Gholas sind eines der interessantesten Konzepte aus dem Dune-Universum, aber im Endeffekt sind sie auch nur Klone... toter Charaktere, mit deren gesamten Erinnerungen und Erfahrungen bis zum Zeitpunkt ihres Todes
Für mich klang der Name Ghola immer nach einem Ghul, einem Wesen das also irgendetwas mit Leichen zu tun hat und vermutlich eine Art Zombie sein könnte. Doch tatsächlich sind Gholas im Dune-Universum genau genommen die Klone verstorbener Persönlichkeiten, welche dank des in Dune zur Lore gehörenden genetischen Gedächtnisses der Menschheit ihre alten Erinnerungen, Erfahrungen und sogar ihre ursprüngliche Persönlichkeit zurück erhalten können. Der perfekte Klon also, mit dem man sich ewiges Leben verschaffen kann, vorausgesetzt man hat kein Problem damit, dass das "Erwecken" der genetisch verankerten Erinnerungen des vorigen Lebens immer mit einem traumatischen Erlebnis in Verbindung stehen und daher in der Regel mittels gezielter Folter erreicht werden muss. Aber gerade für Sith-Alchemisten wäre das doch kein Hindernis. Warum gibt es also keine Gholas im Star Wars-Universum?
Zunächst einmal weil die Star Wars Lore kein genetisches Gedächtnis für die meisten Spezies etabliert hat und weil es in unserer geliebten weit weit entfernten Galaxis diese lästige Macht gibt, die alles miteinander verbindet und schon mal gerne normale Klonversuche sabotiert. Tatsächlich gab es gerade in der Thrawn-Trilogie und ihren Fortsetzungen mehrere Versuche Persönlichkeiten so zu klonen, dass man wirklich Abziehbilder von ihnen erhielt, doch diese Methoden erwiesen sich als langfristig problematisch. Großadmiral Thrawn erkannte relativ früh das Problem, dass gerade beim beschleunigten Wachstumsprozess mentale Probleme entstanden, die später zu katastrophalen Psychosen in seinen Klonsoldaten führten. Schuld daran war die Macht, welche scheinbar etwas dagegen hat, wenn man jemanden klont und mittels Imprinting- und Flash-Training-Methoden versucht dessen Psyche und Erinnerungen einem Klon überzustülpen, man könnte ja sagen, dass es die Macht nicht zulassen würde die Seele des jeweiligen Soldaten mitzuklonen. Thrawns Lösung war daher, die Macht aus der Gleichung zu entfernen und seine Klon-Laboratorien durch Ysalamiri abschirmen zu lassen, welche machtfreie Blasen erzeugten. Trotzdem entwickelten manche seiner Klonsoldaten in späteren Jahren Psychosen, bei denen sie zwischen ihrer ursprünglichen und neuen Identität hin und her gerissen waren, vor allem wenn das Original mittlerweile verstorben war. So wurden die Klone gewalttätig und unberechenbar. Man kann sogar argumentieren, dass Joruus C'baoth deshalb so durchgedreht war, weil die Macht es nicht zulässt Machtnutzer zu klonen. Thrawn sah Joruus C'baoths Wahnsinn jedenfalls als Produkt eines fehlerhaften Klonprozesses und wollte im Geheimen seine eigenen Machtnutzer klonen lassen, welchen später einmal der Jedi-Ritter Jaden Korr begegnen sollte.
Würde man Klone im Star Wars Universum natürlich oder beschleunigt heranreifen lassen, ohne zu versuchen sie zu Kopien des Originals zu machen, so kann das durchaus funktionieren. Die Klonarmee und Boba Fett haben ja bewiesen, dass es funktionieren kann sich langfristig funktionsfähige Klonsoldaten zu schaffen. Boba ist wohl sogar eines der besten Beispiele dafür, wie man einen Klon so erziehen kann, dass er schlussendlich sogar noch besser werden kann als das Original.
