Die 2020er sind ein Jahrzehnt, dass es Gamern nicht gerade leicht macht und selbst auf den ersten Blick großartige Spiele-Ankündigungen einen bitteren Nachgeschmack verleiht. Zuviel wurde in den Pandemiejahren aus verschiedenen Gründen verschoben oder kam derart fehlerhaft auf den Markt, dass das Vertrauen in den Entwickler verloren ging...
Man könnte jetzt glauben ich rede von CD Projekt RED und Cyberpunk 2077, womit man nicht so falsch liegt. Cyberpunk ist in meinen Augen das beste Beispiel dafür, wie ein Entwickler zunächst einen großen Vertrauensvorschuss verlangt hat, nur um dieses Vertrauen dann so sehr zu enttäuschen, dass er sein Image die nächsten Jahre mühsam aufpolieren muss. Nicht jeder Entwickler hat aber das Glück, dass ihm dieser beneidenswerte Trick auch gelingt. Cyberpunk 2077 kam auf den Markt und wurde für die PS4 Konsolengeneration für einige Zeit gleich wieder vom Markt genommen. Heute wissen wir zumindest, dass sich CD Projekt Red wohl mit einem etwas schlecht gerüsteten rumänischen QA-Team herumschlagen musste, dass so einige der "Kinderkrankheiten" Cyberpunks scheinbar gar nicht meldete. In Zeiten wo die Spiele-Industrie generell krisenhafte Phasen erlebt (crunch time, miserable Arbeitsbedingungen & Co) passt es ins Bild, dass das Versagen eines Managements sich auch auf die Auswahl unqualifizierter Subunternehmen erstrecken kann. Die Globalisierung macht's möglich, denn wie so oft kann man bei der Auftragsvergabe an eine Firma in einem gänzlich anderen Land, mit einer gänzlich anderen Sprache und möglicherweise gefakten Historie nicht immer alles so genau nachprüfen, dass sich Betrug vermeiden lässt. Hauptsache es passte ins Budget.
Cyberpunk kämpfte nach seinem Launch zunächst darum die Bugs aus der Release-Version zu bekämpfen und das ließ es so wirken, als ob der Post-Launch-Support relativ früh beendet werden wird. Zumindest ließ man wirklich Taten folgen und besserte seine Schnitzer tatsächlich aus. Cyberpunk 2077 stand dann ein Jahr nach seinem Release gar nicht mehr so schlecht da, es hatte aber immer noch einen schlechten Ruf. Ein Addon schien damals unwahrscheinlich und wäre es ein anderer Entwickler gewesen, der nicht von 1-2 IPs leben muss, CPR hätte Cyberpunk wohl kampflos aufgegeben und sich dem nächsten AAA-Titel zugewendet. Aber CPR konnte das auch gar nicht machen, wenn man bedenkt, dass Cyberpunk neben dem Witcher-Franchise die einzige eigene IP des polnischen Entwicklerstudios ist. Rückblickend ist man immer klüger und mich erinnert das Cyberpunk-Drama daher an die Geschichte BioWares. Nach Knights of the Old Republic stand man zwar mit einem stellaren Ruf da, aber BioWare musste auch an die Zukunft denken und eigene IPs schaffen, mit denen man auch in Zukunft noch Spiele produzieren und die Rechner am Laufen halten kann. So wagte man sich an Mass Effect und Dragon Age heran. Jetzt müsste man sich nur vorstellen, was passiert wäre, wenn Mass Effect seinerzeit wegen eines ruinierten Launches gefloppt wäre. BioWare hätte sich nur noch auf Dragon Age stützen können. Meiner Meinung nach konnte BioWare die Einstellung so einiger Projekte über die Jahre überleben, weil das Studio (wenn auch unter dem Schirm EAs) immer wenigstens zwei bereits etablierte und im Besitz des Studios liegende IPs zur Hand hatte. Mass Effect Andromeda und Anthem haben BioWares Ruf zwar geschadet, aber es hat überlebt. Den entstandenen Image-Schaden konnte man aber nicht beheben, auch wenn die Mass Effect Legendary-Edition einigen half die dunklen Jahre zu vergessen. Mass Effect Andromeda erlitt ein ähnliches Schicksal wie Cyberpunk, die Post-Launch-Pläne vielen zunächst flach, aber es war EA das den Stecker zog und BioWare als Entwickler. CPR hat es da einerseits leichter, weil man keinen "Franchisekiller" wie die EA-Chefetage fürchten muss, aber man hat auch keine so große finanzielle Sicherheit. EA ist zumindest bekannt dafür, Studios zu schließen, wenn diese scheitern die Gewinnansprüche des Managements zu erfüllen. Daher ist EA auch ein derart verrufener Franchise-Killer, denn diese Praxis einen Entwickler zuerst so massiv unter Druck zu setzen, dass er ein defektes Produkt abliefert und ihn dann auch noch zu kündigen, weil sich dieses Produkt nicht verkauft hat, brachte schon legendäre Franchises und Genre-Größen wie Sim City oder Command & Conquer zu Fall.
