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The High Republic hat begonnen

Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis...

Die Ära der High Republic hat begonnen und sie bietet einiges, das Kennern der Star Wars Legends vertraut vorkommen wird. Aber die Mischung macht's aus und zumindest in dieser frühen Phase, wo die High Republic Comics gerade erst beginnen und ich selbst erst einen der gerade erscheinenden Romane "lesen" konnte (vorerst nur als Hörbuch, weil Amazon scheinbar wieder einmal kein physisches Exemplar für mich als Vorbesteller auf Lager hat) lassen sich einige Parallelen zu früheren Legends-Projekten feststellen. The High Republic beschäftigt sich mit einem goldenen Zeitalter der Republik, als diese noch genauso hoffnungsvoll und erfolgreich war wie man es sich von der Neuen Republik erhofft hätte. Nur 200 Jahre vor den Ereignissen in Episode I sind die Jedi-Ritter noch echte Helden und die Republik versucht sogar das Outer Rim zu besiedeln und zu schützen. Jedi-Ritter dienen nicht nur auf Coruscant, sondern auch in unzähligen Außenposten am Rande der Republik, wobei die oberste Kanzlerin der Republik sogar plant ein Netzwerk an Raumstationen im Outer Rim zu schaffen, welche als Außenposten der Republik, das Licht der Zivilisation selbst in diese entlegenen Winkel hinaus tragen sollen.

 

Hinsichtlich der Timeline mag man sich fragen, wie soll das passen? Aber so wie es aussieht dürfte die Republik im neuen Kanon noch gar nicht so alt sein wie in den Legends. Vor allem dürfte sie wohl wahrscheinlich erst wie von Sio Bible in Episode I angedeutet erst vor 1000 Jahren formiert worden sein, nach dem letzten großen galaxisweiten Krieg. Bis zur Ära der High Republic scheint es dann vor allem Konflikte mit den Hutten und den Mandalorianern gegeben haben. Vor der Gründung der Republik, die dank den Sith zeitgleich mit dem Jedi-Orden während der Ausführung der Order 66 beseitigt wurde, dürfte es laut Charles Soules LIGHT OF THE JEDI wohl auch andere Regierungen mit Sitz auf Coruscant gegeben haben, Diktaturen genauso wie die reinsten Demokratien. Allzu viel verrät uns die High Republic noch nicht über alles was ihr vorausging, aber man darf wohl durchaus annehmen, dass es einen Sturz/Zusammenbruch der Alten Republik gab, in dessen Zuge der Jedi-Tempel von Mandalorianern geplündert wurde... wie in The Clone Wars von Pre Vizsla angedeutet, immerhin geriet das Darksaber so wieder in den Besitz der Mandalorianer.

 

Alles in allem ist The High Republic eine extrem hoffnungsvolle Ära, in der die Jedi-Ritter wirklich noch Helden sind und selbst die Republik ihren Idealen zu entsprechen scheint. Man kann natürlich annehmen, dass dieses über mehrere Jahre, Phasen und Projekte verlaufende Narrativ früher oder später dafür sorgen wird, dass sich dunkle Wolken bilden und in einen Status Quo überleiten, wie man ihn etwa aus James Lucenos DARTH PLAGUEIS kennt. Eines der ersten Dinge die ich mich etwa gleich gefragt habe, ist ob man bereits im ersten Roman dieser Ära einen Hinweis auf die Sith finden könnte. Theoretisch könnten ja Darth Tenbrous oder dessen Meister zu diesem Zeitpunkt als Sith-Lords aktiv sein. Gerade die Tatsache, dass in dieser Ära noch die Rede von Hyperraum-Prospektoren ist, welche neue Hyperraumrouten erschließen (wie die San Tekka Familie) ließ mich einerseits an die Daragons aus den Jedi-Chroniken denken (welche bei einem ihrer Hyperraumsprünge das alte Sith-Imperium der Legends entdeckten), aber auch an Darth Tenbrous Identität als Raumschiffdesigner Rugess Nome. Im Moment scheint man sich jedoch noch auf die helle Seite zu konzentrieren und einen Cast von Charakteren aufzubauen, die vorerst noch völlig unabhängig von Serien oder Filmen existieren können. Wie lange die Ära der High Republic dauern wird ist außerdem auch noch nicht ganz geklärt und es könnte durchaus entsprechende visuelle Projekte geben, die Jahrzehnte oder sogar ein Jahrhundert nach den aktuellen Werken angesiedelt sein können.

