Dass es manchen Fans der Legends bisher schwer fiel sich mit Comics, Romanen und Videospielen des neuen Kanons anzufreunden lässt sich vielleicht auch mit den aktuellen Veröffentlichungstrends erklären...
Das neue EU beschäftigt sich bisher vor allem damit Lücken zu füllen, anstatt eigene Wege über die Filme hinaus zu beschreiten und das ist in meinen Augen einer der Gründe warum es zwar bei einigen Fans durchaus populär ist, bei anderen jedoch als eher belanglos abgetan wird. Was dem EU meiner Meinung nach fehlt sind starke eigene Charaktere, welche es gerade einmal im Comic-Bereich gibt, vor allem in Form der allerdings nicht ganz unumstrittenen Doctor Aphra-Reihe.
Die große Stärke des alten EU war es über Endor hinaus zu gehen und dort ein lebendiges Star Wars-Universum zu erschaffen, das sich über die Filmsaga hinaus entwickeln konnte. Diese Reise dauerte Jahrzehnte an und brachte dutzende "Legends-Charaktere" hervor, welche schlussendlich nur in ihren jeweiligen "nachrangigen" Medien vorkamen. Legends-Charaktere sind deshalb so populär, weil sie Fans besitzen die sie zu schätzen gelernt haben und dabei war es nicht notwendig sie mit einem Hollywood-Star besetzt auf die große Leinwand zu bringen.
Bisher brachte uns Disney vor allem Romane und Comics die bestenfalls Seriencharaktere ausgebaut haben und ich muss zugeben, dass ich ein großer Fan dieser Idee war "Nebencharakteren" wie Asajj Ventres oder sogar Kanan Jarrus ihre eigenen Geschichten abseits von The Clone Wars und Star Wars Rebels zu geben. Es müssen ja nicht immer Geschichten über den Skywalker-Clan sein, was mich und viele andere auch im alten EU gestört hat.
Relativ unerwartet hat das neue EU jedoch auch gleich einige Geschichten über die Antagonisten des Star Wars-Universums mit sich gebracht, wie in TARKIN, PHASMA, INFERNO SQUAD, LORDS OF THE SITH, mittlerweile drei Darth Vader Comicreihen und einer neuen THRAWN-Trilogie (welche diesen als Bösewicht für Star Wars Rebels einführen musste). Damit blieb in meinen Augen wenig Raum für wirklich hoffnungsvolle oder zumindest positive Geschichten im EU, Geschichten über Erfolge der neuen Republik oder vor allem Geschichten über das Heldentum der Jedi-Ritter.
Geschichten über Jedi fehlen mir in der aktuellen Auswahl an Kanon-Romanen, genauso wie in den Comics (wo Jedi bestenfalls in Kurzreihen und meistens in den Klonkriegen vorkommen). In den Legends gab es ganze Buchreihen mit Legends-Charakteren, welche die Geschichte des neuen Jedi-Ordens erzählten und im Kanon gibt es bisher gar nichts. Dafür hat sich zumindest etwas mehr an der Prequel-Front getan, die in meinen Augen während der Legends-Jahre sträflich vernachlässigt und vermutlich wegen The Clone Wars sogar aufgegeben wurde. Es gibt nun mit MASTER AND APPRENTICE einen Prequel-Roman, der vor Episode 1 angesiedelt ist und tatsächlich einige interessante Details zu Obi-Wans und Qui-Gons Partnerschaft verrät. Und dieser Roman ist mit dem Hörbuch DOOKU: JEDI LOST verbunden, welches tatsächlich einen Großteil von Dookus Karriere als Jedi-Ritter ans Licht bringt. Und in beiden Geschichten wird ein neuer Buch-exklusiver Charakter eingeführt, Jedi-Meister Rael Aveross, Dookus erster Padawan. Das gibt mir Hoffnung.
Und nun da The High Republic angekündigt ist bin ich auch sehr hoffnungsvoll, dass diese neue Romanreihe (ergänzt durch Comics) vielleicht an einige der Erfolge der Legends-Zeiten anknüpfen kann (wie die Star Wars Legacy Comics oder die mit The New Jedi Order begonnenen Buchreihen). Vielleicht könnte sich THR mit dem entsprechenden Erfolg bis zu Dookus Aufnahme in den Jedi-Orden hinziehen. Auf jeden Fall wagt die Reihe das riskante Projekt der Schöpfung von Kanon-Charakteren, welche weder aus Serien oder Filmen bekannt sein werden. Somit wird der Erfolg der Reihe aber wohl auch davon abhängig, ob sich diese Charaktere von den Fans ins Herz schließen lassen.