Wenn man Visionen der Zukunft erhalten, sich mit Space Magie heilen, schützen und verteidigen kann, während man mit einem scheinbar unzertörbaren Schwert aus Licht und Plasma herumläuft kann man schon schnell mal die Bodenhaftung verlieren und sich für einen Übermenschen halten...
Doch nicht jeder Jedi ist so mächtig, dass er es mit einer ganzen Piraten-Gang gleichzeitig aufnehmen kann und so würden junge überhebliche Jedi-Ritter regelmäßig Opfer ihrer eigenen Arroganz werden. Die Abschottung des Jedi-Ordens hat meiner Einschätzung nach klare Nachteile, die zur Selbstüberschätzung seiner Mitglieder führen würden. Nicht jedes Mitglied des Ordens besitzt außerdem das notwendige Maß an Machtfähigkeiten, um völlig ohne Allgemeinwissen oder eine solide Grundausbildung auskommen zu können. Navigationskenntnisse, Überlebenstraining und die Fähigkeit technische Geräte zu reparieren oder Droiden zu reprogrammieren, sind Dinge die man nicht notwendigerweise von einem allmächtigen Jedi-Meister lernen muss. Es wäre für den Jedi-Orden wohl auch organisatorisch zu aufwendig, für die weniger esoterischen Fächer eigene Jedi-Meister zur Hand zu haben. Natürlich könnte es im Jedi-Orden einen Experten für Überlebenstraining geben, der alljährlich einige Klassen unterrichtet, aber eben nur wenn er nicht auf irgendeiner langwierigen Mission unterwegs ist.
Zumindest in den Star Wars Legends erkannte der Jedi-Orden die Notwendigkeit an, spezialisiertes Wissen durch Nicht-Jedi vermitteln zu lassen, auch wenn der Orden sehr häufig versuchte wirklich Jedi-Meister für alles zu finden. Zumindest Luke Skywalkers Jedi-Akademie wich jedoch von dieser fatalen Tradition ab, was auch am Mangel an einer vielschichtig ausgebildeten Anzahl von Jedi-Meistern liegen konnte. Doch es war zumindest kein Problem jemanden wie Jagged Fel als Dozenten anzustellen, nachdem er das Amt des imperialen Staatschefs aufgegeben hatte und schließlich Jedi-Meisterin Jaina Solo heiratete.
Im neuen Kanon kritisierte vor allem Qui-Gon Jinn die Abschottung des Jedi-Ordens vor der "wirklichen Welt", wobei er darunter auch verstand, dass die Jedi-Ausbildung sich vor allem auf den Tempel auf Coruscant konzentrierte, wodurch diese Welt für junge Jedi quasi die Norm darstellte, obwohl es eigentlich die Aufgabe der Jedi wäre sich mit dem überwiegenden Rest der Galaxis zu beschäftigen. Nach Qui-Gons Verständnis wurden junge Jedi (wie auch sein Padawan) durch den Tempel auf Coruscant und Großmeister Yoda schlecht auf ihre künftige Arbeit fernab des galaktischen Kerns oder Coruscants vorbereitet. Während Senatoren aus allen Winkeln der Galaxis zwar eine ignorante Elite darstellen mochten, hatten sie diesen Standpunkt nur angenommen, für die Jedi, welche sich auf Coruscant konzentrierten und den Großteil ihrer Kindheit und Jugend hier verbrachten gehörte eine gewisse "Kernweltler-Arroganz" aus Qui-Gons Sicht zu den großen Problemen des Ordens. Qui-Gon wollte künftige Padawane dort ausbilden, wo sie später auch zum Einsatz kommen würden und nicht in einem abgeschotteten Tempel in der Nachbarschaft der galaktischen Elite.
Dank General Daeruun und Meister Gnost-Dural wurde der Jedi-Orden von Ossus evakuiert und findet sich nun vorerst noch nicht im Herzen der Republik, sondern auf Odessen und einigen Frontbasen der Republik wieder. Das ist nun auch nicht ganz ungefährlich, weil meiner Meinung nach so eine Generation von Padawanen heranwachsen wird, welche die Rolle des Jedi-Ordens sehr militaristisch betrachten wird. Doch in der galaktischen Geschichte war es genau diese Rolle, mit der sich der Jedi-Orden immer wieder in den Geschichtsbüchern verewigt hat und nicht mit den diplomatischen Erfolgen einzelner Jedi-Meister. Der längste galaktische Konflikt mit einem Sith-Imperium sollte sogar 1000 Jahre dauern und dazu führen, dass Jedi-Meister planetare Herrscher und sogar Kanzler der Republik wurden. Womöglich hallt der Transformation des Jedi-Ordens in Lord Hoths Armee des Lichts bereits eine Art Echo voraus, welches sich in der militaristischen Ausrichtung der Task Force Nova manifestieren könnte.