 

Die Möglichkeit einen derart langen Zeitraum zu nutzen, um Geschichten zu erzählen und zu Vorgeschichten anderer Werke werden zu lassen ist genau das, was mich und wohl viele andere Leser einst für das damalige Expanded Universe begeistert hat. Damals durfte man sich jedoch kaum die Hoffnung machen, dass "EU-exklusive" Charaktere aus einem Roman womöglich in einem Film oder einer Serie auftauchen werden...

Mit THE ACOLYTE wurde bereits eine Serie angekündigt, die am Ende der High Republic-Ära angesiedelt sein wird (welche 50 Jahre vor Episode I liegen könnte) und da uns noch eine genaue Timeline fehlt, ist es möglich, dass nun in den Romanen und Comics eingeführte Charaktere es bis in diese Serie schaffen könnten. Da gewisse Spezies außerdem extrem langlebig sind wäre es auch nicht ausgeschlossen, dass manche Charaktere auch über ein Jahrhundert später noch eine gute Figur machen könnten. LIGHT OF THE JEDI hat ja bereits Gebrauch von Yoda und sogar dem Ratsmitglied Yarael Poof gemacht. Meiner vorläufigen Meinung nach verbindet LIGHT OF THE JEDI bereits das goldene Zeitalter des Jedi-Ordens (wie in Romanen und Werken zur Prequel-Ära im Kanon, wie auch in den Legends stark vernachlässigt) mit dem der Ära von Luke Skywalkers neuen Jedi-Orden aus den Legends und den einst EU-exklusiven Charakteren. Für mich ist es ein großes Plus, dass man auf Filmcharaktere wie Qui-Gon Jinn und Obi-Wan Kenobi verzichten kann und trotzdem klassische Jedi-Heldengeschichten abliefert. In den Legends gab es dabei allerdings auch hin und wieder das Problem, dass die reinen EU-exklusiven Charaktere wie Kyp Durron oder die Young Jedi Knights nie so beliebt waren wie Großmeister Skywalker. Ich befürchte für die High Republic daher auch ein ähnliches Nischendasein, mit einem Cast von Charakteren, die dem Casual Fan völlig unbekannt bleiben werden. So sehr ich mir etwa die gecancelte auf Jaina Solo aufgebaute SWORD OF THE JEDI-Trilogie gewünscht hätte, so sehr hoffe ich nun, dass THE HIGH REPUBLIC erfolgreich sein wird. Allerdings dürften die einzelnen Romane nicht so eng getaktet sein wie in manchen Legends-Reihen (wie LEGACY OF THE FORCE oder FATE OF THE JEDI). Das ganze Projekt scheint bisher eher open end angelegt zu sein und neben den Romanen wird es auch Comics, Jugendbücher, Kinderbücher und anderes Material geben, welches die Timeline vorantreiben dürfte. 

Nachdem LIGHT OF THE JEDI mit der feierlichen Eröffnung der ersten zentralen Starlight Beacon-Raumstation endet, welche als Außenposten der Republik und des Jedi-Ordens im Outer Rim fungieren soll, denke ich natürlich auch gleich daran, dass ein derartiger Sammelpunkt für Jedi-Ritter sich als Questhub in einem Videospiel oder sogar einem Nachfolger für BioWares THE OLD REPUBLIC eignen könnte. Da es in der HIGH REPUBLIC-Ära jedoch nur eine Fraktion gibt ("We are all the Republic" vs.  vertreute Gesetzlose) könnte ich mir höchstens ein RPG im Stil von KNIGHTS OF THE OLD REPUBLIC vorstellen. Praktisch wäre es jedoch allemal, dass man sich auch in dieser Ära mit dem Outer Rim beschäftigt, das uns zuletzt durch THE MANDALORIAN nahe gebracht wurde. In THE MANDALORIAN versucht die Neue Republik ja das gleiche wie die Hohe Republik, nämlich ihren Einfluss bis ins Outer Rim auszudehnen. Leider wird das in THE HIGH REPUBLIC nicht allzu erfolgreich verlaufen, wenn die Anti-Sklaverei-Gesetze der Republik in Episode I auf Tatooine bereits nicht mehr gelten. In THE MANDALORIAN und wahrscheinlich auch Ableger-Serien wie RANGERS OF THE NEW REPUBLIC wird man es vielleicht schaffen, aber dafür fehlen dieser Ära die Jedi-Ritter.

