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Sollte man Mandalorianer auch als Kampfpiloten anheuern?

Als Infanteristen und Reiter von mechanischen, sowie organischen Kriegsbestien haben sich die Mandalorianer ja einen eindrucksvollen Ruf erkämpft, aber sind Raumkämpfe vielleicht ihre Achillesferse?

In den Legends haben sich die Mandalorianer ihren Ruf als Krieger vor allem dadurch verdient, dass sie dank ihrer Beskar-Rüstungen (samt aller darin versteckten Gadgets) unübertroffene Infanteristen waren. Beskar eignete sich sogar dazu Lichtschwerter abzuwehren und mehrere direkte Blastertreffer einzustecken. Das Mandalorianische Eisen, das auch kaum exportiert oder von anderen Spezies abgebaut wurde erlaubte es den Mandalorianern selbst ihre einfachen Soldaten so auszustatten, wie es sonst nur Spezialeinheiten möglich war. Selbst als das Mandalorianische Eisen knapper wurde erwiesen sich die Mandalorianer immer noch als die besten Söldner der Galaxis, wobei sie jedoch bis in die Zeiten Jango Fetts vor allem als Infanteristen glänzten und so auch unter Mand'alor Jaster Mereel eher dazu neigten mit ihren Transportschiffen irgendwo zu landen und dann mit Hilfe von Jetpacks und Bodenfahrzeugen den Gegner aufzumischen. In den Legends hatten die Mandalorianer meiner Meinung nach also durchaus eine Achillesferse, was meiner Meinung nach am nachdrücklichsten in der Comic-Serie Jango Fett: Open Seasons dokumentiert ist, wo die Mandalorianer unter Mereel, Montross und Jango Fett eine planetare Invasion von Korda 6 wagen und bis zu ihrer Landung kaum über Luftunterstützung verfügen. Selbst in den Mandalorianischen Kriegen schienen die Mandalorianer eher auf planetare Invasionen mittels ihrer Basilisken zu setzen oder die betroffenen Planeten gleich aus dem Orbit zu bombardieren. 

 

Auch in den Legends gab es jedoch die so genannte Mandalorianische Blockade im Großen Galaktischen Krieg, der den Ereignissen von SWTOR vorausging. Diese Blockade war es, die Hylo Visz und Gault Rennow schließlich zu Helden der Republik machte, weil es ihnen mit einer Koalition von Schmugglern gelang die Blockade zu durchbrechen. Aber für eine solche Blockade hätten die Mandalorianer wohl keine Raumjäger-Asse benötigt.

 

Es ist überraschenderweise der neue Kanon der den Ruf mandalorianischer Piloten gestärkt hat - vor allem dank des Mandalorianischen Protektors Fenn Rau aus der Serie Star Wars Rebels.  Fenn Rau ist wohl einer der besten Piloten der Ära des Galaktischen Bürgerkriegs und er bezwang in einem relativ fairen Duell sogar die mit manchen Jedi vergleichbare Pilotin Hera Syndulla am Steuer eines A-Wings. Rau war außerdem einer der Ausbilder der Klonarmee auf Kamino, wobei er das Training der künftigen Raumjägerpiloten unter den Klonen übernahm. Während der Klonkriege konnte Fenn Rau trotz des neutralen Status von Mandalore selbst als Staffelkommandant auf Seiten der Republik an einigen Schlachten teilnehmen.

 

Dass Mandalorianer auch überdurchschnittlich gute Piloten abgeben ist eher überraschend, da ihr größter Vorteil gegenüber Normalsterblichen am Steuer eines Raumjägers zunächst gänzlich ausgeglichen wird. Normalerweise sind es ja die mandalorianischen Rüstungen und ihre als Konter zu den Fähigkeiten der Jedi-Ritter entwickelten Gadgets, welche mandalorianische Krieger zu weitgehend überlegenen Kriegern machen. Mit Ausnahme der Bes'uliik-Raumjäger (welche dank neu entdeckter Beskar-Vorkommen produziert werden konnten) aus den Star Wars Legends gab es nicht wirklich dramatisch überlegene mandalorianische Raumjägermodelle, auch wenn man vielleicht wie bei den mandalorianischen Rüstungen annehmen muss, dass die Mandalorianer auch bei ihren Raumjägern dazu neigten spaßige Modifikationen anzubringen. Mandalorianer sind ja auch so etwas wie die Tuning-Fanatiker der Star Wars-Galaxis, sodass es mich nicht überraschen würde, wenn sie all ihre Raumjäger auch individualisieren und mit allen möglichen Upgrades ausstatten würden. Immerhin haben das ja auch Boba und Jango Fett getan, die zumindest in den Legends ja auch Mandalorianer bzw. amtierende Mand'alor waren.

