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Die Schwäche der Hutten

Die Invasion Makebs war wohl schon zuviel für die Hutten, denn seither ging es nur bergab (Darvannis, Nar Shaddaa, Mek-Sha)...

Als Torborro mit der Hilfe seines Archons auf Makeb eine Verschwörung anzettelte, welche ihm die gesamten Streitkräfte des Planeten unterstellte, schien es zunächst nur so, als ob die Hutten auf Kosten neutraler Welten expandieren wollten, doch Torborro the Hutt hatte weit größere Pläne und wollte eigentlich das einstige Imperium der Hutten wieder aufbauen. Dieses war jedoch bereits vor Jahrtausenden untergegangen und seither haben sich die Hutten damit begenügt als Gangsterbosse die Reste dieses Imperiums zu regieren, damals unterworfene Sklaven-Völker miteingeschlossen. Torborros Plan fußte wohl auch deshalb nicht ganz auf realen Umständen, weil er insgeheim sehr wahrscheinlich von den Schreckensmeistern beeinflusst worden war (ähnlich wie auch im Fall seines Vorgängers Karagga angedeutet). Sich auf Makeb gleich das dortige Militär aus kampferprobten Veteranen zu sichern war eine kluge Entscheidung, wäre aber erst ein kleiner Schritt gewesen. Es ging Torborro aber wohl auch primär darum sich Isotop-5 für seine geplante Droidenarmee zu sichern, aber der Coup auf Makeb ging leider schief.

 

Meiner Meinung nach fehlte es Torborro auf Makeb trotz Isotop-5 und einer Söldner-Armee trotzdem vor allem an einem - einer funktionierenden Streitmacht, die seine Expansionsgelüste durchsetzen konnte. Die Hutten setzten zwar gerne auf Söldner und konnten ganze Spezies wie die Weequay oder Nikto dazu zwingen unter ihrem Banner zu kämpfen, aber Söldner waren teuer und nicht immer loyal, während Sklavensoldaten selten freiwillig in den Tod marschierten. Die Ausrüstung der Hutten-Armee lässt sich mit jener der Rebellen-Allianz vergleichen, denn eine bunt zusammengewürfelte Truppe besitzt eine ebenso bunte Ansammlung an Waffen, Munitionstypen und Nachschubbedürfnissen. Entweder die Hutten hätten lieber früher als später eine einheitlich ausgerüstete Armee aufgestellt oder sie wären an Logistik-Problemen gescheitert. Makeb musste also zum Desaster werden, denn ohne die Mithilfe der Regulatoren wäre es den Hutten nicht einmal möglich gewesen den Planeten einzunehmen. Auf Dauer waren es dann auch die Regulatoren, welche Makeb halten mussten und von dieser zunehmend schwieriger werdenden Aufgabe wenig begeistert waren. Eine Invasionsstreitmacht, die sich von einer Söldner-Armee zurückschlagen ließe hätte aber auch kaum große Aussichten gehabt weitere Planeten zu erobern, zumal man sich überlegen musste, ob man es riskieren konnte die Regulatoren von Makeb für weitere Kampagnen abzuziehen. Zwangsläufig wäre die rebellische Bevölkerung Makebs daher wohl in der Sklaverei geendet, wobei dieser Absiedlungsprozess wohl äußerst schwierig für die Hutten geworden wäre. Hätte man keinen Aufnahmeantrag in die Alte Republik gestellt, dann wäre Makeb wohl sehr wahrscheinlich zu einer von vielen Hutten-Welten voller Sklavenarbeiter geworden und die ursprüngliche Bevölkerung wäre irgendwo auf anderen Hutten-Welten verschwunden. 

