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Wieso Dantooine?

Verwundet, gejagt und an Bord eines imperialen Shuttles hat Malgus wohl wenig Optionen...

Auf den ersten Blick habe ich mich schon beim Teaser von Malgus Reise nach Dantooine gefragt, was er dort zu suchen hätte. Will er einfach so Revans Erfolg beim Wiedererlangen seiner Erinnerungen wiederholen? Dabei wirkt Malgus ja gar nicht so als ob er seine Erinnerungen verloren hätte bzw. Revan half ursprünglich auch vor allem die Wiederentdeckung der Sternenkarte auf Dantooine. Revans Erfolg ließe sich also nur schwer auf Malgus ummünzen, auch wenn wir bis dato noch nicht genau wissen, welcher Art von Konditionierung Malgus unterworfen wurde (so könnte man ja auch einige Erinnerungen von Malgus blockiert haben). Aus der Klassenstory des Imperialen Agenten weiß man zumindest, dass das Sith-Imperium mit verschiedenen Arten der Gedankenkontrolle experimentiert hat und diese wurden in den letzten Jahren zweifellos weiter praktiziert. Malgus könnte also genauso wie der Imperiale Agent gewissen Codewörtern unterworfen sein (wer die Klassenstory des Imperialen Agenten nicht kennen sollte, das ganze funktioniert sehr ähnlich wie beim Winter Soldier aus den Marvel-Filmen) oder ihm wurde wie den Wächtern eine Loyalitätsprogrammierung eingepflanzt, die es ihm schwierig macht gegen imperiale Einrichtungen und Interessen zu handeln. Anders als der Imperiale Agent ist Malgus jedoch eine gesuchte Person, hatte wohl vorher schon beschränkte Zugangs- und Zugriffsrechte und ist jetzt auch noch verwundet, was einen Besuch der geheimen Archive in Kaas City oder einer ebenso streng überwachten Sith-Bibliothek für ihn unmöglich macht.

 

Was bleibt Malgus da anderes übrig, als sich eine Informationsquelle außerhalb des Sith-Imperiums zu suchen? Natürlich, da hätte ich jetzt auch eher auf eine der großen Bibliotheken der Republik oder eine Niederlassung des Jedi-Ordens spekuliert, aber wie gesagt, es dürfte Malgus schwer fallen sich dort einzuschleichen und die nötige Zeit zu verbringen. Bleibt also nur Dantooine, denn wie wir aus KotOR II wissen blieben die dortigen Bibliotheks- und Archiv-Räumlichkeiten trotz Darth Malaks Bombardement der Enklave relativ unversehrt. Anders als in KotOR II wird Malgus jedoch nicht das Glück haben in den Ruinen auf den als Sanitäter ausgebildeten Ex-Padawan Mical zu treffen, da dieser nun schon min. 200 Jahre tot sein sollte. Aber ansonsten steht Malgus das gesamte (erhaltene) Wissen der Enklave zur Verfügung und das ist nicht wenig.

 

Um einen Punkt zu machen und zu erklären, warum die Jedi trotz Micals Rolle beim Wiederaufbau des Ordens nie dafür gesorgt haben die Enklave auf Dantooine auszuräumen, die dortigen Bestände waren zweifellos auch in den Archiven auf Coruscant enthalten und Mical stieg zu einer Zeit zum Jedi-Meister und Mitglied des Rates auf, als sich der Orden ohnehin auf Coruscant zu konzentrieren begann. Was Dantooine besaß waren also weitgehend nur identische Kopien dessen was man ohnehin auf Coruscant hatte. So beließ man die Enklave auf Dantooine sozusagen als Mahnmal und für alle Fälle könnten die dortigen Archive bei künftigen Jedi-Verfolgungen ja durchaus nützlich sein.

 

Dantooines Bedeutung zu Revans Zeiten war jedoch enorm, denn auch während bereits ein Tempel auf Coruscant existierte und dem Hohen Rat des Jedi-Ordens als Versammlungsort diente, diese Verlagerung auf Coruscant bestand da erst seiner Generation. Man muss bedenken, dass es nur eine Generation vor Revan, zu Lebzeiten Exar Kuns nicht nur einen Großen Sith-Krieg gegeben hatte, der vielen prominenten Jedi-Meistern das Leben kostete. Kuns größtes Vergehen war es wohl, dass seine Anhänger für die De-facto-Vernichtung der Heimatwelt des Jedi-Ordens gesorgt hatten. Für Jahrtausende und damit sogar schon vor dem Bündnis der Jedi mit der Republik und der Errichtung einer Jedi-Enklave auf Coruscant, hatte Ossus als Zentrum des Jedi-Ordens fungiert. Hier bestand außerdem die Große Bibliothek des Ordens und hier lehrten gleich mehrere der erfahrensten und ältesten Meister der Ordensgeschichte. Doch Kuns Anhänger lösten eine Supernova aus, welche den Jedi-Orden zwang Ossus in kürzester Zeit zu evakuieren (und zwar während eines Angriffs durch Kuns Sith). Dementsprechend ging viel von den Aufzeichnungen des Ordens und seiner Geschichte verloren. Allerdings wurde manches auch bewusst zurückgelassen, weil man davon ausgehen konnte, dass Kopien und Abschriften in den verschiedenen Jedi-Enklaven existieren. Ohne Ossus wurden die verschiedenen regionalen Zentren des Jedi-Ordens umso wichtiger, darunter auch Dantooine. Dantooine galt sogar einige Zeit als die wohl wichtigste Jedi-Akademie seit dem Untergang von Ossus. Trotzdem dürften die Archive auf Coruscant umfangreicher gewesen sein, zumal dort ja auch der Jedi-Rat stationiert war. Aber Malgus hätte ohnehin keinen Zugang zu den mittlerweile auf Tython gelagerten Archiven oder der mittlerweile durch Gnost-Dural wiederentdeckten Großen Bibliothek auf Ossus.