 

Es ist aber wohl nicht nur der Gear, der die Mandalorianer zu Ausnahmeerscheinungen macht. Um etwas tiefer in die Lore einzutauchen, Mandalorianer sind ja bekanntlich auch Vollzeit-Krieger, die mit ihrer einschlägigen Ausbildung für gewöhnlich bereits in ihrer Kindheit beginnen. So ein mandalorianischer Pilot hat also wohl eines der wichtigsten Kriterien für seine spätere Karriere bereits erfüllt, ehe er die Volljährigkeit erreicht - Flugstunden! Mandalorianer beginnen nicht bloß früher mit ihren militärischen Karrieren, sie neigen wohl auch eher zu on-the-job-Training oder anders formuliert, sie verzichten sehr wahrscheinlich auf exzessives Simulatorentraining. So gesehen sind mandalorianische Piloten wohl erfahrener als ihre imperialen und republikanischen Kollegen, die man nach mandalorianischen Standards eher als Spätzünder bezeichnen muss. Zudem müssen sich imperiale und republikanische Piloten eher mit standardisierten Raumjägermodellen abfinden,  bei denen Modifikationen nur in sehr beschränkten Ausmaß erlaubt sind. Bei den Mandalorianern könnte ich mir sogar vorstellen, dass sie ähnlich wie Kopfgeldjäger bei der Großen Jagd, ihre Raumjäger auch gar nicht kaufen, sondern als Teil eines Rituals stehlen "müssen". So gesehen könnte es auch sein, dass junge mandalorianische Piloten ihre Raumjägermodelle vorwiegend aus den Beständen von Mandalorianern überfallener Outer Rim Welten beziehen. Sollte ein Clan einmal ganz ambitioniert sein könnte man wohl auch eine Garnison besser ausgestatteter Planeten überfallen. Meiner Meinung nach würde ein solches rituelles Verhalten sehr gut zur mandalorianischen Nomandenkultur und ihrem Hang zu Plünderungen passen. Seinen frisch erbeuteten Jäger oder Bomber möglichst effizient aufzurüsten wäre wohl auch ein Prestigeprojekt für jeden Mandalorianer und besonders erfolgreiche Veteranen können sich dann wohl auch mit ihrem Vermögen wirklich exklusive Raumjägermodelle oder Modifikationen kaufen.

 

Möglicherweise spricht es aber auch schon für mandalorianische Piloten, dass sie aufgrund der Clanstruktur ihrer Raumjägerstaffeln eine sehr viel bessere Koordination mit ihren "Brüdern" besitzen, als gewöhnliche Kampfverbände. Man wächst als Mandalorianer wohl eher in seiner Staffel auf und das dürfte sich auch darauf auswirken wie Mandalorianer kämpfen. Gerade die mandalorianische Neigung sich auf Duelle einzulassen, ließe sich in Raumkämpfen sehr gut ausleben, auch wenn sie der Zusammenarbeit mit seinen Mitstreitern etwas abträglich sein könnte. Unterm Strich bin ich mir nicht sicher, ob die mandalorianische Kultur tatsächlich von Vorteil für Kampfpiloten wäre. Zumindest sollten Mandalorianer aber schon weit früher in der Lage sein die nötigen Erfahrungen zu sammeln und sie sind ja auch nicht gezwungen sich an die Vorschriften oder Nachschubketten eines weit förmlicheren Militärs zu halten. Das kann aber auch dazu führen, dass man benötigte Ersatzteile, Munitionsarten oder sogar Schmierstoffe nicht rechtzeitig erhalten könnte, um regelmäßig an Kampfeinsätzen teilzunehmen. Fenn Raus mandalorianische Jäger-Staffel setzte daher wohl auch auf einen einheitlichen und unmodifizierten Jägertyp, der den anderen mandalorianischen Jägertypen seiner Generation wohl so ähnlich war, dass er auch weitgehend die gleichen, umso leicht zu beschaffbaren Komponenten verwendete. Trotzdem war die Versorgung dieser mandalorianischen Raumjäger für die Logistiker der Großen Armee der Republik wohl nicht ganz so einfach, da sie nicht den Standards der hochgradig normierten Klonarmee entsprach. Somit bleibt mir nur zu sagen, ja, mandalorianische Söldner können auch als Piloten eine gute Figur machen, zumindest wenn man sich rollenspielerisch die positiven Aspekte ihrer Lore zurechtbiegt.