Bevor ich mich an eine Review von Season 1 wagen kann, muss ich erst einmal meine Überlegungen zum zentralen Antagonisten der ersten und sehr wahrscheinlich auch der zweiten Staffel von The Mandalorian los werden...
Dieses eine Bild sollte schon ausreichen die Bedeutung des als Moff Gideon bekannten Ex-ISB-Agenten für die Zukunft von The Mandalorian zusammenzufassen. Ein Moment der im Grunde alles erklärt, wie und warum die Imperialen auch an Beskar kommen konnten.
Moff Gideon war als ISB-Agent am so genannten Great Purge beteiligt, der die Mandalorianer mutmaßlich von Mandalore vertrieben und die damals von Lady Bo-Katan Kryze geführten Clans in alle Winde zerstreut hat.
Wer sich nun fragt wieso ein ehemaliger ISB-Offizier mit DEM Darksaber herumlaufen sollte, in diesem Fall würde ich die Serie STAR WARS REBELS empfehlen, in welcher ein anderer ISB-Offizier namens Kallus mit einer exklusiv von der könglichen Garde der Lasat genutzten "bo-rifle" herumläuft, einer Mischung aus Blastergewehr und Elektrostab. Das Volk der Lasat wurde aufgrund einer Rebellion gegen das Imperium beinahe ausgelöscht, wobei es Agent Kallus oblag den entscheidenden Befehl zu geben, wobei er den Einsatz von Disruptoren veranlasste, die vielleicht manchen Jedi Knight-Spielern noch bekannt sein könnten. Disruptoren desintegrieren ihre Opfer einfach, vermutlich wie das Gewehr des Mandalorianers. Kallus massakrierte also ein ganzes Volk und zog mit etwas Kriegsbeute von dannen, weil das Niederschlagen solcher Rebellionen und das Ausrotten jeden Widerstandes eben eine der Aufgaben des ISB war.
Moff Gideon war wohl auf Mandalore in einer ähnlichen Position wie Kallus, machte später aber wohl noch weiter Karriere, während Kallus insgeheim von Selbstzweifeln geplagt wurde, welche schließlich dazu führten, dass er kurz vor der Schlacht um Lothal zur Rebellen-Allianz überlief. Genau jene Serie in der man einen ISB-Agenten als Schlächter von Lasat einführte wurde aber auch Mandalore von einem imperialen Regime befreit, doch wie man sieht ging das ganze nicht gut aus. Das Staffelfinale von REBELS zeigte zwar, dass Lothal von imperialen Strafaktionen verschont blieb und dass die Mandalorianerin Sabine Wren sich auf dem Planeten niederließ, doch von Mandalores Schicksal erfuhren wir leider nichts. Generell lässt sich feststellen, dass die Mandalorianer eines der Lieblingsthemen von Dave Filoni und Jon Favreau zu sein scheinen. Die beiden Exeuctive Producer von The Mandalorian begannen ihre Zusammenarbeit im Star Wars-Universum bereits in der Serie THE CLONE WARS, in welcher Favreau Pre Vizsla, dem Anführer der mandalorianischen Splittergruppe Death Watch, seine Stimme lieh. In dieser Rolle trug Favreaus Charakter auch das nun in Gideons Händen zu sehende Darksaber, dessen Lore zuletzt in REBELS massiv ausgebaut wurde. Das Darksaber wurde einst von Tar Vizsla konstruiert, dem ersten Mandalorianer, der zum Jedi ausgebildet wurde. Nach Tar Vizslas Tod wurde dieses mysteriöse Lichtschwert ein Symbol des designierten Anführers der Mandalorianer.