 

Die Isotop-5-Droiden erscheinen zwar unzerstörbar, aber das machte sie zwangsläufig auch nicht unbesiegbar und auf Dauer wären imperiale oder republikanische Ingenieure wohl in der Lage gewesen Schwachstellen zu finden und auszunutzen. Isotop-5 für eine Droidenarmee zu verschwenden erscheint mir verglichen mit der Isotop-5-Nutzung des Sith-Imperiums ohnehin höchst verschwenderisch. Die Imperialen bauten Schildgeneratoren und rüsteten ihre Dreadnaughts zu den mächtigsten Kriegsschiffen der Galaxis auf, womit sie die republikanische Gegenoffensive erfolgreich abwehren konnten. So konnte sich ein zahlenmäßig unterlegener Gegner gegen eine übermächtige Invasionsstreitmacht zur Wehr setzen, was im Prinzip auch dem Ziel der Hutten widersprach, nur dass man sich den Aufbau richtiger Invasionsarmeen durch deutlich kleinere Kontigenten von Isotop-Droiden ersparen wollte. An Guerillakriegen hätten sich die Hutten als Besatzer schlussendlich wohl die Zähne ausgebissen, denn ihre Söldner hätten da kaum mitgespielt und die ohnehin fragwürdige Moral der Sklavensoldaten hätte kaum länger durchgehalten. Als es auf Makeb damit los ging, dass sich Teile der Regulatoren und der Bevölkerung gegen die Besatzung durch die Hutten wandten kam es schon zu einem bitteren Vorgeschmack darauf, wie die Hutten auf einer galaktischen Skala schlussendlich gescheitert wären. Hutten sind einfach keine Eroberer mehr, zumal zu ihren glorreichsten Zeiten selbst kämpften oder als Offiziere an den Kampagnen gegen Xim den Desposten teilnahmen. Die Zähigkeit und Langlebigkeit ihrer Spezies war in diesem goldenen Zeitalter ein wichtiger Faktor für ihren Erfolg, doch die modernen Hutten lassen lieber andere kämpfen und sogar ihre Armeen führen.

 

Die modernen Hutten mögen ihre Tage als glorreiche Krieger aufgegeben haben, aber besaßen sie überhaupt das Potential für eine solche Rolle? Im bisher veröffentlichten Material des Kanons würde man keine Hinweise darauf finden und selbst in den Legends gibt es außer den Hinweisen auf die Erfolge der Hutten als Krieger gegen Xim und dessen Erben nur einen sehr markanten Hinweis - Beldorion the Hutt aka diesen einen obskuren Hutten, der sogar zum Jedi-Ritter ausgebildet worden ist. Der Roman in welchem Beldorion vorkam (Planet of Twilight/Planet des Zwielichts von Barbara Hambly) ist nach weit verbreiteter Ansicht einer der schlechtesten oder zumindest schlechteren Romane des einstigen Expanded Universe und auch ein Hutte mit Lichtschwert konnte wenig daran ändern. Ich will das Buch (wie auch Children of the Jedi/Palpatines Auge, das für mich sogar noch schlechter war als Planet of Twilight/Planet des Zwielichts) daher auch gar nicht empfehlen und es jedem ersparen, für sich selbst nachlesen zu müssen: Hambly beschrieb Beldorion trotz seines fortgeschrittenen Alters als relativ agil und weniger wie eine Schnecke, sondern eher wie eine Schlange. Seinerzeit fand ich diese Vorstellung sehr schlüssig, immerhin werden Schlangen ohnehin gerne mit "sündigen" Dingen in Verbindung gebracht und die Dekadenz einer einst so erfolgreichen Spezies kann durchaus glaubwürdig erscheinen, immerhin verfiel das Hutten-Imperium ja auch mit den Hutten, die nur noch in ihrem Reichtum schwelgten. Es gibt aber auch noch die sogenannten Shell-Hutten, welche ihre massiven Körper mit Panzerplatten schützten und zur Fortbewegung schließlich Repulsoren in diese integrierten (was zur weiteren Degeneration ihrer Gestalt führte). So könnte man sich also Hutten in Kampfrüstungen oder sogar in einer "mandalorianischen" Rüstung vorstellen. Dass Hutten außergewöhnlich zäh sind habe ich bereits erwähnt, aber SWTOR lässt das Töten eines Hutten relativ einfach aussehen. Hutten besitzen jedoch eine im Vergleich mit Menschen erstaunliche Resistenz gegen eine Reihe von Giften, Umweltfaktoren (auch Strahlung) und sie können anscheinend sogar verlorene Körperteile nachwachsen lassen, wie Gargonn the Hutt, der bei einem Attentat seinen halben "Kopf" verloren hatte. Deadpool lässt grüßen. Die Haut eines Hutten dürfte sich sogar mindestens mit einer gehärteten Lederrüstung vergleichen lassen, wobei es auch möglich sein soll, dass Hutten mehrere Blastertreffer problemlos überstehen können. Ein praktisches Skillset für Gangsterbosse, die dank diesem den meisten anderen Spezies haushoch überlegen sind.

