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Haben die Sith je versucht den Sith'ari zu züchten?

Im Dune-Universum gab es mit den Bene Gesserit eine Gruppe von politisch und religiös einflussreichen "Hexen", welche sehr wohl versucht haben ihren auserwählten Kwisatz Haderach über Generationen zu züchten, indem sie Ehen einfädelten, Adelige verführten und gezielt versuchten genetische Besonderheiten im Genpool des alten Imperiums zu bewahren...

Machtsensitivität ist erblich, auch wenn es Fälle wie in der Shan-Familie geben kann, in der die Empfänglichkeit für die Macht bzw. ausreichend hohe Midichlorianerwerte eine Generation überspringt oder sogar verloren geht. Gerade dieser Umstand und die scheinbar unausgesprochene Tatsache, dass die Verbindung zweier Machtsensitiver oftmals eine Machtnutzer-Dynastie begründen kann regen eigentlich zu Gedankenspielen an, warum sich gerade die Sith nie für den Aufbau und Erhalt mächtiger Dynastien interessiert zu haben scheinen. Ja, der Sith-Kodex hat einen gewissen egalitären Ansatz, genauso wie die Macht selbst, die ja auch völlig ungeplant mächtige Charaktere hervorbringen kann, die bis dahin noch mit keinem Jedi-Meister oder Sith-Lord verwandt waren. Es gab aber durchaus Sith-Dynastien, die sich über Generationen an der Macht halten konnten. Gerade Marka Ragnos altes Sith-Imperium ist ein Beispiel dafür und manche Dynastien, wie die Kresshs überlebten sogar Jahrhunderte in Darth Vitiates reformierten Sith-Imperium. In der Spätphase des neuen Sith-Imperiums (also vor Lord Kaan und Darth Bane) gab es veritable Sith-Dynastien, wie im Grumani-Sektor, in welchem die Clan-Matriarchin Vilia Calimondra zunächst ihre Kinder aufgefordert hatte das Territorium ihrer Familie zu erweitern, jedenfalls bis sich diese gegeneinander wandten und einen langwierigen Krieg entfesselten, den sogar noch die Enkel Calimondras weiterführten. Die Macht erwies sich als extrem stark in der Calimondra-Familie und sorgte auch dafür, dass zumindest die Enkel Vilia Calimondras einige sehr ungewöhnliche Macht-Fähigkeiten entwickelten. Ein anderes Beispiel ist auch der so genannte Verlorene Stamm der Sith auf Kesh, welcher für Jahrtausende in der Abgeschiedenheit lebte, nachdem seine Gründer hier nach einem Schiffsabsturz gestrandet waren. Die Gründergeneration des Verlorenen Stamms sabotierte die Pläne von Aliens oder Hybriden unter den Gestrandeten sich fortzupflanzen, wofür sich die Matriarchin Seelah Korsin verantwortlich zeigte, da sie als Heilerin die Aufsicht über die Kranken- und Geburtenstation des Verlorenen Stamms hatte. In späteren Jahrtausenden kultivierten diese Sith sogar eine Gesellschaft, in der es zunehmend wichtiger wurde physische Attraktivität aufzuweisen, als über extreme Machtfähigkeiten zu verfügen. Während die Heirat mit Nicht-Sith nicht ausgeschlossen war, so führte die Heirat unter Sith doch zu mehr sozialem Prestige, denn man sah die Sprösslinge zweier Machtnutzer von vornherein als sozial begünstigt an. 

 

Die Sith'ari-Prophezeiung von einem mythischen Auserwählten, der die Sith zum Sieg führen wird, nachdem er sie zuerst zerstört hat wurde über die Jahrtausende sehr unterschiedlich interpretiert, was sich vor allem darin niederschlug, dass beinahe jeder große Sith-Anführer den propagandistischen Anspruch stellte der sehnsüchtig erwartete Sith'ari zu sein. Oft genug wurde bereits die Sith-typische Ermordung des Vorgängers oder eines Sith-Meisters als Zerstörung und Wiederaufbau gedeutet, womit sich praktisch jeder erfolgreiche Sith in dieses Mäntelchen hüllen konnte. Hin und wieder fügte man dem Mythos auch noch andere Aspekte hinzu, so etwa, dass der Sith'ari schwarze Augen haben sollte. Die Prophezeiung, dass der Sith'ari Perfektion erreicht haben oder zumindest frei von allen Beschränkungen sein soll, führte auch vorwiegend dazu, dass man gut und gerne einfach den stärksten Sith-Lord einer Generation zum Sith'ari erklärte. Dieser perfekte, mächtigste Sith einer Generation hätte sich aber auch vielleicht züchten lassen, auch wenn ihn das streng genommen noch nicht zum Sith'ari gemacht hätte.