THE CLONE WARS führte das Darksaber als Erbstück von Clan Vizsla ein, doch die Serie beantwortete auch die Frage, was passieren würde, wenn diese Waffe in die Hände eines Nicht-Mandalorianers gelangen würde. In diesem Fall waren es die Hände Darth Mauls, dessen Anspruch auf die Führung der Mandalorianer jedoch einen Bürgerkrieg auslöste, in welchem Bo-Katan Kryze die Rolle der Oppositionsführerin einnahm. Kryze Schwester, Herzogin Satine Kryze hatte zuvor ein neutrales, freies und friedliches Mandalore angeführt, bis Clan Vizsla und die Death Watch begonnen hatten Bombenanschläge auf Mandalore anzuzetteln. Am Ende der Klonkriege wurde Darth Maul mit Hilfe einer Klonarmee auf Mandalore besiegt, woraufhin die Republik Bo-Katan Kryze als rechtmäßige Regentin des Planeten einsetzte. Das Darksaber blieb jedoch in den Händen Mauls, der von Mandalore flüchten konnte. Mit dem Untergang der Republik installierte das Imperium einen imperialen Vizekönig auf Mandalore, Gar Saxon, der Bo-Katan Kryze und ihre Anhängerschaft in den Untergrund trieb. Saxons Bestrebungen Mandalore zu einem loyalen Protektorat des Imperiums machen stützten sich neben seinen loyalen imperialen Superkommandos (Mandalorianer die dem Imperium gegenüber loyal waren und auch ihre Beskar-Rüstungen gegen billigere imperiale Rüstungen eingetauscht hatten) auch auf eine Superwaffe, die gezielt gegen die Träger von Beskar-Rüstungen eingesetzt werden konnte. Diese Superwaffe setzte Saxon auch ein, nachdem Sabine Wren das Darksaber wiederentdeckt hatte und mit der Hilfe ihrer Mutter eine neue mandalorianische Widerstandsbewegung organisiert hatte.
Nach der Zerstörung der imperialen Superwaffe übergab Sabine Wren das Darksaber an Bo-Katan Kryze, welche sich scheinbar auf den Weg machen konnte Mandalore wieder zu vereinen und von der imperialen Besetzung zu befreien. Wie wir nun wohl erfahren haben ging dieser Schuss jedoch nach hinten los, wobei wir noch nicht die genauen zeitlichen Details wissen. Erfolgte die imperiale Vergeltungsaktion noch vor oder nach der Zerstörung des Zweiten Todessterns? Warum das so wichtig ist, sollte jedem Leser der Aftermath-Trilogie oder auch Spielern von Battlefront II bewusst sein. Nach Palpatines "Tod" veranlassten dessen Handlanger eine massive Welle an Vergeltungsaktionen, darunter auch gegen loyale imperiale Welten. Lothal blieb von diesen Massakern verschont, doch es wäre vorstellbar, dass Moff Gideon in den Monaten nach Endor mit der vollen Wucht der imperialen Tötungsmaschinerie auf einem instabilen, aber freien Mandalore einfiel und dessen Bevölkerung auszulöschen versuchte.
Gideon befehligt in The Mandalorian außerdem nicht bloß imperiale Sturmtruppen, sondern auch die tendentiell nur imperialen VIPs in der Waffenentwicklung vorbehaltenen DEATH TROOPER. Diese Elite-Sturmtruppen ließen vermuten, dass Gideon womöglich mit der Tarkin-Initiative in Verbindung stand, jener "Abteilung" innerhalb des Imperiums, die sich mit dem Bau von Superwaffen und der Beschaffung dafür nötiger Ressourcen beschäftigte. Sollte Gideon damit beauftragt gewesen sein, Beskar-Erz zu beschaffen, dann wäre ihm so auch der Schutz durch Death Trooper zugekommen. Wie im Finale von THE MANDALORIAN zu sehen und aus REBELS bekannt lässt sich aber auch bereits gebrauchtes Beskar wieder einschmelzen und umschmieden, weshalb Sabine Wren etwa eine eigentlich mehrere Jahrhunderte alte mandalorianische Rüstung trägt.