Angekündigt wurden fürs Erste schon einmal drei Phasen, wobei die aktuelle Phase bis Ende 2021 bzw. Anfang 2022 dauern soll. Wie viel Zeit da in-universe vergehen wird ist noch völlig unklar, aber Multi-Generations-Projekte wie die Geschichte der Young Jedi Knights (aka der Solo-Zwillinge und ihrer Freunde) aus den Star Wars-Legends würde ich nicht ausschließen, selbst wenn da vielleicht etwas Legends-Nostalgie mitspielt. In den Legends war es ja auch möglich, die Karriere der Young Jedi Knights (aka der Solo-Zwillinger) quasi von deren Geburt bis zur Geburt ihrer Kinder (etwa Jacen Solos Tochter: Allana Solo), den Aufstieg zu Jedi-Meistern, dem Einzug in den Jedi-Rat und den Beginn der Jedi-Ausbildung dieser Kinder zu erleben. Am Ende der Legends-Kontinuität war Jaina Solo frisch verheiratet, Jedi-Meisterin und Mitglied des Jedi-Rats und man wusste aus den LEGACY Comics bereits, dass sie wohl früher oder später Mutter der machtsensitiven Fel-Dynastie werden wird, wobei sie auch die Imperialen Ritter als Ableger des Jedi-Ordens gründen dürfte. Dank der LEGACY Comics wusste man auch, dass Ben Skywalker Nachfahren haben wird und er sogar einen Enkel oder Urenkel namens Cade Skywalker haben wird. Die Legacy-Ära des Expanded Universe ist vielleicht etwas, an dem man sich hinsichtlich der High Republic-Ära orientieren könnte, denn immerhin dauerte diese Ära ja auch rund 100 Jahre (von den LEGACY OF THE FORCE-Romanen bis zu den LEGACY Comics). Nun eine mögliche "Reinkarnation" dieser Ära zu erleben ist etwas, das mir als Fan naturgemäß große Freude bereitet. Allerdings gibt es auch genügend Hater, die einst wohl das EU nach Endor bzw. nach Thrawn hassten und nun als "Verteidiger des EU" alles hassen was als Teil des neuen Kanon erscheint. Die Geschichte wiederholt sich doch.

Weil wir nun bei den Leuten angelangt sind, mit denen man sein Vergnügen nicht teilen kann, THE HIGH REPUBLIC hat natürlich auch Bösewichte zu bieten. Da die Sith vorerst noch nicht einmal im Hintergrund zu erkennen sind, dürfte man sich fürs erste wohl noch mit Schurken herumschlagen, wie man sie vielleicht aus den Star Wars REPUBLIC Comics kennen könnte (welche in den 0er-Jahren erschienen sind). Selbst da bin ich nostaglisch, denn mein erster Star Wars "Comicsonderband" war damals Band 11, der Stark Hyperspace Krieg. Die Sabotage republikanischer Hyperraumrouten im Outer Rim in LIGHT OF THE JEDI hat mich zunächst stark an diesen Comic-Arc erinnert, so wie mich ein gewisser Charakter aus dem Roman auch an die Navigatorin Norma Cenva aka das Orakel der Zeit aus dem Dune-Universum erinnert hat (ein Charakter der wohl auch maßgeblich vom ehemaligen Star Wars-Autor Kevin J. Anderson mitgeprägt wurde). Und dann wird einem Avar Kriss mit einem besonderen Talent vorgestellt, dass es ihr erlaubt Jedi "miteinander zu verbinden" - da muss ich an die Kampfmediation aus den Legends denken bzw. auch den Jedi mind meld aus der THE NEW JEDI ORDER-Reihe und DARK NEST-Trilogie. Plus einer durch die Ordensregeln verhinderten Beziehung zwischen Avar Kriss und Elzan Mann, was mich auch wieder an die Young Jedi Knights erinnerte - Jaina Solo und Zekk.

 

Marchion Ro und die Nihil sind eine interessante Piraten-Allianz, die auch bei der dunklen Jedi Komari Vosa und den Bando Gora aus den Legends Inspiration gesucht haben könnte. Was diese Piraten jedoch wollen ist vorerst noch unklar, außer dass ihr frischgebackener Anführer Marchion Ro wohl große Pläne haben dürfte, die über LIGHT OF THE JEDI hinaus gehen. Sollte jemand beunruhigt gewesen sein, ob THE HIGH REPUBLIC nur eine Anthalogie-Sammlung von Jedi-Abenteuern im Outer Rim ist, so kann ich diese Angst nun hoffentlich zerstreuen. Die Nihil bzw. Marchion Ro sind fürs erste eine angemessene Bedrohung, die auch nicht zu allmächtig erscheint. Man könnte ihnen durchaus beikommen, aber dafür müsste man sie erst einmal finden und als Bedrohung einstufen, die einen entsprechenden Kraftakt der Republik erfordern wird. 