 

Trotz aller biologischen und historischen Vorteile der Hutten ist es trotzdem erstaunlich, dass sie sich auf dem Mond ihrer gestohlenen "Heimatwelt" Nal Hutta, Nar Shaddaa, mit Bandenkriegen gegen nicht-huttische Rivalen wie die Exchange oder Black Sun beschäftigen müssen. Die Exchange als Feind zu haben ist für die Hutten wohl noch das geringere Übel, denn die verschiedenen Fraktionen innerhalb der relativ dezentral aufgebauten Organisation erinnern auch an die verschiedenen Hutten-Clans. Wenn die Exchange auf Nar Shaddaa also Territorium hinzugewinnt, dann nur im weiteren Sinne auf Kosten des Hutten-Kartells, vor allem stiehlt sie ihr Gebiet jedoch von einzelnen Hutten-Clans. Und die Clans sind auch nicht alle gut miteinander befreundet, weshalb sich durchaus der eine oder andere bemüht haben könnte eine dritte Macht nach Nar Shaddaa zu locken, um so einen Stellvertreterkrieg gegen einen rivalisierenden Clan auszutragen. Als Handelszentrum ist Nar Shaddaa aber ohnehin ein Ort, an dem die Exchange zwangsläufig vertreten sein muss, immerhin kontrolliert sie womöglich das größte Schmuggler-Netzwerk der Galaxis und Nar Shaddaa ist der Schmugglermond. Die Hutten selbst heuern zwar auch gerne Schmuggler an, aber ihre Stärke liegt eher bei der Produktion und nicht der Distribution. Nar Shaddaas, Queshs und Nal Huttas Fabriken sind eindrucksvolle Beispiele dafür wie "respektabel" die Hutten sich präsentieren können, wenn sie wollen. Der wirtschaftliche Erfolg der Hutten geht natürlich auf ihr sehr minimalistisches Arbeitsrecht zurück aka den Einsatz von Sklavenarbeitern, deren Wert von den Hutten mit ihrem Wiederbeschaffungspreis beziffert wird. So können Sklaven-Arbeiter für die Hutten durchaus günstiger sein, als eine vergleichbar effektive Menge an Droidenarbeitern. Und der Rest der Galaxis ignoriert das einfach, denn selbst wenn man ein Embargo gegen die Waren der Hutten verhängen würde, durch Schmuggler würden die Billigprodukte made in Hutt Space doch unters Volk gelangen. Und die Hutten sind keineswegs für schlechte Qualität bekannt, vor allem bei der Produktion von Stimulanzien und allerlei im medizinischen Bereich benötigten Mittelchen. Der Mangel an rechtlichen Einschränkungen hat Nar Shaddaa sogar zu einem Hotspot für den Handel mit ansonsten illegalen "Therapien" oder kybernetischen Implantaten gemacht. So wie man sich auf Nar Shaddaa militärisches Gerät für seine private Raumjacht kaufen kann, lässt man sich einen Block weiter auch mal kurzerhand mit Augen-Implantaten ausstatten, wie sie sonst nur Top-Sniper besitzen dürften.