Gideons unbekanntes Interesse an Yodas 50jährigen Artverwandten könnte eine weitere Erklärung für seine Befehlsgewalt über eine Abordnung Death Trooper zulassen, denn er könnte weiterhin Projekte der Tarkin-Initiative beaufsichtigen. Wie im SHATTERED EMPIRE Comic zu sehen besaß das ISB sogar mehrere Black Sites und geheime Laboratorien, in denen etwa auch zwei Ableger des machtsensitiven Baums aus dem Hof des Jedi-Tempels aufbewahrt und analysiert wurden. Das Blut eines machtsensitiven Kindes mit den Midichlorianerwerten Meister Yodas wäre für diese "Wissenschaftler" im Dienst des ISB sicher von größtem Wert. THE MANDALORIAN könnte diesen Plot noch in sehr interessante Richtungen entwickeln, denn DEATH TROOPER tragen ihren Namen ja auch wegen des Gerüchts, dass sie untote Sturmtruppler wären. In den Legends gab es einige imperiale Forschungsprojekte, mit denen man Supersoldaten schaffen wollten, vor allem aber möchte ich an den Plot von Jedi Knight 2 erinnern, in welchem es darum ging machtsensitive Sturmtruppen zu erschaffen.
Für diese wären Mandalorianer vielleicht sogar die perfekten Gegner, denn laut Sabine Wren und dem letzten mandalorianischen Protektor Fenn Rau wurde das mandalorianische Waffenarsenal ursprünglich entwickelt, um es mit Jedi-Rittern aufnehmen zu können. Jetpacks? Das mandalorianische Gegenstück zum Machtsprung. Und das smart cable der mandalorianischen Handgelenks-Werfer wurde damit wohl auch explizit entwickelt, um einen Jedi daran zu hindern sein Lichtschwert einzusetzen. Sollten wir uns also auf ein Duell zwischen Moff Gideon und Din Djarin einstellen? Ich wette darauf! Wobei sich weiters noch die Frage stellen würde, ob Moff Gideon nicht auch eine mandalorianische Rüstung in seinem Trophäenschrank aufbewahrt, für alle Fälle versteht sich.
Vielleicht wartet Moff Gideons Hintergrundgeschichte jedoch auch noch mit einigen bösen Überraschungen auf, denn aufgrund seines Alters und seiner Beschäftigung mit Mandalore wäre auch nicht auszuschließen, dass Gideon selbst von Mandalore stammt oder einst Gar Saxons imperialen Superkommandos angehörte. Aber vielleicht wäre dieser Konflikt dann zu sequelartig, wenn sich der verräterische verlorene Sohn mit dem adoptierten Erben der mandalorianischen Werte anlegen würde. In der Regel würde es adoptierten Mandalorianern ja offen stehen ihren Namen zu ändern und da Gideon aus den mandalorianischen Archiven nur Din Djarins Geburtsnamen kennt blieben dessen selbst gewählter mandalorianischer Name, sowie sein eventueller Clanname bis auf weiteres offen.
Während uns schon Paz Vizsla als einer der überlebenden Mandalorianer vorgestellt wurde stellt sich aber immer noch die Frage, was aus Bo-Katan Kryze oder ihrem seit den Klonkriegen verschollenen Neffen Korkie Kryze wurde. Korkies Tod könnte leider noch eine Rolle in der siebten Staffel von THE CLONE WARS spielen, doch selbst das müsste das nicht das Ende von Haus Kryze sein, das durch Adoption fortleben könnte. Warum mir das so wichtig ist? Weil Bo-Katan Kryze von der hoffentlich aus dem Battlestar Galactica-Remake bekannten Katee Sackhoff gesprochen wurde, eine Schauspielerin die wohl durchaus geneigt wäre in einer anderen Live Action-SciFi-Serie eine Rolle zu übernehmen. Und diese Überlebende von Haus Kryze könnte ja noch ein Hühnchen mit Moff Gideon zu rupfen haben, gerade wenn er ihre Adoptivmutter getötet haben sollte. Mandalorianische Blutfehden könnten auf diesem Wege auch noch Eingang in den neuen Star Wars-Kanon finden.