EA und das französisch-kanadische Ubisoft sind sich in vielerlei Hinsicht nicht unähnlich, doch gerade Ubisoft und das Assassins Creed-Team haben im Verlauf der letzten Jahre einige unschöne Presseberichte über sich ergehen lassen müssen. Angesichts der massiven Anschuldigungen gegenüber Activision vergisst man gerne, dass auch Ubisoft scheinbar einige Probleme mit seinem Management und der von diesem geschützten Arbeitsumfeld hat. Die großen Anschuldigungen gegen Ubisoft führten zwar zu einem Gelöbnis sich bessern zu wollen, doch mit der Umsetzung lässt man sich wohl genauso gerne Zeit wie George R.R. Martin mit dem Release der letzten Bände von A Song of Fire and Ice. Hin und wieder werden diese Presseberichte und Insider-Infos aufgewärmt und führen zu sehr emotionalen Spieler-Statements, bis hin zu Boykott-Aufrufen, um sich mit den gequälten Ubisoft-Mitarbeitern zu solidarisieren. Den Boykott zu unterstützen fällt einem manchmal aber auch ziemlich leicht, wenn man sich manche sehr formelhafte Franchise-Ableger wie Far Cry 6 vor Augen führt und dann beschließt, das nächste Far Cry erst einmal auszusitzen. Vielleicht kann man die Verbitterung der Mitarbeiter auch in manchen enttäuschenden Resultaten ihrer Mühen wieder erkennen. So gesehen würde ein Abfall der Qualität ohnehin dazu führen, dass immer mehr Fans ein Franchise "boykottieren".
Mal abgesehen von den internen Problemen und Launch-Debakeln, die sich so einige der Branchen-Größen in den letzten Jahren vorwerfen lassen, für 2023 ist nach 3 Pandemiejahren mit Lockdowns, Home Office und nennenswerten Zugewinnen aus der Sicht mancher Markt-Analysten eine Rezession der Spiele-Branche zu befürchten. Wie unerwartet, dass es nach dem Ausklingen aller Lockdowns so sein könnte, dass man seinen Pile of Shame an ungespielten Spielen bis zur Decke gestapelt haben kann. Das ist natürlich eine sehr subjektive Sichtweise, denn ich für meinen Teil habe ganze Monate der Pandemie-Jahre im Lockdown/Home Office verbringen dürfen. Da lernt man einiges über seine Vorlieben, soweit es Gaming betrifft.
Solange im Home Office "festzustecken" wirkt auf den ersten Blick natürlich wie die ideale Gelegenheit für Open World Games (ja, langsam kommen wir auf den Titel dieses Artikels zu sprechen) und so habe ich mir dann auch Spiele wie Watch Dogs Legion, Assassins Creed Valhalla und Far Cry 6 geholt. Nach Watch Dogs 2, Far Cry 5, Assassins Creed Origins und Odyssey schien es so, als würde ich mich wohl auch voller Enthusiasmus in die nächsten Ableger dieser Franchises stürzen. Begünstigend dazu kam auch noch der Lockdown-Herbst/Winter 2020/2021. Wieso wurde also nichts daraus?