Die Drengir sind mir noch völlig unbekannt, da sie zumindest in LIGHT OF THE JEDI wohl keine Rolle zu spielen haben, vielleicht aber in anderen Romanen dieser Ära. Eventuell etwas problematisch könnte es sich für die gesamte Ära ja erweisen, dass man  die Geschichten in normalen Erwachsenenromanen, Young Adult-Romanen (früher mal Jugendbücher), Middle Grade Büchern (früher mal Kinderbücher) und Comics erzählen wird. Vier verschiedene Veröffentlichungskanäle und ich persönlich würde zumindest hoffen, dass die Erwachsenenromane Priorität besitzen, aber bei Lucasfilm könnte man das anders sehen. Gerade die Young Adult-Romane stehen den Erwachsenenromanen hinsichtlich ihrer Qualität oft in nichts nach und sie können sich wie Claudia Grays LOST STARS auch als einer der größten Erfolge dieser Sparte erweisen. Als jemand, der einst sogar die Jugendbücher der JEDI-PADAWAN, JEDI-QUEST, BOBA FETT, DER LETZTE JEDI und REBEL FORCE-Reihen gelesen und gesammelt hat bin zumindest ich der Ansicht, dass man sich mit den Jugendbüchern im neuen Kanon mehr Mühe gibt. Abgesehen von DARTH PLAGUEIS, CLOAK OF DECEPTION und APPROACHING STORM gab es in den Legends leider auch sehr wenig "Erwachsenenromane", die sich mit der Prequel-Ära vor den Klonkriegen beschäftigt haben. JEDI-PADAWAN und JEDI-QUEST waren in den Legends daher fast schon das einzige, das man als Geschichten aus der Ära der Republik hatte, abgesehen von den REPUBLIC Comics, welche schließlich direkt in Order 66 und die EMPIRE Comics übergingen. In den beiden Jugendbuchreihen (JEDI-PADAWAN mit Qui-Gon & Obi-Wan, JEDI-QUEST mit Obi-Wan und Anakin) aus der Feder Jude Watsons wurde vielleicht sogar so etwas wie Pionierarbeit für THE HIGH REPUBLIC geleistet, denn auch wenn sich die Lage der Republik in JEDI-QUEST langsam verschlimmerte, die Jedi-Ritter wurden immer noch weitgehend als Helden dargestellt und die Republik war noch längst kein komplett hoffnungsloser Hort von Korruption und auf Palpatine eingeschworenen Faschisten. JEDI-PADWAN erzählte sogar unter anderem die Geschichte eines gefallenen Jedi-Padawans (Xanatos), der nach dem "Austritt" aus dem Jedi-Orden mit dem Vermögen seiner Familie sein eigenes Komplott gegen den Jedi-Orden, die Republik und seinen einstigen Meister Qui-Gon Jinn schmiedete. In diesen Konflikt zog er auch Obi-Wan Kenobis Rivalen Bruck Chun hinein. Obi-Wan entwickelte als Padawan (in den Legends) sogar ein romantisches Interesse an seiner Padawan-Kollegin Siri Tachi, etwas das im Kanon nun durch eine Romanze mit der jungen Herzogin Satine Kryze ersetzt worden sein dürfte. Ich nehme aber mal an, dass es heute nicht allzu viele Fans oder Leser gibt, die diese von ihrer Auswirkung her höchst trivialen Jugendbuchreihen gelesen haben. Und die meisten der Bücher sollten auch schon lange vergriffen sein. Manche Charaktere aus diesen Reihen, wie die Forscherin Jenna Zan Arbor (die Biowaffen entwickelte und die Macht anhand der Midichlorianer erforschen wollte) oder der selbst mit der Macht undurchschaubare Sohn des dunklen Jedi Xanatos, Granta Omega, könnten vielleicht auch zur Inspiration für Charaktere im neuen Kanon werden.

 

Angesichts der Möglichkeiten für die HIGH REPUBLIC-Ära bin ich fürs erste auf jeden Fall sehr optimistisch gestimmt. Das letzte was mich so für ein Star Wars Projekt begeistern konnte war die zweite Staffel von THE MANDALORIAN und der Teaser für THE BOOK OF BOBA FETT.