 

 

Bleiben also nur die offenen Fragen, was Malgus Problem ist und wie ihm das Wissen des Jedi-Ordens dabei helfen kann, dieses zu lösen? Beispiele für imperiale bzw. Sith-Gedankenkontrolle kennen wir ja mittlerweile einige, aber das besondere an Dantooine ist, dass die dort gelagerten Informationen 300 Jahre alt sind und seither nicht aktualisiert wurden. Malgus wird dort also wohl keine Details zur Programmierung der Wächter durch den Imperialen Geheimdienst finden können oder mit welchen Codewörtern die Sith versucht haben Ziffer 9 unter Kontrolle zu halten. Da sich der Jedi-Orden auf Dantooine jedoch auch durchaus mit Heilung und Rehabilitation beschäftigt hat könnte Malgus jedoch anwendbare alternative Heilmittel für seine Situation fifinden. Natürlich gäbe es auch die Möglichkeit, dass Malgus ein Notschutzschalter eingebaut wurde, ähnlich wie es Dr. Cylo in den Marvel-Darth Vader-Comics tat. Vader konnte diesen Schalter, der seinen Cyborg-Körper inklusive Beatmungssystem lahm legte nur überwinden, indem er sich völlig auf die Macht konzentrierte und quasi alles freisetzte was er in sich hat. Dauerhaft ist das jedoch wohl keine Lösung.

 

Wurden tatsächlich Malgus Erinnerungen blockiert, so könnte die Enklave auf Dantooine tatsächlich einige hilfreiche Informationen zu bieten haben. Als man seinerzeit einen verwundeten Darth Revan in seine Hände bekam müssen ja auch einige Optionen auf dem Tisch gelegen sein, die nicht angewendet wurden und für diese könnte es auch Gegenmittel gegeben haben. Bricht Malgus nach Dantooine also zu einer spirituellen Reise der Heilung auf? (Nächster Halt Voss? Oder ein vergleichbarer Ort mit einem Tempel der Heilung?) Womit sich die Jedi nach Exar Kuns Aufstieg zweifellos beschäftigt haben war die Frage, wie man dessen Einfluss auf seine Anhänger beseitigen könnte. Kun griff ja nicht bloß auf sein Charisma zurück, sondern setzte seinen Sith auch Holocronsplitter ein, welche je nach Sichtweise nicht nur ihre Machtfähigkeiten verstärkten, sondern auch zu Sklaven der dunklen Seite machten. Sith-Alchemie könnte bei Malgus transformation zu einem Sklaven des Sith-Imperiums auch eine Rolle gespielt haben, nur wissen wir das vielleicht noch nicht. Neben Exar Kuns Anhängern gab es jedoch auch noch den Fall Ulic Qel-Dromas, der durch eine besonderes Sith-Gift zur dunklen Seite bekehrt worden war, das ihn getötet hätte, wäre er nicht seinem Zorn verfallen. Solche Techniken aufzuheben war mit Sicherheit etwas, womit sich die Jedi damals beschäftigt haben. Immerhin erforschten die Jedi nach der ersten Begegnung mit den Sith im Großen Hyperraumkrieg (1300 Jahre vor SWTOR und immerhin noch 1000 Jahre vor Exar Kun) auch Techniken mit denen sie die dunkle Seite bekämpfen bzw. ihren Einfluss aufheben können. Dadurch entstand auch die Technik der Machttrennung, mit der Sith-Lords nach dem Großen Hyperraumkrieg de facto unschädlich gemacht wurden, indem man sie ihrer Machtfähigkeiten beraubte. Ein Großteil dieser Aufzeichnungen und Techniken wurde auf Ossus entwickelt und wohl auch für die Nachwelt aufbewahrt, Kopien könnten jedoch überlebt haben und auch auf Dantooine aufbewahrt worden sein, zumal man sich nach Revans und Malaks Wechsel auf die dunkle Seite neuerlich mit der Neutralisierung der dunklen Seite beschäftigen musste. Ich respektiere Malgus zumindest dafür, dass er sich aus Sicht der Sith wohl mit derart gefährlichen oder gar verdorbenen Wissen beschäftigen will, denn immerhin sucht er seine Erlösung nun auf der hellen Seite, auch wenn er kaum daran interessiert sein dürfte dauerhaft die Seiten zu wechseln. Das ganze macht Malgus jedoch ein bisschen mehr Revan.