Es ist nicht die Schuld von Covid-19 oder irgendwelchen subkutanen Mikrochips, die mir als Teil einer Weltverschwörung das Interesse an der "Freiheit von Open World Games" geraubt haben, auch wenn diese Interpretation zumindest eine sehr humorvolle Erklärung abgeben würde. Fakt ist aber, ich bin vielleicht nicht der einzige dessen Spielverhalten sich in den frühen 20er-Jahren wegen den Auswirkungen der Pandemie etwas verändert hat. Wenn man schon den halben Tag im gleichen Raum vor einem anderen PC sitzt will man abends vielleicht auch nicht mehr auf den Privat-PC wechseln. So erging es mir jedenfalls. Kurzfristig dachte ich noch, das Problem ließe sich mit einem eigenen Gaming-Bürosessel für den Privat-PC bereinigen, aber am Ende trieb es mich doch immer wieder auf die Couch und von dort aus lassen sich Tastatur- und Maus-abhängige Spiele eher schwer bedienen. Gerade SWTOR traf das bei mir relativ hart. Ich halte Game Update 6.0 - Onslaught für eines der besten Addons in der Geschichte des langlebigsten Star Wars MMORPGs, aber 2020 hat meine SWTOR-Leidenschaft stark ausgebremst. Die im Addon angeteaserten Storylines wurden coronabedingt zusammengelegt und auf den Herbst verschoben, wodurch sich für mich wie schon so oft eine fatale Frühjahrslücke in meinem Gaming-Jahr ergab. Genau dann brach Corona aus und auch wenn der erste sehr kurze Lockdown für mich noch keine allzu großen Folgen hatte, mir ging die Lust auf SWTOR verloren. Natürlich gab es noch reichlich andere Spiele, aber der Umzug vom Bürostuhl auf die Couch drängte mich tendentiell zu Spielen, die sich mittels eines Controllers spielen ließen. Nun hatte ich zwar einen Xbox-Controller, aber die Distanz von PC zu Couch war von manchen Liege- oder Sitzpositionen 10-20 cm zu weit und auf Dauer spürt man das auch. Das Spiel der Stunde war damals für mich noch Assassins Creed Odyssey, denn wie bei Origins hatte ich das Spiel während der DLC-Veröffentlichung wieder mal zur Seite gelegt. Der episodische Release des DLC ging mir seinerzeit schon etwas auf die Nerven, weil er mich auch SWTORs 4.0-Ära erinnerte und wie ausgebrannt ich nach nicht einmal 3 Monaten dieses Release-Zyklus war. Auch Odyssey verlangte einem 6 separate Updates ab und ich stieg wieder im vierten aus. So blieb mein Alexios für gut ein Jahr im altgriechischen Paradies zurück, auch nicht so schlecht. Jedenfalls bis ich Odyssey nach dem Release von Valhalla weiter spielte und Alexios dann aus Frust über das Leveldesign im Hades zurück ließ. So ganz konnte ich mit den Odyssey-DLCs nicht warm werden.
Eine andere Auswirkung der Corona-Jahre war aber zunächst auch der Umstand, dass ich für die Einrichtung des Home Office-Arbeitsplatzes meinen Zweit-Monitor zweckentfremden musste. Gerade während stupider Grinding-Sessions in SWTOR half es sich irgendwie ablenken zu können. Mit dem zeitweiligen Wegfall dieser Ablenkungsmöglichkeit war generell Umdenken angesagt. 2020 verfiel ich also auch in das Streaming-Koma. Auf die Couch evakuiert, meines zweiten Bildschirms und der Freude an SWTOR beraubt hatte ich ja immer noch meine Nintendo Switch. Und so kommt es, dass ich 2022 nach dem (vorläufigen?) Ende der Lockdowns absurd hohe Spielstunden in gewissen Nintendo-exklusiven RPGs japanischer Herkunft verbuchen kann. 2021 hätte alles besser werden können, doch wie schon eingangs erwähnt, die Release-Verzögerungen quer durch meine Interessensfelder haben mich wohl ziemlich mitgenommen. Ich habe übrigens immer noch Spiele auf meiner Steam-Wishlist die eigentlich schon im 2. Quartal 2021 erscheinen hätte sollen. Was einmal Q2 2021 gewesen war steht mittlerweile bestenfalls als Q1/2 2023 auf der Release-Page. Natürlich handelt es sich da jetzt nicht um große Releases wie ein Cyberpunk, sondern kleinere Aufbau/Strategiespiele, die zudem von keinen namhaften Studios entwickelt werden. Bitter ist das trotzdem, denn es gab mal eine Zeit da habe ich Spiele wie Pharao, Sim City oder Anno geliebt und Tage beim Aufbau meiner Städte verbracht.