 

Die Bene Gesserit des Dune-Universums betreiben ihre Suche nach dem Kwisatz Haderach eher uneigennützig, da er kein Mitglied ihres Ordens sein kann - muss es sich bei ihm ja um einen Mann handeln und ihr Orden erlaubt nur Frauen die Mitgliedschaft. Trotzdem streben sie nach der Kontrolle ihres Auserwählten und vor allem auch über dessen Nachkommenschaft und dem darin innewohnenden genetischen Potential. Für klassische Sith wäre das wohl buchstäblich zuviel des Guten, aber für eine schwächere Priesterkaste oder eine im Verborgenen existierende Geheimgesellschaft hätte dieses Vorgehen durchaus seinen Reiz, denn wenn man aus eigener Kraft nicht der dunkle Lord der Sith werden kann, dann könnte man zumindest darauf hoffen an dessen Seite zu herrschen. Es gibt aber auch das Beispiel aus der Welt von The Witcher, in welchem die lange Zeit als politische Berater und Königsmacher mächtigen Zauberer und Zauberinnen durch eingefädelten Ehen im heimlichen versuchten ein legendäres Kind des Älteren-Blutes (welches sich später als Ciri entpuppte) herbei zu züchten. Aber auch diese Magienutzer konnten nie selbst herrschen und lassen sich trotz manch megalomanischer Anfälle nicht mit Sith-Lords vergleichen.

 

Wie man als Sith allerdings bereits auf Korriban erfährt gibt es unter den Aufsehern und Lords eine klare Mehrheit, die in der Abstammung von Sith einen wünschenswerten Faktor sieht. Um sich den Respekt dieser Konservativen zu verdienen muss man bereits von einem Sith abstammen und am besten möglichst viele Sith in seinem Stammbaum haben, da sie dieser Abstammung einen höheren Wert als den "Midichlorianerwerten" beimessen. Allerdings trägt das auch zur Schwäche des Sith-Ordens bei, zumindest nach den darwinistischen Prinzipien, die sich in Darth Banes Regel der Zwei niederschlugen. Die Bevorzugung von Schülern mit der richtigen Abstammung und die Sabotage von möglicherweise mächtigeren Sith mit "Schlammblut"- oder "Muggel"-Abstammung (um auch etwas aus Harry Potter einfließen zu lassen) sorgt dafür, sich an der Sith-Akademie nicht notwendigerweise die Besten und Mächtigsten durchsetzen, was den Sith-Orden im Allgemeinen langfristig schwächen würde. So gesehen ließe sich vielleicht auch das Argument verwenden, dass die Öffnung der Akademie für Aliens, Sklaven und Nicht-Imperiale dazu beigetragen haben könnte, dass die Sith seit dieser Öffnung im Schnitt stärker geworden sind, wenn man dieses schwer quantifizierbare Potential mit Zeiten vergleicht in denen eine Sith-Ausbildung nur das Geburtsrecht machtsensitiver Bürger erster Klasse war. 

 

Dass das Zuchtprogramm der Bene Gesserit sich als erfolgreich erwies hängt allerdings auch mit dem Fakt zusammen, dass die Schwesternschaft die Kontrolle über den Geburts- und Fortpflanzungsprozess behielt. Männliche Genträger waren mehr oder weniger nur nützliche Objekte, die man oft auch nur kurzfristig verführen musste, um das gewünschte Resultat zu erreichen. Weibliche Sith-Lords hätten also wohl die wirkliche Macht in einem derartigen Sith'ari-Zuchtprogramm inne. Dementsprechend würde sich aber wohl eine klare matriarchische Struktur entwickeln, die spätestens dann auf ein Problem stößt, wenn man einen männlichen Nachkommen erhält, der sich Sith'ari-artig verhält und dieses System infrage stellt. Mit Arcann, Theron Shan oder auch Lord Scourge und Ausnahmetalenten wie Jaesa Willsaam oder Nadia Grell gäbe es in der aktuellen Generation einige interessante Möglichkeiten, um in einigen Generationen den ultimativen Sith zu erschaffen.