 

Bis das Ewige Imperium auftauchte dürfte es den Hutten noch gelungen sein ein Gleichgewicht der Kräfte aufrecht zu halten, doch warum musste man wenig später einen Militäreinsatz der Republik auf Nar Shaddaa erbitten, um Skadge und die Black Sun los zu werden? Zunächst einmal sollte man erwähnen, dass Skadge wohl eine Klasse für sich ist. Ein derart blutrünstiger Schläger hätte auch keinen Respekt vor den Hutten und würde jedes Anzeichen von Schwäche gnadenlos ausnutzen. Nur würde ihn genau das auch zu einem ausreichend großen Ziel machen, um vom Kartell in höchster Instanz verurteilt und zum Abschuss freigegeben zu werden. Die Jagd nach Skadge wäre so eigentlich etwas, das zu einem blutigen Goldrausch unter den besten Kopfgeldjägern der Galaxis geführt haben sollte. Die Probleme mit der Black Sun auf Nar Shaddaa sind jedoch vielleicht auch ein Resultat dessen, was auf Coruscant und in den Jahren bis zur Invasion Zakuuls passiert ist. Das Sith-Imperium befreite Gefangene auf Belsavis und wer wie Skadge entkommen konnte widmete sich wohl der blutigen Rückeroberung seiner alten Machtbasis. Zugleich hatte es die die Black Sun auf Coruscant auch mit den paramilitärischen Justikaren und einer militarisierten Coruscant Security Force zu tun, die sie selbst wiederum dazu gezwungen haben sollte aufzurüsten. Unter Kanzlerin Saresh wurde die Lage für Skadge und Co kaum einfacher und es ist faszinierend, dass die Black Sun nach Zakuuls Belagerung Coruscants tatsächlich vertrieben werden konnte. Wer dominiert denn jetzt die Unterwelt auf Coruscant? Hat Saresh vielleicht die teils auch aus Veteranen geformten Justikare gestärkt, weil ihr diese geholfen haben nach dem Friedensschluss mit Zakuul unliebsame Oppositionelle zu entfernen? Die Black Sun, die auf Nar Shaddaa unter Skadges Führung ankam war also zweifellos radikalisiert, kampferprobt und bis an die Zähne bewaffnet, denn auf Coruscant hatte man wohl wirklich Krieg geführt und verloren. Da gaben die Hutten mit ihrer traditionell eher schwachen Reaktionsfähigkeit ein ideales Ziel ab, denn die ersten Wellen an Kopfgeldjägern, Söldnern und Sklavensoldaten wurden wohl problemlos abgewehrt. Gut, dass die Hutten dieses Bündnis mit der Republik hatten, denn so konnte man sich völlig kostenfrei eine professionelle Armee besorgen, die zu diesem Zeitpunkt eher schwer zu finden gewesen wäre. Später kaufte man sich jedoch von der Republik frei, als diese nach Kriegsende von einer Rohstoffkrise gebeutelt wurde.

 

Nachdem sich während KotET Arcann höchstpersönlich auf Nar Shaddaa seinen Cyborg-Arm reparieren ließ und vermutlich sogar die Möglichkeit nutzte hier insgeheim mit einigen Loyalisten in Kontakt zu treten, die ihm bei seiner Rückreise nach Zakuul halfen, dürfte Nar Shaddaa einmal mehr einer der großen Profiteure einer galaktischen Krise sein. Flüchtlinge von Zakuul, gestohlene Technologie und interessierte Käufer der unterschiedlichen Fraktionen - es gäbe guten Grund den Schmugglermond jetzt im Auge zu behalten. Es wundert mich nur, dass Darth Malgus nicht nach Nar Shaddaa geflogen ist, um sich dort wieder zusammenflicken zu lassen, immerhin hätte man dort sicher die Ersatzteile auf Lager, die sein Cyborg-Körper nun wohl benötigen dürfte. Dantooine liegt ja wohl kaum im Zustellbereich eines undurchsichtigen Schwarzmarkthändlers für Cyborg-Körperteile, der nun vielleicht mit einem Testimonial Kaiser Arcanns wirbt (ich stelle mir das echt so vor wie bei Commander Shepards Lieblings-Shop auf der Citadel). Würde Malgus nach Nar Shaddaa aufbrechen, könnten die Hutten zwar seinen Aufenthaltsort an Imperium und Republik leaken, aber vielleicht erst nachdem er seine Rechnung bezahlt hat. Außer man benutzt Malgus als Werbung für Nar Shaddaas Angebot an Top-Cyborg-Reparaturen, dann würde man wohl seinen Aufenthaltsort rechtzeitig leaken und möglichst viele Holokameras platzieren, um ein actionreiches Werbevideo zusammenschneiden zu können.