2021 war für SWTOR als Jahr noch schwächer als 2020 und das ganze besiegelte für mich praktisch das vorläufige Ende meiner SWTOR-Leidenschaft. So ausgebrannt hat mich SWTOR noch nie zuvor zurückgelassen. 2021 ist übrigens auch das Jahr in dem ich Lockdown-bedingt mehr als ein halbes Jahr im Home Office verbringen durfte und das ohne zu einer Risikogruppe gezählt zu werden. Wenn man SWTOR also mal braucht, dann lässt es einem im Stich. Zumindest gab es 2021 dafür die Mass Effect Legendary Edition und ich habe mir auf einem Nostalgie zuvor schon Rome: Total und C&C Remastered gegönnt. Mit drei Spielen aus der Vergangenheit auf seiner Playlist stellt man sich dann halt auch die Frage, was man da gerade mit seiner Zeit anstellt. SWTOR wurde 2021 10 Jahre alt und weil es an Content fehlte, konzentrierte ich mich auf die Remaster von Spielen die ich VOR SWTOR gespielt habe. Meine erste Erkenntnis während ich Abstand von SWTOR gewann war zunächst einmal, dass ich mir in den 10 Jahren seit 2011 wirklich einiges entgehen habe lassen. SWTOR nahm jahrelang fast 100% meiner Game Time ein und ich rechtfertigte das gerne damit, dass ich mir ja gutes Geld erspart habe, weil mir die Abos auf die Spielzeit umgerechnet günstiger kamen als jedes Spiel, das ich nach vielleicht 25 Stunden dauerhaft zur Seite gelegt hätte. Und man vermeidet so ja auch die ganzen potentiellen Fehlkäufe.
Kaum es war es für mich mit SWTOR vorbei habe ich mich natürlich gerade auf letztere gestürzt. Steam Summer Sale, Winter Sale und alles zwischendrin! 2021 ist daran schuld, dass meine Steam-Bibliothek jetzt auch so viele Titel enthält die mich nicht begeistern konnten. Natürlich gab es auch einige Glücksgriffe, wie etwa Dragonball Z Kakarot, das ich trotz eher durchschnittlicher Kritiken als eines der besten Dragonball-Spiele bezeichnen würde die ich bis dato gespielt habe (Xenoverse oder auch die klassischen Fighting Games haben es mir nicht so angetan, aber die teilweise Open World von Kakarot war und ist das Dragonball, das ich mir schon vor 20 Jahren gewünscht hätte). Und 2022 wurde eine zweite DLC-Season angekündigt, auch sehr unerwartet. Ohne die Pandemie-Jahre hätte ich wohl auch nie Dragonball Super nachgeholt. Es war eine Zeit in der man viel ausprobieren, nachholen und versuchen konnte.
Angesichts des Überangebots an Zeit und Unterhaltungsmöglichkeiten wurde ich mit der Zeit jedoch auch etwas selektiver. Prä-Pandemie hätte ich etwa wohl keinen Grund gesehen fast 200 Stunden in Assassins Creed Valhalla zu stecken. Aber schon kleinere Open World Games wie Far Cry 6 ließen mich nach einigen Stunden kalt. Grafisch ist die neue Generation erwartungsgemäß brillant und übertrifft alles bisher dagewesene, aber es sind immer wieder Kleinigkeiten an denen ich mich störe und die sich schlicht und einfach nicht ausblenden lassen. Far Cry 6 hat mich mit seinem Revolutions-Plot ja zunächst begeistert. Barrett auf, AK-47 und ab nach Südamerika - endlich darf man (eine kommerziell vermarktbare) Version von Che Guevara sein, so dachte ich zumindest. Aber nicht nur Che wäre Far Cry 6 wohl sauer aufgestoßen, denn im Endeffekt läuft man statt mit einer klassischen AK-47 oder anderen von Guerilla beschaffbaren Waffen mit einem bunt-grellen Arsenal von Waffen herum, die auch aus einem Call of Duty Multiplayer stammen könnten - klarer könnte die Botschaft ja nicht sein, dass diese Revolution sich nicht der Propagierung des Sozialismus, sondern einer diffusen Cash-Shop-Mentalität verschrieben hat. In der Praxis hat Far Cry 6 sehr lange Wege und eine scheinbar endlose Menge an zufällig generierten Ereignissen in der Welt zu bieten, nur um die Spielzeit zu strecken. Ich habe zwar kein Problem damit, Schatzkisten nachzujagen und ganze Forts auszuradieren, aber so nett die Idee der Guerillapfade auch gewesen ist, meinem Spielgefühl nach hat Far Cry 6 mehr Masse als Klasse zu bieten. Dazu gehört dann auch, dass man je nach Gegnertyp nun auch die passende Bewaffnung wählen muss. Nur um das Spiel nicht einfach mit einer einfachen AK-47 durchspielen zu können. Nach Far Cry New Dawn hätte mir ja schon klar sein müssen, dass Far Cry 6 wahrscheinlich die neuen Spielmechaniken übernehmen und weiterentwickeln wird.
