Dass Saw in Andor ehemaligen separatistischen Rebellen, zögerlichen Fraktionen oder auch anderen radikalen Flügeln der Rebellion ablehnend gegenübersteht macht es ihm nicht einfacher. Genauso könnte es aber auch für zermürbte Überlebende von Order 66 aussehen, denn wie in Fallen Order könnte man schnell auf einen Ex-Jedi treffen der zur dunklen Seite neigt, andere Jedi verraten hat oder nicht einmal ein echter Jedi ist (wie Schwester Merrin). Fallen Order hat uns sehr eindrucksvoll bewiesen, wie unterschiedlich die Überlebenden von Order 66 sein können - etwas das Jedi: Survivor noch fortsetzen könnte. Ein Jedi aus der High Republic wäre da nur eine Steigerung dessen was wir schon hatten. Es ist halt die Frage wo dieser Jedi schon seinerzeit stand. Da er sich scheinbar mit Söldnern oder Kopfgeldjägern eingelassen hat, wird er vielleicht nicht das Paradebeispiel des Jedi-Saubermanns sein. Wir hatten in Fallen Order aber auch keinen der exzentrischeren oder eher "volksnahe" Jedi-Ritter, wie Quinlan Vos, die auch mal zur Entspannung in Cantinas abhängen und sich Freunde in der galaktischen Unterwelt machen könnten.

 

Unser mysteriöser Besucher aus der High Republic könnte aber auch eine Gestalt wie Syfo-dyas gewesen sein, die bereit war sehr radikale Lösungen für potentielle Konflikte vorzubereiten. Vielleicht hatte er also eine Vision von Order 66 und den Untergang des Jedi-Ordens - doch die Vorstellung die Republik könnte den Jedi-Orden verraten und durch ihre Soldaten Jedi-Ritter jagen und hinrichten lassen, wäre seinen Zeitgenossen in diesem Goldenen Zeitalter völlig überzogen vorgekommen. Auch Jorus C'baoth sah ja anscheinend den Untergang des Jedi-Ordens voraus und kämpfte daher für seine nicht ganz ungrößenwahnsinnigen Pläne von einer Jedi-Kolonie weit außerhalb der Reichweite der Republik. Da der vermeintliche Jedi aus der Vergangenheit in einer Art Bacta-Tank und nicht in einer Art Cryo- oder Stasis-Kammer angetroffen wird stellt sich auch die Frage, ob er vielleicht über 100 Jahre ein "Heilbad" genommen hat, denn immerhin scheint er ja auch einen Arm verloren zu haben. Das ist nicht völlig auszuschließen, es gab aber auch in SWTOR schon Beispiele für ähnliche zylindrische Cryo-Tanks (wie im Zusammenhang mit den Rakghul-Experimenten). Mir schwebt aber auch noch eine andere Möglichkeit vor, denn wie in The Clone Wars könnte es sich um eine Art Meditationstank handeln. Yoda versuchte in einem solchen eine Vision von Qui-Gon Jinn zu erzwingen, als er gegen Ende der Klonkriege von dessen Stimme verfolgt wurde. Rein logisch bestünde ja die Frage, wie man 100+ Jahre in einem Tank ohne Nahrung überleben kann. Stasis wäre die einfachste Erklärung, aber im Star Wars-Universum scheint es auch mit ein sehr tiefen Macht-Meditation möglich zu sein Jahrzehnte zu überleben. Der schon einmal erwähnte Darth Krayt aka Jedi-Meister A'Sharad Hett benutzte eine solche Jedi-hafte Technik ja auch, um sein Leben zu verlängern. Sein Sith-Orden wurde in diesen Phasen einfach von seinem Stellvertreter Darth Wyyrlok verwaltet. Wyyrlok ist auch der einzige Legends-Sith von dem bekannt ist, dass er seinen Sith-Namen wohl geerbt hat. Die Wyyrlok-Linie begann mit Darth Wyyrlok I. und endete mit Darth Wyyrlok III, ohne dass seine Tochter Saarai diese Tradition als Darth Wyyrlok IV. fortführen durfte.