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Dune und das Jahr der langen Durststrecken

2020 ist noch lange nicht vorüber und wer sich jetzt schon etwas mitgenommen fühlt kann sich in den kommenden Monaten wohl auch noch auf die nächste jährliche Hitzewelle einstellen, aber zumindest leben wir nicht auf Dune...

Für mich persönlich zählt 2020 bereits jetzt als Katastrophenjahr und ich hoffe inständig, dass dieses Jahr noch einen drastischen Aufschwung mit sich bringen wird. Vielleicht ist Dune genau der Film, der 2020 auf unerwartete Weise sehr treffend verkörpern wird, denn auch Leto Atreides begann seine Statthalterschaft auf Arrakis (aka Dune) zunächst eher hoffnungsvoll, bis alles den Bach hinunter zu gehen schien. Am Ende (und damit spoilere ich zumindest den Plot der Buchvorlage) steht ein galaktischer Bürgerkrieg und eine in den Nachfolgeromanen äußerst bedeutende theokratische Diktatur. 

 

Die Neuverfilmung von Frank Herberts Dune durch Denis Villeneuve (Blade Runner 2049) gibt mir zumindest etwas, auf das ich mich 2020 noch freuen kann, auch wenn die Umsetzung von Romanverfilmungen und gerade von vermeintlichen Franchise-Startern keine Erfolgsgarantie mit sich bringt. Wer weiß, ob der Film gelingen wird, auch wenn ich nach Blade Runner 2049 optimistsch bin, dass Villeneuve in der Lage sein könnte die notwendige Laufzeit für eine Dune-Verfilmung zusammenzubringen. Dune ist auch ohne einen modernen Kino-Blockbuster durchaus ein erfolgreiches Franchise, jedenfalls soweit es die unzähligen Romane dieser Saga betrifft, die nach dem Tod Frank Herberts durch dessen Sohn Brian Herbert und einen gewissen Kevin J. Anderson (einer meiner Favoriten unter den Autoren die einst das Expanded Universe des Star Wars-Franchise geschaffen haben) fortgesetzt wurden. Es gäbe also unerwartet viele Quellen auf die man bei einer Expansion des Dune-Film-Franchise zurückgreifen könnte.

 

Doch was macht den Reiz dieses Franchise aus, von dem man vielleicht bestenfalls durch frühere Verfilmungsversuche gehört hat? Die Verfilmung aus dem Jahr 1984 von David Lynch hat mich in meiner Kindheit zum Beispiel überhaupt nicht mitgerissen und sogar dafür gesorgt, dass ich dem gesamten Franchise tendentiell ausgewichen bin. Selbst das legendäre RTS Dune II - Kampf um Arrakis weckte in mir nie eine tiefere Begeisterung für Dune, da ich diesem Stammvater des Command & Conquer-Franchise erst einige Jahre nach dem ersten C&C begegnet bin und es da für hoffnungslos veraltet hielt. So ist Dune über weite Strecken einfach an mir vorbei gegangen und es gäbe theoretisch keinen Grund, warum ich mich 2020 für eine Neuverfilmung des Science Fiction-Bestsellers aus dem Jahre 1965 interessieren sollte. Wäre da nicht das Buch oder genauer gesagt die via audible verfügbare Hörbuchfassung des Romans gewesen. Ich habe mir zwar irgendwann eine englischsprachige Ausgabe von Dune zugelegt, doch bin in dieser nie über die ersten Kapitel hinaus gekommen, weil ich keine Begeisterung für dieses Universum aufbringen konnte - Science Fiction-Klassiker hin oder her. Doch das englischsprachige Hörbuch hat mir dann doch die Augen oder eher die Ohren geöffnet, was an zwei Dingen liegen dürfte, zum einen wurde das Hörbuch wie ein Hörspiel mit verschiedenen Sprechern aufgenommen, zum anderen ist einer dieser Sprecher Euan Morton. SWTOR-Fans könnte dieser Name bekannt vorkommen, da es sich bei ihm um die englische Stimme des Sith-Inquisitors handelt. Hörbücher sind gerade in den letzten Jahren zu einem Medium geworden, auf das ich nicht mehr verzichten möchte und Morton übernahm auch die Sprecherrolle in der Hörbuchversion von James Lucenos Star Wars-Roman TARKIN, sowie die Rolle Dookus im Hörspiel DOOKU: JEDI LOST. [Anm.: Drei Links auf audible in einem Posting und das ohne die Plattform als Sponsor an Bord zu haben, aber wir sind hier ja auch nicht auf Youtube] Euan Morton als Dooku und Paul Atreides gehört zu haben hat vielleicht auch etwas von der Faszination die Dooku auf mich ausübt auf Paul "Muad'Dib" Atreides übertragen.

 

Dune mag vielleicht nicht ganz den Standards und dem Nitpicking moderner Science Fiction-Kritiker standhalten, da die Autoren der Saga ähnlich wie Star Wars sehr gerne mit metaphysischen Konzepten hantiert haben, aber es ist gerade dieses mangelnde Streben nach Realismus, das Dune geholfen haben könnte die Jahrzehnte zu überdauern. Für einen Star Wars-Fan wie mich ist Dune durchaus interessant, zumal Arrakis und die Fremen ja die Inspiration für Tatooine und die Tusken geliefert haben könnten, genauso wie Coruscant wohl von Isaac Asimovs Trantor aus dem Foundation-Zyklus inspiriert wurde. Ich würde sogar soweit gehen die Expanded Universe-Charaktere Sharad und A'Sharad Hett als Star Wars-Inkarnationen von Muad'Dib zu bezeichnen, wobei man mit diesem Aspekt in A'Sharads Fall vielleicht noch weiter gehen hätte können. So wie sich Muad'Dib nach einer auf Arrakis indigenen Springmaus benannte, orientierte sich A'Sharad Hett bei seinem späteren Sith-Namen Darth Krayt an einer Kreatur seines wüstenüberzogenen Heimatplaneten. Und auch Krayt zog als Sohn einer harschen Wüstenwelt aus, um die Galaxis als Imperator zu erobern und zu beherrschen, wobei seine Version des Sith-Ordens jedoch die zu erwartenden Tusken-Bezüge vermissen lässt. Das einzige was Krayts Sith von Tatooines Tusken Räubern geerbt zu haben scheinen sind rituelle Tätowierungen, sowie ein gewisses archaisches Verhalten.

 

Dune als das neue Star Wars zu bezeichnen sehe ich jedoch als einfältige Bezeichnung, da Dune ja schon vor Star Wars existierte und nie eine ähnlich starke popkulturelle Bedeutung erreichen konnte. Selbst die Neuverfilmung wird es wohl kaum schaffen in den Mainstream durchzubrechen, was aber an sich nichts schlechtes sein muss. Gescheiterte Franchise-Starter und Verfilmungen von modernen Klassikern gab es in den letzten Jahren ja einige, sodass es zumindest sinnvoll wäre sich von diesen abzusetzen. Die Dune-Saga ist vielleicht auch ein Beispiel dafür, wie sich ein Franchise gewissermaßen im Schatten der Öffentlichkeit entwickeln konnte, während so manche Young Adult-Reihe bereits nach dem ersten Bestseller-Erfolg (wobei ich vielleicht etwas übertreibe) sofort ein Filmstudio mit Franchise-Plänen beim Autor an die Tür klopfen ließ.