So sehr mich das Setting von Far Cry 6 begeistert hat, so skeptisch stand ich vielleicht Valhalla gegenüber. Im Gegensatz zu so einigen Geschichts-Enthusiasten haben mich die Streifzüge der Wikinger und die zeitweise höchst trendigen Wikinger-Serien von Vikings bis zu The Last Kingdom ziemlich kalt gelassen. Mir wäre so ein AC Barbaricum an den Grenzen des römischen Reichs lieber gewesen, aber Wikinger sind halt doch populärer. Gekauft habe ich AC Valhalla tatsächlich, aber je mehr ich vom Spiel sah, desto weniger attraktiv wurde es für mich. Wenn mich schon etwas bei Fantasy-Games abschreckt, dann das braun-öde Aussehen all dieser fiktiven mittelalterlichen Welten. Da vermisse ich doch die farbliche Brillanz des bunten antiken Griechenlands, in welchem selbst die Nächste nicht so trist-finster wirken wie im nördlicheren Europa. Valhalla und ich werden wohl keine Freunde werden, zumal es ähnlich wie Odyssey ein ziemlich massives und gegen Ende hin mythologisch überlandenes Spiel zu sein scheint. Odyssey war massiv und das war gut so, wenn man sich für griechische Kultur, Geschichte und Mythologie interessiert. Das antike Griechenland fasziniert mich zwar nicht so wie Ägypten, aber dafür bin ich mit seiner Mythologie und Geschichte etwas vertrauter. Den nordischen Sagen oder dem frühmittelalterlichen England kann ich hingegen weit weniger abgewinnen. Meine Heimat liegt halt auch am Rande des Frankenreichs, während man sich in Valhalla gerade einmal auf die Vorstöße der Wikinger in Richtung Paris beschränkt. Mit Norwegen, England, Irland und Frankreich deckt Valhalla ja durchaus einiges ab, das man sich als Fan des Zeitalters der Wikinger gewünscht haben dürfte (auch wenn die Vorstöße der Normannen ins Mittelmeer und insbesonders Sizilien ausgeklammert bleiben müssen). Ubisoft spielt ähnlich wie andere Entwicklerstudios ja gern auch mit nationalen Gefühlen, wenn man sich für Asssassins Creed historische Szenarien herauspickt. Creative Assembly hat für seine Total War-Reihe in der jüngeren Vergangenheit ja auch nicht umsonst ein Thrones of Britannia und Three Kingdoms abgeliefert. Letzteres zielte wohl ziemlich eindeutig auf den chinesischen Markt ab.
Manchmal wirkt es fast so, als ob man bestimmte Regionen für ihren treuen Support belohnen würde, wenn man einen Franchise-Ableger in einer solchen ansiedelt. Und es ist nicht völlig unerwartet, dass Amerikaner da gerne besonders gierig sind und sich neben der Ost- auch gerne ein Spiel an der Westküste und dann noch in Texas oder Florida wünschen. Strategiespielentwickler wie Creative Assembly haben es da relativ einfach, weil man so ein Land schnell mal in eine Fraktion verwandeln kann. Blöd halt für Amerika, das erst seit seinem Unabhängigkeitskrieg existiert und sich dann vor dem späten 18. Jahrhundert nie repräsentiert fühlt. Als Mitteleuropäer fühlt man sich da schnell mal vernachlässigt und es wundert mich nicht, wenn man in der Tschechischen Republik gleich selbst Hand angelegt hat, um sich mit Kingdom Come Deliverance einmal selbst zu verewigen.