Es gab allerdings auch die Klone des Sith-Schülers Galen Marek aka Starkiller, welche sich vorwiegend als Fehlschläge herausstellten und immer wieder daran scheiterten, dass sie durch den beschleunigten Klonprozess und die Übertragung von Erinnerungen des Originals auch von Machtvisionen geplagt wurden, die sie psychisch höchst instabil werden ließen. Es dauerte Monate bis Darth Vader einen Klon vor sich hatte, der sich mental einigermaßen stabil erwies. Doch auch dieser Klon wurde von Erinnerungen und Visionen geplagt, wobei er allerdings von Kamino entkommen und eine Reise beginnen konnte, die ihn irgendwie zu einem eigenständigen Charakter machte. Ob das jedoch langfristig auch funktioniert hätte? Nach Jahren wäre dieser Klon wohl vielleicht auch in den Wahnsinn abgedriftet.
Die beste Klonlösung fanden noch Sith-Lords wie Darth Sidious, welche bewusstlose Klonkörper nutzten, um sich via Essenztransfer jederzeit verjüngen und von tödlichen Verletzungen erholen konnten, indem sie einfach von ihrem neuen Körper Besitz ergriffen. In der Lore gibt es aber auch das mögliche Beispiel von Geisterbeschwörungen, welche dazu führten, dass womöglich die Reste der Essenz eines dunklen Lords der Vergangenheit von einem neuen Körper Besitz ergreifen konnten. Ein solches Beispiele wäre vielleicht der Jedi-Padawan Eison Gynt, der von seinem Meister für tot gehalten auf Yavin 4 zurückgelassen wurde und seinen Körper später scheinbar dem Geist von Naga Sadow zur Verfügung stellte. Es gab aber auch den Muur-Talisman, der darauf ausgelegt war seinen jeweiligen Träger zum Wirt für den Geist des Sith-Lords Karness Muur zu machen. Und möglicherweise nutzten die Sith des Neuen Sith-Imperiums (etwa 1000 Jahre vor Darth Bane) arkane Techniken, um den legendären dunklen Jedi Xendor aus der Unterwelt heraufzubeschwören, wobei er womöglich als Dark Underlord für einige Zeit zum Anführer der Sith dieser Ära wurde.
Sith-Imperator Vitiate hatte wohl das umfangreichste Wissen aller Sith, wie man sich Kopien seiner selbst verschaffen konnte, doch selbst er scheint nie versucht zu haben sich legendäre Sith-Lords oder dunkle Jedi klonen zu lassen. Zumindest wüssten wir nichts von derartigen Experimenten, aber es hätte sie ja durchaus gegeben haben können. Vitiate hätte 300 Jahre gehabt, um Revan Genmaterial für eine Klonarmee zu entnehmen oder dieses Material mit anderem kombinieren zu lassen, um wie Thrawn in seinen späten Klon-Experimenten Hybriden legendärer Machtnutzer zu erschaffen. Falls ich das noch nicht erwähnt habe, Thrawns Experimente sich einen besseren Machtnutzer als Joruus C'baoth zu klonen eskalierten zu einem Projekt, in welchem Thrawns Genetiker die Genproben verschiedener bekannter Machtanwender (mit Ausnahme des Imperators und Darth Vaders) kombinierten und so etwa "Klone" erschufen, die eine Kreuzung aus Luke Skywalker und Kam Solusar oder Mara Jade und der dunklen Lady Lumiya waren. Da überrascht es doch fast, dass Vitiate nicht auch versucht haben könnte sich den perfekten neuen Körper mit maximalen Machtpotenial erschaffen zu lassen. Er hätte ja die Zeit gehabt Jahrzehnte zu warten, bis aufgrund der extrem geringen Erfolgschancen endlich ein Experiment gelungen wäre. Zumindest für Rollenspieler bietet sich so eine mögliche Ideenquelle für Charaktere die eine Reinkarnation Exar Kuns und Ludo Kresshs sein könnten. Vitiate hätte so einen genetisch perfekten Klon wohl auch auf den Weg gebracht irgendwann sein neuer Zorn des Imperators zu werden.