Im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten dürfte es sehr wahrscheinlich sein, dass Gnost-Durals Schüler derzeit auch von ehemaligen Mitgliedern der Ewigen Allianz unterrichtet werden. Da es an Jedi-Mentoren mangelt ist das sogar sehr wahrscheinlich und angesichts des Anforderungsprofils für die neue Generation von Frontsoldaten im Krieg gegen das Sith-Imperium wäre es auch höchst sinnvoll diese Padawane in Militärstrategie und Militärgeschichte, sowie den entsprechenden Kampftechniken auszubilden. Soll die neue Jedi-Generation als Offiziere dienen, dann würde sie auch eine adäquate Ausbildung benötigen.
Den größten Vorteil würden Seminare durch Nicht-Jedi jedoch dadurch bilden, dass es solche an der Sith-Akademie nicht geben dürfte. Alles was wir über die Sith- und Jedi-Ausbildung (aus den Legends) wissen deutet darauf hin, dass die Jedi zumindest manchmal Padawane oder Jünglinge durch einschlägige Experten unterrichten ließen. Sith hingegen stützten sich viel mehr auf die bereits kritisierte Abschottung ihrer Ordensmitglieder gegenüber "gewöhnlichen Sterblichen". Kurzum, Absolventen einer Sith-Akademie wurden zu Arroganz und Überheblichkeit erzogen, ohne damit ein Problem zu haben. Während ein Jedi sich im Falle eines Absturzes vielleicht an sein Überlebenstraining oder Erste Hilfe-Kenntnisse erinnerte und diese Kenntnisse nutzen konnte, um sich und seine Begleiter zu retten, wäre ein Sith wohl dazu verpflichtet gewesen seinen Überlebenswillen und seine Machtfähigkeiten einzusetzen, um zu überleben und wer da nicht aus eigener Kraft mithalten kann wäre eben unwürdig. Praktische Kenntnisse sind aus Sith-Sicht wohl etwas für Weicheier. Ein Sith wüsste daher wohl auch nicht wie man einen Hyperraumantrieb oder generell ein Raumschiff reparieren kann, während Jedi durchaus dazu in der Lage sein könnten, vor allem, wenn sie sich während ihrer Ausbildung für entsprechende Kurse eingeschrieben haben.
Die Unterschiede in ihrer Ausbildung machen vielleicht auch klar, warum in den Legends gerne behauptet wurde, die gefährlichsten und mächtigsten Sith wären Ex-Jedi gewesen. Warum auch nicht, wenn diese Ex-Jedi schlussendlich besser ausgebildet sind. Man merkt einen möglichen Unterschied zwischen der Sith- und Jedi-Ausbildung auch bereits darin, wie Zöglinge beider Organisationen im Gebrauch ihrer traditionellen Waffen unterrichtet werden. Jedi beginnen ihr Lichtschwerttraining laut Episode II, Episode IV und diversen Comics damit zu lernen, wie man Blasterschüsse abwehren kann, indem man seine Macht-Reflexe nutzt. Diese defensive Fähigkeit ist auch dazu gedacht jungen Jedi beizubringen, wie sie sich selbst und andere in ihrem Umfeld schützen können. Sith hingegen scheinen (laut meiner Interpretation von The Force Unleashed, Darth Plagueis, Red Harvest und Lost Tribe of the Sith) ihre Schüler vordergründig auf den Kampf mit ihrem Lichtschwert vorzubereiten, womit man von einem gewöhnlicheren Schwertkampftraining sprechen könnte. Für Sith ist das Lichtschwert eine reine Waffe, für Jedi ist es ein Symbol und sogar ein Schild. In Schlachtszenarien machen Jedi aufgrund ihres defensiven Umgangs mit ihrer Hauptwaffe daher auch keine so schlechte Figur und können durchaus ihre Truppen an der Front führen, während Sith sich entweder in ihrem Hauptquartier verschanzen würden oder selbst als kaum kontrollierbare Beserker auf dem Schlachtfeld wüten würden. Ein Sith hätte jedenfalls als Front-Berserker kaum die Zeit oder auch nur das Interesse sich mit der Taktik seiner Truppen zu beschäftigen, während Jedi durchaus zu diesem Mikromanagement neigen, wie in den Klonkriegen bewiesen. Padawane während der Klonkriegen erhielten oftmals eine Ausbildung in kriegerischen Dingen und wurden hin und wieder auch durch Personal der Großen Armee der Republik in deren Fachgebieten eingeschult.