Zumindest besteht mit Assassins Creed: Codename Hexe nun die Hoffnung auf den lang ersehnten Einstand des Heiligen Römischen Reichs in einem Triple A-Game. AC: Hexe wurde allerdings noch etwas kryptisch angekündigt und soll wohl kein Open World RPG wie AC Valhalla, Odyssey oder Origins werden, auch wenn es wie das "vollwertige" AC: Codename Red über die geplante AC Infinty Plattform starten soll. Um was es sich bei dieser Plattform handeln soll steht aktuell ebenfalls zur Debatte, denn mal abgesehen von dem was man vielleicht aus Leaks und Datamining wissen könnte, könnte ich mir eine Art Launcher oder einen Animus-artigen Hub vorstellen. Die Idee die Assassinen mit "Hexen" in Verbindung zu bringen finde ich zugegeben etwas unerwartet, da ich vielleicht etwas zuviel über die Hexenverfolgungen gelesen habe und diese hatten selten mit organisiertem Widerstand gegen die "Staatsgewalt" zu tun. Die Zweckentfremdung von Hexenprozessen ging in meiner Heimat etwa soweit, dass sogar eine Räuberbande als "Teufelsbrüder" angeklagt und verurteilt wurde. Insofern, ja, man könnte auch einfach eine Assassinin als "Hexe" bezeichnet und verurteilt haben. Peinliche Befragungen scheinen Missverständnisse hinsichtlich der Selbstbezeichnung ja meistens ausgeräumt zu haben. Ich bin gespannt, um was es sich bei Codename Hexe am Ende handeln wird. Wenn es sich um kein klassisches modernes Assassins Creed handeln dürfte, dann bedeutet das ja auch nur, dass man wohl auf offene Kämpfe wie von Origins bis Valhalla verzichten dürfte. Es könnte sich immer noch um ein eher auf Stealth-Gameplay konzentriertes Spiel handeln, bei dem mangels einer wahren Open World-Orgie mit unzähligen Nebenmissionen und random Spawns die Story etwas mehr im Vordergrund stehen müsste. Aber ich spekuliere nur und so manches ist da auch Wunschdenken. Codename Hexe wird zudem wohl erst 2025 erscheinen.
Etwas näher liegt da der Release von Codename Red aka Assassins Creed Japan, dem Spiel das sich manche wohl schon seit Assassins Creed 1 gewünscht haben dürften. Ninjas/Shinobi und Assassinen, das muss doch ein und dasselbe sein? Zugegeben die Parallelen eigenen sich sehr gut, um eine Connection zu konstruieren und Japan hat geschichtlich und kulturell einiges an berühmten Attentaten und scheinbar übermenschlich fähigen Persönlichkeiten zu bieten. Ich vermute einfach mal, dass man sich in Codename Red auf die späte Sengoku-Ära stürzen wird, um legendäre Kriegsherren wie Oda Nobunaga, Toyotomi Hideyoshi oder Ieyasu Tokugawa ins Spiel zu bringen. Zugleich bietet sich so die Chance den legendären Samurai und Ninja Hattori Hanzo zu einem Assassinen zu machen. Hattori Hanzos angeblich übernatürlichen Fähigkeiten wären auch eine Erklärung, warum Assassinen quasi unsichtbar sind, wenn sie sich auch nur in einem Gebüsch verstecken. Abgesehen davon, dass das historische Setting eine Steilvorlage für die AC-Entwickler wäre, Japan hat auch einige interessante Legenden und mögliche Verwendungszwecke für Stücke von Eden zu bieten. Yokai-Sichtungen ließen sich so ganz einfach mit dem einen oder anderen Apfel von Eden erklären und in den Schreinen der Shinto-Religion soll es tatsächlich "heilige" Gegenstände geben, die seit antiken Zeiten in diesen aufbewahrt werden und selbst von ihren Verwahrern nicht angesehen werden dürfen. Die perfekte Voraussetzung dafür, dass es sich bei diesen heiligen Reliquien um Isu-Technologie handeln könnte. Interessanterweise hat sich Japan allerdings sehr stark gegen christliche Missionierungsbemühungen widersetzt, was die Frage aufwirft, wie sich das Kräfteverhältnis mit den Templern gestalten würde, wenn diese in Japan nicht unter dem mächtigen Schutzschirm der römisch-katholischen Kirche auftreten können.
Im Gegensatz zu Valhalla wäre das feudale Japan womöglich wirklich eine Welt in die ich mich für zig Stunden versenken würde. Bliebe wohl noch die Frage, was ich von Assassins Creed Mirage halte. Meine Erwartungen an Mirage sind eher gering, aber ich würde zumindest darauf hoffen, dass es eine Rückkehr zu klassischen AC-Gameplay und damit mehr Stealth-Gameplay ist. Bagdad als Dreh- und Angelpunkt der Story verspricht zumindest eine Brücke vom ersten Assassins Creed über den DLC von Odyssey bis hin zu Valhalla zu schlagen. Ich weiß nicht recht, was ich mir da erwarten soll. Mirage dürfte aber auch DAS Assassins Creed sein, das einem neuen Prince of Persia am nächsten kommt. AC und Prince of Persia haben im Grunde die gleichen Wurzeln und während das Prince of Persia-Franchise schon lange keinen neuen Ableger mehr hervorgebracht hat könnte der Höhepunkt von Assassins Creeds Popularität sogar noch vor uns liegen. Möglich ist das angesichts des unerwarteten zweiten Frühlings von Cyberpunk 2077, für den wenig mehr als Bugfixes und eine Anime-Serie auf Netflix notwendig waren. Daraufhin konnte man sogar ein kostenlosen Story-Update und das erste Cyberpunk-Addon ankündigen. Asassins Creed bemüht sich mit Comics, Büchern, einem Film (mit Michael Fassbender) und einem Hörspiel (Assassins Creed Gold - mit Riz Ahmed) jedoch schon seit Jahren darum, ein Multimedia-Franchise zu sein.
Wenn ich eines aus meinem Post-SWTOR bzw. Pandemie-Kaufrausch gelernt habe, dann dass ich auch nicht davor gefeit bin mir Spiele zu kaufen, nur weil mir diese als sehr gut oder Genre-bestimmend empfohlen worden sind. Es war wohl unvermeidbar, dass ich in den verschiedenen Sales einfach so über einiges drüber gestolpert bin, dass ich nach einer Stunde Antesten bereits am liebsten wieder zurückgegeben hätte. Nur leider habe ich auch oft die Rückgabefristen bei Steam verstreichen lassen. Im Verlauf von 2021 hat sich jedoch auch so etwas wie eine Liste an Spielen herauskristallisiert, die ich bei gegebener Zeit noch durchzocken möchte, weil sie mir nach dem ersten Test nicht schon so auf die Nerven gegangen sind, dass ich sie gleich wieder deinstalliert habe. Es gibt sie noch, diese Nuggets die unerwartet im Sieb hängen bleiben. Ohne SWTOR scheint halt auch meine Begeisterung für Star Wars als Franchise abgenommen zu haben, was aber auch damit einhergehen könnte, dass ich die neusten Buchveröffentlichungen und so einige Klassiker immer wieder gerne als Hörbücher "gelesen" habe, während ich mit irgendeinem Grind beschäftigt war. Seit ich daran arbeite, mich durch meine Steam-Bibliothek durchzuarbeiten fehlt mir die Gelegenheit nebenbei auch noch ein Hörbuch laufen zu haben, da die meisten Spiele auf meiner Liste bisher doch entweder mit sehr guter Musik oder einer Story daher kommen, die ich nicht einfach so übertönen lassen möchte.
Manche dieser Goldstücke aus meiner Steam-Bibliothek bewegen mich tatsächlich so wie manches sehr gelungene SWTOR-Update, wie etwa Insomniacs Spider-Man Remastered für PC. Gerade in manchen der frustrierenderen Jahren aus SWTORs Geschichte habe ich mir auch die Frage gestellt, wie es eines Tages sein wird, wenn die Ära der Alten Republik einmal beendet werden wird. Noch ist es zwar nicht soweit, aber ich sehe der Zukunft des MMOs eher skeptisch entgegen. SWTOR hat mein Spielverhalten sehr stark geprägt, denn es war doch sehr angenehm jederzeit in eine Welt eintauchen zu können mit der man nach Jahren bestens vertraut ist, woran auch zig Balancing- und Gear-Updates nichts ändern konnten. Eine solche Vertrautheit findet man nur schwer wieder, außer man springt einfach in das nächste MMO. Obwohl diese SWTOR-große Lücke ideal für ein Open World RPG wirkt bin ich doch etwas zurückhaltend, denn irgendwie will ich mich aktuell auch nicht "schon wieder" auf eine massive riesige Welt und weit über 100 Stunden Spielzeit einlassen. Gerade Open World RPGs mit echtem Post-Launch-Support wie Assassins Creed wären aber sicher geeignet einen möglichen MMO-Entzug abzufedern, nur bin ich jetzt vielleicht schon zu entwöhnt von meinem Verlangen nach massiven RPGs. Die wöchentlichen "Bosse" in Assassins Creed Odyssey oder auch die Götter in Origins waren nett, aber irgendwann ist man mit ihnen durch. Im Gegensatz zu Origins setzte Odyssey auch noch auf andere Content-Updates abseits von seinem Season Pass und führt hin und wieder neue Gratis-Quests und sogar den einen oder anderen zusätzlichen Bossgegner ein. Das lockte mich damals jedoch auch nicht hinter dem Ofen hervor, weil Ubisoft eine sehr nervige Angewohnheit hat, die mich schon an Origins und dann Odyssey gestört hat. Man erweitert das Levelcap immer erst einige Monate nach dem Release. In anderen Worten, ich stand in Odyssey bereits am Levelcap und als es erweitert wurde (man kann jetzt bis zu einem Maxlevel hochleveln und danach scheinbar immer noch XP für das eine oder andere Skill-Upgrade sammeln) war ich etwas genervt, weil ich praktisch einige Zeit "umsonst" gespielt habe. Ja, ich sehe die XP und damit verbundene Level-Ups oder Skillupgrades auch als einen "rechtmäßigen Verdienst" an und um den fühle ich mich nur sehr ungern betrogen. Gibt es nur ein Maxlevel und keine Skillupgrades über dieses hinaus, dann kann ich damit leben, aber eine spätere Kurskorrektur lässt immer wieder meine Motivation einbrechen. Manche Entwickler bezeichnen dieses Vorgehen als nachträgliche Komplettierung der Features - für mich ist es ein Grund Spiele nach ihrem Release erst mal einige Wochen oder Monate liegen zu lassen, denn es könnten ja wieder einmal noch einige Features fehlen. In SWTOR ging es zwar auch nicht anders, aber im Unterschied zu einem MMORPG, das über Jahre weiterentwickelt werden muss und soll sehe ich das Fehlen essentieller und geplanter Features im Release eines Single Player RPGs erheblich kritischer.
Assassins Creed: Codename Red wurde scheinbar mit einem mehrjährigen Post-Launch-Support angekündigt und mir schwant bereits, dass sich die Geschichte einfach wiederholen wird. Aber wann kann man denn überhaupt noch darauf vertrauen, ein Single Player RPG "vollständig" zu bekommen? In der Game of the Year Edition? Cyberpunk 2077 hat 2 Jahre nach seinem Release nun einfach angekündigt, dass es 2023 ein Addon bekommen wird und das wahrscheinlich auch noch das eine oder andere kostenlose Update auf dem Weg sein könnten. Selbst das totgeglaubte Cyberpunk macht mir 2022 einen Strich durch die Rechnung. Ein Grund mehr, Cyberpunk auf meiner To-Play-Liste in Richtung 2023 zu verschieben.
Wenn ich mir so einige Reviews zu Open World Spielen der letzten Jahre anhöre, dann lassen manche Spiele-Journalisten meinem Eindruck nach auch durchklingen, dass die Entwicklung von Open World Spielen außer Kontrolle geraten ist und die entsprechenden Spiele mittlerweile einfach keinen Spaß mehr machen, weil der scheinbar endlose und oft schon random generierte Grind immer mehr an die Motivation erschöpfende "Arbeit" erinnert. Mir geht es ja auch nicht anders, dass ich mich zig Stunde hinsetze, um stupide irgendwelche Aufgaben abzuarbeiten will ich schon einen besonders guten Lohn in Aussicht haben und selbst wenn der Lohn vielleicht etwas fragwürdig ist, ich hätte zumindest gerne die Möglichkeit es mir so leicht wie möglich zu machen. Ich hasse ja nichts mehr, als die Tendenz mancher Entwickler einem die Möglichkeit für die Entfaltung von Power-Fantasien zu nehmen, indem man die DPS-Leistung oder Fähigkeiten eines Spieler-Charakters einschränkt und nicht gegen den entsprechenden XP-Aufwand unbegrenzt steigerbar macht. Da stoße ich mich an BioWares Tendenz in SWTOR mit jedem Addon für den heiligen Zweck des PVP- oder Ops-Balancings die Single Player-DPS-Leistung oder Überlebensfähigkeit zu nerfen. Wenn ich schon tausende NPCs für irgendein Achievment oder zum Erfarmen irgendwelcher Spezialwährungen massakrieren muss, dann lasst mich doch wenigstens mit Quasi-One-Hits die Fantasie eines übermächtigen Lichtschwertschwingers leben, statt mich zu zwingen regelmäßig wieder hoch zu heilen, LoS-Tricks anzuwenden und auch darauf zu achten, dass mein Gefährte am Leben und in Reichweite bleibt. Als Achievement- und Shiny-Hunter scheitert es bei mir nicht an einem Mangel an Geduld oder der fehlenden Bereitschaft für etwas hochzugrinden.